Bruce Robinson

Bruce Robinson (2011)

Bruce Robinson (* 2. Mai 1946[1] in London[2]) ist ein britischer Schauspieler, Regisseur sowie Drehbuch- und Buchautor.

Leben

Robinson wurde durch eine kurze Affäre seiner verheirateten Mutter mit einem amerikanischen Soldaten geboren, dessen Identität Robinson erst mit 68 Jahren erfuhr. Sein Stiefvater, von dem er lange annahm, dass es sein echter Vater war, behandelte ihn ausgesprochen tyrannisch.[3][4] Er wuchs in Broadstairs in Kent auf[5] und absolvierte nach seinem Schulabschluss eine Schauspielausbildung an der Londoner Central School of Speech and Drama. Sein Debüt als Filmschauspieler gab er 1968 als Benvolio in der Shakespeare-Verfilmung Romeo und Julia unter Regie von Franco Zeffirelli.

Danach spielte Robinson unter anderem in der Filmbiografie Tschaikowsky – Genie und Wahnsinn (1970) an der Seite von Richard Chamberlain und übernahm in dem Drama Die Geschichte der Adèle H. (1975) von François Truffaut die männliche Hauptrolle an der Seite von Isabelle Adjani. Insgesamt entwickelte sich jedoch seine Schauspielkarriere nicht wie erhofft und mit einigen Phasen der Arbeitslosigkeit.[6] Deshalb wandte er sich im Verlauf der 1970er-Jahre vermehrt dem Schreiben von Drehbüchern zu.

Seinen Durchbruch als Autor erlebte er mit seinem Drehbuch zu dem Film The Killing Fields – Schreiendes Land (1984) unter Regie von Roland Joffe, welcher die Kriegsverbrechen der Roten Khmer in Kambodscha für ein weltweites Kinopublikum thematisierte. Es war sein erstes produziertes Drehbuch und veränderte sein Leben völlig: „Als The Killing Fields herauskam, stieg mein Honorar von 3.000 Pfund pro Drehbuch auf eine Viertelmillion.“[7] Für The Killing Fields wurde er mit dem British Academy Film Award (BAFTA Award) und dem Writers Guild of America Award ausgezeichnet sowie für die Filmpreise Oscar und Golden Globe nominiert.

Im Anschluss gelang es Robinson auch, den Film Withnail & I (1987) zu verwirklichen, an dessen Stoff er mit vielen Überarbeitungen bereits seit Ende der 1960er-Jahre gesessen hatte. Mit diesem Film gab er zugleich sein Regiedebüt und wurde für sein Drehbuch mit dem Evening Standard British Film Award ausgezeichnet. In Withnail & I verarbeitete Robinson autobiografische Elemente seines Lebens als junger arbeitsloser Schauspieler im London der späten 1960er-Jahre, der viel Alkohol und Drogen konsumierte, sowie eine sexuelle Belästigung durch Regisseur Zeffirelli bei den Dreharbeiten zu Romeo und Julia. Der Film fand ursprünglich in den Kinos wenig Zuspruch, entwickelte er sich aber insbesondere in Großbritannien zu einem viel geliebten Kultfilm, der inzwischen auch auf vielen Bestenlisten britischer Filme auftaucht.[8][9] 2023 adaptierte Robinson auch eine Theaterfassung des Filmes.[10]

Bei seinem folgenden Film Ein erfolgreicher Mann (1989) arbeitete Robinson, wie zuvor bei Withnail & I, mit dem Schauspieler Richard E. Grant als Hauptdarsteller sowie Handmade Films als produzierendem Studio zusammen. Ein erfolgreicher Mann ist eine Schwarze Komödie, welche satirisch die Abgründe der Werbeindustrie und Konsumgesellschaft beleuchtet. Der Film gilt zwar als weitgehend geglückt, fand jedoch bei seiner Veröffentlichung und auch später nur ein begrenztes Publikum.[11] Im Anschluss folgte der Ruf nach Hollywood, wo Robinson den Thriller Jennifer 8 (1992) mit Andy García und Uma Thurman nach seinem eigenen Drehbuch inszenierte. Robinson gewann zwar für den Film einen Preis beim Cognac Festival du Film Policier, jedoch wurde der Film gegen seinen Willen vom Filmstudio stark umgeschnitten. Nach dieser Erfahrung zog er sich desillusioniert von der Regiearbeit zurück und konzentrierte sich wieder hauptsächlich aufs Schreiben.[12][13]

