Aschamalmit

Aschamalmit
Aschamalmit (grau) in Quarz vom Nasenkopf im Habachtal, Salzburg, Österreich
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1982-089[1]

IMA-Symbol

Ahm[2]

Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.29-010[4]

2.JB.40b
03.01.11.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[5]
Gitterparameter a = 13,719(1) Å; b = 4,132(1) Å; c = 31,419(3) Å
β = 90.94(1)°[5]
Formeleinheiten Z = 4[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4[4] (VHN25 = 150 bis 181[6])
Dichte (g/cm3) berechnet: 7,33[6]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[6]
Farbe bleigrau, im Auflicht cremeweiß[6]
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz undurchsichtig (opak)[6]
Glanz Metallglanz[6]

Aschamalmit (IMA-Symbol Ahm[2]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Pb6Bi2S9[3] und damit chemisch gesehen ein Blei-Bismut-Sulfid, dass allerdings strukturell zu den Sulfosalzen gehört.

Aschamalmit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt prismatische bis lattenförmige oder auch dicke, leicht gebogene, tafelige Kristalle bis etwa 5 cm Länge. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der bleigrauen, im Auflicht auch cremeweißen, Kristalle einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Aschamalmit zuerst in Mineralproben von der zu Ascham gehörenden Aschamalm im Untersulzbachtal (Zell am See, Salzburg) in Österreich. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch William Gustav Mumme (* 1936[7]), Gerhard Niedermayr (1941–2015), P. R. Kelly und W. H. Paar, die das Mineral nach dessen Typlokalität benannten.

Mumme, Niedermayr Kelly und Paar sandten ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1982 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangsnummer der IMA: 1982-089[1]), die den Aschamalmit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Erstbeschreibung wurde anschließend im Folgejahr im Fachmagazin Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte veröffentlicht.

Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung des Naturhistorischen Museums (NHM bzw. NHMW) in Wien (Österreich) unter den Inventarnummern L8710 (HT) und L8711 (CT) sowie im Museum of Victoria (MOV; heute: Melbourne Museum) in Melbourne (Australien) aufbewahrt.[8][9]

Klassifikation

Da der Aschamalmit erst 1982 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der letztmalig 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/E.29-010. Dies entspricht der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo Aschamalmit zusammen mit Heyrovskýit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer II/E.29 bildet.[4]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Aschamalmit in die Abteilung „Sulfosalze mit PbS als Vorbild“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Galenit-Derivate mit Blei (Pb)“ zu finden, wo es zusammen mit Eskimoit und Heyrovskýit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 2.JB.40b bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Aschamalmit die System- und Mineralnummer 03.01.11.01. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfosalze“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis z/y > 4 und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 03.01.11.

Kristallstruktur

Aschamalmit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 13,719(1) Å; b = 4,132(1) Å; c = 31,419(3) Å und β = 90.94(1)° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Bildung und Fundorte

Aschamalmitkristall aus Sedl, Habachtal, Österreich

Aschamalmit bildet sich in mineralisierten alpinotypen Kluftgängen, die den Gneis in der Nähe der Aschamalm im Untersulzbachtal durchschneiden. Als Begleitminerale können unter anderem Albit, Calcit, Chlorit, Cosalit, Galenit, Orthoklas und Quarz auftreten.[6]

Als seltene Mineralbildung konnte Aschamalmit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 20 Vorkommen[11] dokumentiert sind (Stand 2025). Außer seiner Typlokalität auf der Aschamalm fand sich das Mineral im Salzburger Land noch an verschiedenen Stellen in der Gemeinde Bramberg am Wildkogel (Leckbachgraben, Sedlwald, Wiesbachrinne). Daneben kennt man es in Österreich nur noch aus dem Fundgebiet Torleiten (einschl. Feldseescharte) mit molybdänreicher Sulfidmineralisation im Wurtental nahe Innerfragant (Flattach) in Kärnten.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Kupfergrube Elatsite bei Etropole in Bulgarien, der Steinbruch Tignai (Gemeinde Bussoleno), Rio del Castello auf der Alpe Cedo und Valle Loana bei Malesco in der italienischen Region Piemont, die Gold-Sulfid-Quarz-Lagerstätte Raigorodok im Gebiet Aqmola in Kasachstan, die Gold- und Silbermine Kalana im Kreis Yanfolila von Mali, die Bergbausiedlung Băița (Bihor) in Rumänien, die Goldlagerstätten Namovskoe nahe Dalneretschensk im Gebiet Primorje und Lugokanskoe im Gebiet Gasimurski Sawod der Region Transbaikalien in Russland, die Silbermine Rudnik im Rudnik-Gebirge nahe Gornji Milanovac in Zentralserbien sowie im Granite Gap im Bergbaurevier San Simon in den Peloncillo Mountains im Westen New Mexicos der Vereinigten Staaten.[12]

Siehe auch

Literatur

  • W. G. Mumme, G. Niedermayr, P. R. Kelly, W. H. Paar: Aschamalmite, Pb5.92Bi2.06S9, from Untersulzbach Valley in Salzburg, Austria – “monoclinic heyrovskyite”. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. 1983, S. 433–444 (englisch).
  • Pete J. Dunn, Michael Fleischer, Carl A. Francis, Richard H. Langley, Stephen A. Kissin, James E. Shigley, David A. Vanko, Janet A. Zilczer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 69, 1984, S. 810–815 (englisch, rruff.info [PDF; 617 kB; abgerufen am 16. April 2025]).
  • Yves Moëlo, Emil Makovicky, Nadejda N. Mozgova, John Leslie Jambor, Nigel Cook, Allan Pring, Werner Paar, Ernest Henry Nickel, Stephan Graeser, Sven Karup-Møller, Tonči Balic-Žunic, William G. Mumme, Filippo Vurro, Dan Topa, Luca Bindi, Klaus Bente, Masaaki Shimizu: Sulfosalt systematics: a review. Report of the sulfosalt sub-committee of the IMA Commission on Ore Mineralogy. In: European Journal of Mineralogy. Band 20, 2008, S. 7–46 (englisch, rruff.info [PDF; 485 kB; abgerufen am 16. April 2025]).
  • A. M. Callegari, M. Boiocchi: Aschamalmite (Pb6Bi2S9): crystal structure and ordering scheme for Pb and Bi atoms. In: Mineralogical Magazine. Band 73, 2009, S. 83–94 (englisch, rruff.info [PDF; 850 kB; abgerufen am 16. April 2025]).
Commons: Aschamalmite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2025. (PDF; 3,2 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2025, abgerufen am 16. April 2025 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 16. April 2025]).
  3. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 144 (englisch).
  4. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c A. M. Callegari, M. Boiocchi: Aschamalmite (Pb6Bi2S9): crystal structure and ordering scheme for Pb and Bi atoms. In: Mineralogical Magazine. Band 73, 2009, S. 83–94 (englisch, rruff.info [PDF; 850 kB; abgerufen am 16. April 2025]).
  6. a b c d e f g Aschamalmite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 48 kB; abgerufen am 16. April 2025]).
  7. Mummeite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 51 kB; abgerufen am 18. April 2025]).
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – A. (PDF 357 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 18. April 2025 (Gesamtkatalog der IMA).
  9. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 16. April 2025 (englisch).
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. Localities for Aschamalmite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy; (englisch).
  12. Fundortliste für Aschamalmit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 18. April 2025.