Akrochordit

Akrochordit
Bräunliche Akrochorditkörnier mit grünlichem Eveit aus Långban, Schweden (Gesamtgröße: 1,5 cm × 1,0 cm × 1,0 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Akr[1]

Andere Namen
Chemische Formel
  • MnMn2Mn2(AsO4)2(OH)4(H2O)4[4]
  • Mn2+4Mg[(OH)2|AsO4]2·4H2O[5]
  • (Mn,Mg)5[(OH)2|AsO4]2·4H2O[6]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.09
VII/D.16-030

8.DD.10
42.04.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[7]
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14[6]
Gitterparameter a = 8,68 Å; b = 17,63 Å; c = 6,83 Å
β = 99,5°[6]
Formeleinheiten Z = 2[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,19 bis 3,35; berechnet: 3,26 bis 3,29[8]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}[8]
Farbe farblos, gelblich- bis rötlichbraun, hellrosa[8]
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz durchscheinend
Glanz matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,672[9]
nβ = 1,676[9]
nγ = 1,683[9]
Doppelbrechung δ = 0,011[9]
Optischer Charakter zweiachsig positiv

Akrochordit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung MnMn2Mn2(AsO4)2(OH)4(H2O)4[4] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Mangan-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Da

Akrochordit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem chemischen Zusammensetzung (Mn,Mg)5[(OH)2|AsO4]2·4H2O[6] und entwickelt meist kugelige, warzenförmige (Name!), aber auch prismatische Kristalle bis etwa 2 mm Größe oder körnige bis massige Mineral-Aggregate.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Akrochordit in Mineralproben aus der schwedischen Grubengemeinde Långban (Filipstad) in der schwedischen Provinz Värmlands län und beschrieben 1922 durch Gustaf Flink[10] (1849–1931[11]), der das Mineral aufgrund seiner charakteristischen warzenförmigen Kristallausbildung nach altgriechisch ἀκροχορδών akrochordṓn für Warze benannte. Die chemische Analyse führte G. Karl Almström durch, der eine Zusammensetzung von As2O3·4MnO·MgO·6H2O ermittelte.[12]

Bei der Veröffentlichung der „Neuen Minerale“ 1923 wurde die Formel allerdings zu Mn4Mg(AsO5)2·6H2O vereinfacht, da angenommen wurde, dass das ursprüngliche Material von Flink unrein war.[3] 1968 wurde die Formel noch einmal angepasst zu Mn4Mg(AsO4)2(OH)4·4H2O.[13] Zusammen mit der offiziellen Anerkennung der Akrochorditgruppe im Dezember 2022 (publiziert 2023) durch die International Mineralogical Association (IMA) wurde auch die Zusammensetzung des namensgebenden Mineral neu definiert zur aktuell gültigen, idealisierten Endgliedformel MnMn2Mn2(AsO4)2(OH)4(H2O)4.[14]

Das Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History (NMNH) in Washington, D.C. unter den Inventarnummern 162614 und R05396 aufbewahrt.[15]

Klassifikation

In der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Akrochordit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung „Akrochordit-Tirolit-Gruppe (mit ungefähr 2 OH pro RO4)“, wo er zusammen mit Arthurit, Chenevixit und Tirolit die „Wasserhaltige Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“ mit der Systemnummer VII/D.09 bildete.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VII/D.16-030. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Akrochordit zusammen mit Chenevixit, Guanacoit und Luetheit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VII/D.16 bildet.[5]

Auch die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[16] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Akrochordit in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH usw.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4). Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 2 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Guanacoit die „Akrochorditgruppe“ mit der Systemnummer 8.DD.10 bildet. Seit 2022 gehört auch das Mineral Vargit (IMA 2020-051) zu dieser offiziell von der IMA anerkannten Gruppe.[14]

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Akrochordit die System- und Mineralnummer 42.04.01.01. Dies entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“, wo das Mineral zusammen mit Guanacoit in die „Akrochorditgruppe“ mit der Systemnummer 42.04.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)2Zq × x(H2O)“ zu finden ist.