1998 veröffentlichte er seinen Roman The Peculiar Memories of Thomas Penman, in dem er in teils drastischer Sprache das Aufwachsen eines Jungen in einer dysfunktionalen Familie im England der 1950er-Jahre schildert.[14] Dem folgten bis heute weitere Buchpublikationen, unter anderem im Jahr 2015 ein Buch über Jack the Ripper. Im Jahr 2011 kehrte Robinson nach jahrelangem Rückzug noch einmal ins Filmgeschäft zurück: Er wurde auf ausdrücklichen Wunsch von Johnny Depp, der Withnail & I schätzt, als Regisseur und Drehbuchautor bei dem Filmprojekt The Rum Diary verpflichtet. Bei dieser Verfilmung von Hunter S. Thompsons gleichnamigem Roman mit Depp in der Hauptrolle gestaltete sich, wie schon bei Withnail & I, das Trinken als ein wichtiges Sujet des Filmes.[15]

Robinson ist seit 1984 mit Sophie Windham verheiratet, das Paar hat zwei Kinder. Er lebt auf einem Bauernhof aus dem 16. Jahrhundert in Herefordshire.[16]

Filmografie (Auswahl)

Bruce Robinson mit Lesley-Anne Down (1979)

Als Schauspieler

Als Drehbuchautor

Als Regisseur

Bibliographie (Auswahl)

  • The Peculiar Memories of Thomas Penman, Bloomsbury, London 1998
    • Die merkwürdigen Erinnerungen des Thomas Penman, dt. von Werner Schmitz, Goldmann, München 2000, ISBN 978-3-442-30792-0
  • The Obvious Elephant (Bilderbuch mit Illustrationen von Sophie Windham), Bloomsbury, London 2000
  • Harold and the Duck (Bilderbuch mit Illustrationen von Sophie Windham), Bloomsbury, London 2005
  • They All Love Jack: Busting the Ripper (Buch über Jack the Ripper), Harper Collins, New York/London 2015

Einzelnachweise

  1. Bruce Robinson bei IMDb
  2. "Der gebürtige Londoner studierte zunächst Schauspielkunst an der Central School of Speech and Drama in seiner Heimatstadt." Presseheft "Rum Diary", Wild Bunch Germany, 2012, S. 32.
  3. Jack the Ripper: has Bruce Robinson solved the world's most famous crime? Abgerufen am 27. September 2022.
  4. The Great Screenwriters: Part 20 – Bruce Robinson. In: The Script Lab. 3. Mai 2018, abgerufen am 27. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  5. Interview von Robert Chalmers: Bruce Robinson: 'I started drinking again because of The Rum Diary'. The Independent, 20. Februar 2011, S. 15, abgerufen am 31. Juli 2012. |zitat=Bruce Robinson's childhood, in Broadstairs, Kent, inspired his remarkable 1998 novel The Peculiar Memories of Thomas Penman.
  6. Martin Keady: The Great Screenwriters: Part 20 – Bruce Robinson. In: The Script Lab. 3. Mai 2018, abgerufen am 31. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  7. Navet Tab: Bruce Robinson: Meet the man behind The Killing Fields. In: Southeast Asia Globe. 25. Februar 2020, abgerufen am 31. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  8. Why Bruce Robison is not defined by alcohol. 20. April 2017, abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
  9. Franco Zeffirelli was a master charmer - no wonder we all fell for his Romeo and Juliet. 15. Juni 2019, abgerufen am 14. Februar 2021 (englisch).
  10. Mark Fisher: Withnail and I review – downtrodden duo return to demand some more booze. In: The Guardian. 15. Mai 2024, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 31. August 2025]).
  11. David Cairns: How to Get Ahead in Advertising: Monstrous Carbuncle. Abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
  12. Bruce Robinson | Britmovie | Home of British Films. 21. Juli 2012, archiviert vom Original am 21. Juli 2012; abgerufen am 11. Dezember 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.britmovie.co.uk
  13. Nordwest-Zeitung: Retrospektive Beim Filmfest: Bruce Robinson kommt nach Oldenburg. Abgerufen am 16. Dezember 2020.
  14. The Peculiar Memories of Thomas Penman. Abgerufen am 31. August 2025.
  15. Why Bruce Robison is not defined by alcohol. 20. April 2017, abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
  16. Why Bruce Robison is not defined by alcohol. 20. April 2017, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).