Bassam Aramin

Bassam Aramin (arabisch بسام عرامين, DMG Bassām ʿArāmīn; * 1969) ist ein palästinensischer Friedensaktivist, einer der Gründer der israelisch-palästinensischen Organisation „Combatants for Peace“ und Träger des Bremer Friedenspreises.[1][2]

Biografie

Aramin wurde 1969 in dem Dorf Sair in der Nähe von Hebron im Westjordanland geboren.[2] Als Jugendlicher entschloss er sich trotz einer Behinderung, der Fatah-Bewegung beizutreten und für die palästinensische Unabhängigkeit zu kämpfen.[2] Im Alter von sechzehn Jahren warf er eine nicht funktionsfähige Handgranate in Richtung eines israelischen Jeeps und wurde wegen Zugehörigkeit zu einer illegalen Bewegung und wegen Waffenbesitzes zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.[2][3][4]

Im Gefängnis sah Aramin einen Film über den Holocaust, der seine Einstellung gegenüber Israelis grundlegend veränderte.[4] „Eines der Probleme in unseren Gemeinschaften ist, dass wir davon abgeschirmt sind, die Dinge jemals aus der Sicht der anderen Seite zu sehen“, sagte er später.[4] „Ich wusste nichts über den Holocaust. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Es erklärte so viel über das jüdische Volk, zu sehen, was es durchgemacht hatte.“[4] Er bekannte sich im Vorfeld seiner Entlassung zur Gewaltlosigkeit und verpflichtete sich zur Förderung von Frieden und Dialog.[2]

Friedensaktivismus

Aramin arbeitete in der Folge im palästinensischen Archiv in Ramallah und gründete eine Organisation namens al-Quds[5] für auf Demokratie und Frieden ausgerichtete Jugendarbeit in den besetzten Gebieten.[2] 2005 war Aramin zusammen mit anderen ehemaligen palästinensischen Paramilitärs und israelischen Ex-Soldaten einer der Gründer der Friedensaktivistengruppe „Combatants for Peace“ („Kombattanten für Frieden“).[3][6]

Bei einem der ersten Treffen der Gruppe lernte Aramin den Israeli Rami Elhanan kennen, den Vater von Elik Elhanan, einem der israelischen Mitgründer von Combatants for Peace.[4][6] Rami Elhanan hatte 1997 seine 13-jährige Tochter Smadar bei einem palästinensischen Selbstmordanschlag in der Fußgängerstraße Ben Jehuda im Zentrum von Jerusalem verloren.[4]

2007 verlor Aramin seine 10-jährige Tochter Abir; sie war vor ihrer Schule im Westjordanland von einem Gummigeschoss, das ein achtzehnjähriger israelischer Soldat abgefeuert hatte, am Kopf getroffen worden und starb im Krankenhaus an der Verletzung.[3][4] Dadurch vertiefte sich Aramins Freundschaft zu Elhanan, der später sagte: „Es war ein entsetzliches Gefühl, denn ich wusste genau, was Bassam durchmachte. Als ich ihn dort stehen sah, spürte ich, wie die Hoffnung von mir wich, und ich sagte zu ihm: ‚Was sollen wir jetzt tun?‘ Ich bin kein gläubiger Mensch, Bassam aber schon, und er sagte: ‚Gott prüft uns.‘ Diese Reaktion fand ich in diesem Moment so bemerkenswert.“[4]

Aramin und Rami Elhanan treten seitdem gemeinsam als Friedensaktivisten bei nationalen und internationalen Veranstaltungen auf.[3][4] Beide sind auch im „Parents Circle – Families Forum“ (PCFF) tätig, einer israelisch-palästinensischen Organisation für Eltern, die Kinder im Nahostkonflikt verloren haben.[7] Ihre andauernde Freundschaft und Zusammenarbeit ist Gegenstand des Films Within the Eye of the Storm[8][9] und die Inspiration für Colum McCanns Roman Apeirogon.[3][7]

Aramin gewann 2007 den Bremer Friedenspreis.[1][2] Im März 2024 hatten Aramin und Elhanan eine gemeinsame Audienz bei Papst Franziskus.[10]

Persönliches

Aramin heiratete nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis; aus der Ehe sind sechs Kinder hervorgegangen, darunter die 2007 getötete Abir.[2]

Commons: Bassam Aramin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Viel Geld für friedliche Menschen. 5. Dezember 2008, abgerufen am 18. März 2025.
  2. a b c d e f g h Kämpfer für den Frieden in Israel: Bassam Aramin. In: Stiftung die schwelle. Abgerufen am 18. März 2025.
  3. a b c d e Julie Orringer: Colum McCann Gives Voice to Grieving Fathers, One Israeli and One Palestinian. In: The New York Times. 24. Februar 2020, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 13. März 2025]).
  4. a b c d e f g h i Joanna Moorhead: 'Why are men so angry that they kill children to get what they want?' In: The Guardian. 3. August 2013, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 13. März 2025]). Aramin: “One of the problems with our communities is that we are shielded from ever seeing things from the point of view of the other side. I knew nothing about the Holocaust. I couldn’t believe what I was watching. It explained so much about the Jewish people, to see what they had gone through.” Elhanan: “It felt so terrible, because I knew exactly what Bassam was going through. Seeing him standing there, I felt the hope draining away from me, and I said to him: ‘What are we going to do now?’ I’m not a believer but Bassam is: and he said: ‘God is testing us.’ That seemed such a remarkable thing to say at that moment.”
  5. Bassam Aramin & Elik Elhanan: Palestinian and Israeli Combatants for Peace In: rcnv.org, abgerufen am 21. April 2025 (englisch)
  6. a b An Unlikely Friendship | The Sun Magazine. Abgerufen am 13. März 2025 (englisch).
  7. a b Roxanne Stone: In new novel, the story of two grieving fathers highlights an old conflict — and the hope of peace. In: RNS. 30. März 2020, abgerufen am 13. März 2025 (amerikanisches Englisch).
  8. Within the Eye of the Storm. In: Jewish Film Institute. Abgerufen am 13. März 2025 (englisch).
  9. The Making of Within the Eye of the Storm: an interview with Bassam Aramin, Rami Elhanan and Shelley Hermon. In: Fathom Journal. Abgerufen am 13. März 2025.
  10. AP: Pope hosts Israeli, Palestinian fathers who both lost daughters in conflict. In: The Times of Israel. Abgerufen am 26. März 2025 (amerikanisches Englisch).