Kristallstruktur

Akrochordit kristallisiert isotyp mit Guanacoit im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 8,68 Å; b = 17,63 Å; c = 6,83 Å und β = 99,5° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Bildung und Fundorte

Akrochordit bildet sich als seltenes Mineral im Hausmannit-Erz in einem metamorph gebildeten Eisen-Mangan-Erzkörper oder in stratiformen Zink-Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem neben Hausmannit noch Pyrochroit, Baryt, Eveit, Brandtit, Sarkinit, Chlorophoenicit und verschiedene Carbonate.

Weltweit sind bisher nur drei Fundorte für Akrochordit dokumentiert. In Schweden fand sich das Mineral außer an seiner Typlokalität Långban noch in der „Moss Mine“ bei Nordmark in der Gemeinde Filipstad. Daneben konnte es in den USA noch in Mineralproben aus der „Sterling Mine“ am Sterling Hill bei Ogdensburg in New Jersey entdeckt werden (Stand: 2025).[17]

Siehe auch

Literatur

  • Gustav Flink: Akrochordit, ett nytt mineral från Långbans gruvor. In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 44, 1922, S. 773–776 (schwedisch, rruff.info [PDF; 355 kB; abgerufen am 15. Mai 2025]).
  • E. V. Shannon, E. T. Wherry: New minerals: doubtful species. In: American Mineralogist. Band 8, 1923, S. 167–169 (englisch, rruff.info [PDF; 216 kB; abgerufen am 15. Mai 2025]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 53, 1968, S. 1775–1780 (englisch, rruff.info [PDF; 519 kB; abgerufen am 15. Mai 2025]).
  • Paul Brian Moore, Pradip K. Sen Gupta, Elmer O. Schlemper: Akrochordite, (Mn,Mg)5(OH)4(H2O)4(AsO4)2: A sheet structure with amphibole walls. In: American Mineralogist. Band 74, 1989, S. 256–262 (rruff.info [PDF; 670 kB; abgerufen am 15. Mai 2025]).
Commons: Akrochordite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 15. Mai 2025]).
  2. a b Akrochordit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 16. Mai 2025.
  3. a b E. V. Shannon, E. T. Wherry: New minerals: doubtful species. In: American Mineralogist. Band 8, 1923, S. 167–169 (englisch, rruff.info [PDF; 216 kB; abgerufen am 15. Mai 2025]).
  4. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2025. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2025, abgerufen am 15. Mai 2025 (englisch).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  6. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 503 (englisch).
  7. David Barthelmy: Akrochordite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 12. Juli 2024 (englisch).
  8. a b c Akrochordite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 64 kB; abgerufen am 26. März 2018]).
  9. a b c d Akrochordite. In: mindat.org. Abgerufen am 12. Mai 2025 (englisch).
  10. Nordisk familjebok: Flinder's river – Flintporslin. Project Runeberg, abgerufen am 15. Mai 2025.
  11. Flinkite. In: mindat.org. Abgerufen am 16. Mai 2025 (englisch).
  12. Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 53, 1968, S. 1775–1780; hier: 1779, New Data. Retzian, Hemafibrite, Synadelphite, Arsenoclasite, Arseniopleite, and Akrochordite (englisch, rruff.info [PDF; 519 kB; abgerufen am 15. Mai 2025]).
  13. a b Ferdinando Bosi, Ritsuro Miyawaki, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart J. Mills: IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) Newsletter 71. In: Mineralogical Magazine. Band 87, 2023, S. 332–335; hier: 335, Nomenclature/Classification proposals approved in December 2022. Akrochordite group (englisch, rruff.info [PDF; 127 kB; abgerufen am 16. Mai 2025]).
  14. Catalogue of Type Mineral Specimens – A. (PDF 357 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 19. Mai 2025 (Gesamtkatalog der IMA).
  15. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  16. Fundortliste für MineralName beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 15. Mai 2025.