Überfall auf Schladming

Bauernkriegerdenkmal in Schladming (errichtet 1925)

Die Schlacht bei Schladming am 3. Juli 1525, auch Überfall auf Schladming, war ein Sieg der Aufständischen im Salzburger Bauernaufstand bei der steirischen Stadt Schladming über den Landeshauptmann der Steiermark, Siegmund von Dietrichstein. Die Aufständischen erzielten damit einen der wenigen Erfolge eines Bauernheeres in einer größeren Schlacht während des Deutschen Bauernkrieges.

Verlauf

Erzherzog Ferdinand entsandte im Frühjahr 1525 ein Söldnerheer unter Siegmund von Dietrichstein, um Aufstände in der Steiermark und wohl auch im Erzstift Salzburg niederzuschlagen. Dieses Heer zog das Ennstal hinauf in Richtung salzburgische Grenze.

Die Aufständischen der Salzburger Landschaft gegen Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg mobilisierten daher gegen den als „Bauernschinder“ berüchtigten Dietrichstein zahlreiche Kriegsknechte, darunter Bauern und viele Knappen aus dem Erzbergbau. Dietrichsteins Truppen lagerten seit dem 1. Juli 1525 in Schladming. Die Salzburger Aufständischen planten unter Leitung ihres Hauptmanns Michael Gruber für den 3. Juli 1525 einen Angriff, noch bevor Dietrichsteins Truppen sich mit den steirischen Verstärkungen unter Niklas von Salm vereinigen konnten. Einen zuvor ausgehandelten Waffenstillstand nahm keine der beiden Parteien ernst. Gruber hatte erkannt, dass der Schnellere in der besseren Position wäre und teilte seine Leute im Vorfeld des Kampfes in zwei Gruppen auf, die in einem Nachtmarsch von Mandling in die Berge nördlich und südlich von Schladming vordrangen.

Dietrichstein hatte zur selben Zeit die deutschen Reisigen über die Ennsbrücke wegziehen lassen, wahrscheinlich zur Unterstützung eines beabsichtigten Angriffs auf Mandling. Damit verblieben zur Verteidigung nur die ständischen Husaren, Landsknechte und böhmische Söldner in der Stadt.[1] Die Bewachung der Tore und Mauern von Schladming war offenbar schlecht. Ein Trupp von ca. 130 Salzburgern besetzte in der Frühe des 3. Juli 1525 das offene Stadttor. Die Ennsbrücke wurde besetzt und damit die ausgerückten Reisigen von der Stadt abgeschnitten. Mit erbeuteten Falkonetten wurden die Husaren in die Flucht geschlagen. Die völlig überraschten steirischen Landsknechte, vermutlich gerade im Aufbruch in Richtung Radstadt, waren schnell geschlagen, etwa 200 von ihnen liefen zu den Aufständischen über. Ihr Anführer Dietrichstein wurde in der Stadt gefangen genommen. Der salzburgische „gemeine Haufen“ war in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung dafür, Dietrichstein zu erschlagen, letztlich kam er aber ebenso wie andere Adlige in Geiselhaft nach Hohenwerfen. Einige Dutzend Söldner wurden öffentlich enthauptet. Den Siegern fiel eine reiche Beute in die Hände, allein 19.000 Gulden aus steirischen Kriegskassen.[2][1]

Folgen

Für die Aufständischen bedeutete Schladming einen ihrer größten militärischen Erfolge, für Habsburg war es hingegen eine Schlappe, die auch überregional wahrgenommen wurde. Erzherzog Ferdinand verfolgte von nun an gegenüber der Salzburger Landschaft eine kompromisslose Linie, während Bayern Geheimverhandlungen mit dem auf Hohensalzburg eingeschlossenen Erzbischof Lang aufnahm. Dieser bot den Wittelsbachern an, Ernst von Bayern (den jüngeren Bruder der beiden gemeinsam regierenden Bayernherzöge Wilhelm und Ludwig) als Koadjutor anzunehmen. Auch der Schwäbische Bund bot sich als Vermittler an und sagte der Salzburger Landschaft zu, dass die Klagen gegen den Erzbischof Lang untersucht würden, forderte aber, dass er im Amt verbleiben und nicht abgesetzt werden sollte.[3]

Anfang August ließ Erzbischof Lang von der Festung Hohensalzburg aus die Stadt Salzburg beschießen, was von der Landschaft als Provokation empfunden wurde. Mitte August standen sich die Truppen der Salzburger Landschaft unter Michael Gruber und des Schwäbischen Bundes unter dem Bayernherzog Ludwig X. und dem Söldnerführer Georg von Frundsberg bei Maxglan gegenüber. Es kam aber nicht zur Schlacht, sondern zu intensiven Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen, die in einen auf den 31. August 1525 datierten Vertrag (compromiss) mündeten. Erzbischof Lang räumte darin der Landschaft eine gewisse politische Beteiligungsmöglichkeit ein. Der Friedensvertrag mit den aufständischen Bauern wurde aber von Lang bald gebrochen.[3] Niklas von Salm warf 1526 den in der Folge wieder aufflammenden Bauernaufstand mit Härte nieder.[4]

Literatur

  • Franz Hutter: Geschichte Schladmings und des steirisch-salzburgischen Ennstales. Graz, U. Moser, 1906.
  • Roland Schäffer: Der obersteirische Bauern- und Knappenaufstand und der Überfall auf Schladming 1525 (= Heft 62 der Militärhistorischen Schriftenreihe des Heeresgeschichtlichen Museums). Österreichischer Bundesverlag, Wien 1989.

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang Maderthaner: Kapitel Schladming und die revolutionäre Landschaft Salzburgs. In: Zeitenbrüche. Sozialrevolutionäre Aufstände in habsburgischen Landen. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2023, ISBN 978-3-593-51779-7, S. 123–139.
  2. Jürgen Bücking: Der „Bauernkrieg“ in den habsburgischen Ländern als sozialer Systemkonflikt, 1524–1526, Göttingen 1975, S. 182.
  3. a b Peter Blickle: Die Revolution von 1525. Oldenbourg, 4. Auflage München 2004, S. 163.
  4. Ulrich Becker: Die Reformation: Im Zwiespalt − Das Dilemma des Siegmund von Dietrichstein In: museum-johaneum.at; abgerufen am 16. Juni 2025.