Carl Gottlieb Weisser

Carl Gottlieb Weisser, auch Weißer oder Gottlob Weisser (* 21. August 1779 in Berlin; † 2. April 1815 in Weimar) war ein deutscher Bildhauer.[1][2]

Leben und Werk

Goethes Lebendmaske vom 13. Oktober 1807, abgenommen von Carl Gottlieb Weisser, seit 1918 im Besitz der University of Edinburgh

Carl Gottlieb Weisser wurde am 21. August 1779 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Johann Christian Weisser und seiner Ehefrau Maria Dorothea Tugendreich, geb. Tessmann, geboren.[Anm. 1] Über die Kindheit und Jugend ist nichts weiter bekannt. Weisser studierte spätestens ab 1793 Bildhauerei an der Berliner Kunstakademie bei Heinrich Sigismund Bettkober.[3] Im Jahr 1802 kam er mit Christian Friedrich Tieck – ebenfalls ein Schüler Bettkobers – nach Weimar, um unter dessen Leitung und in dessen Solde an den Bildhauerarbeiten des Schlossneubaus mitzuwirken. Nach Tiecks Abreise im Frühjahr 1805 arbeitete er hier selbständig weiter unter der menschlichen und künstlerischen Anteilnahme Johann Wolfgang von Goethe. 1807 wurde er in Nachfolge von Martin Gottlieb Klauer zum Sächsisch-Weimarischen Hofbildhauer ernannt.[3]

Schiller-Büste (1806), Gips, 65 cm

Er fertigte Büsten in enger Anlehnung an Tiecks klassizistischen Stil. Für den Kronprinzen Ludwig von Bayern schuf er eine Büste des Malers Lucas Cranach der Ältere, die sich heute in der Ruhmeshalle in München befindet.[4] Goethe schrieb hierzu am 19. Dezember 1810 an Friedrich Heinrich Jacobi:

„Ein solches Bildniß [von Lucas Cranach] würde von Weimar aus am besten geliefert werden können, weil sich dieser Künstler auf dem großen Altarblatte der hiesigen Hauptkirche neben Luthern, zu Füßen des Gekreuzigten, mit der größten Sorgfalt gemalt hat. Auch ist ein geschickter Bildhauer hier, Namens Weißer, ein Nachfolger von Herrn Tieck, der sich schon durch mehrere Büsten in Gips, und einige in Marmor sehr vorteilhaft ausgezeichnet hat. [...] Dieser würde [...] wahrscheinlich ein sehr ähnliches, und nach seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten auch gutes Kunstwerk hervorbringen. [...] Ihm zu wünschen ist, daß er sowohl für die Gegenwart gefördert als für die Zukunft bekannter werde. Sein stiller Charakter und seine Bescheidenheit machen es beinahe nothwendig, daß man ihm von außen zur Hülfe kommt“[5]

Marmor-Büste von Wilhelmine Arnoldi, geb. Cronrath, 1808

Von Tiecks Weimarer Büsten, ebenso wie von seinen eigenen, stellte Weisser Gipsabgüsse zum Verkauf her, die er eigenhändig überarbeitete.

1806 fertigte er eine Büste Friedrich von Schillers an und 1807 nahm er bei Anwesenheit des Phrenologen Franz Joseph Gall Goethe eine Lebendmaske ab, nach der er 1808 die heute nach ihm benannte Weißer-Büste fertigte. Sie gilt neueren Forschungen zufolge unter den vielen als die einzig authentische Abbildung von Goethes Kopf; alle weiteren nach 1808 gehen auf diese Büste zurück.[6]

Eine Anfang des 19. Jahrhunderts in Dresden gefertigte Bronzekopie seiner 1811/12 geschaffenen Büste von Christiane von Goethe befindet sich unter dem Pavillon im Kurpark von Bad Lauchstädt.[7] Weisser schuf auch das Grabmal des 1814 in Weimar verstorbenen Kupferstechers Johann Friedrich Bause.

Verarmt und möglicherweise depressiv ging Carl Gottlieb Weisser am 2. April 1815 in den Freitod.[3] Goethe schrieb am 26. Mai 1816 an seinen Landesherren Carl August:

„Tieck ließ den unglücklichen Weißer zurück. Dieser besaß ein sehr schönes Talent, aber einen in sich gekehrten und unerfreulich oft hervortretenden Widersprechungsgeist.[...] Er wußte sich daneben weder Gönner zu machen noch zu erhalten, hatte die unglücklichsten Zeiten mit zu ertragen. Mit einem geringen Gehalt [...] zog er sich sich in das Engste zurück, [...] und so versank er nach und nach in die tiefste Hypochondrie. Der Bart, den er sich zu seiner Unterhaltung wachsen ließ, entfernte ihn noch mehr von den Menschen und so ergriff er den Entschluß sich zu entleiben gerade im Augenblick, wo für alle, auch für Künstler, eine bessere Zeit bevortrat.“[8]

Sein Nachfolger als Sachsen-Weimarischer Hofbildhauer wurde 1817 Peter Kaufmann.

Löwe von Carl Gottlieb Weisser, 1806, Sandstein, Schlossportal, Stadtschloss Weimar

Werke (Auswahl)

Quellen

Nachwirkungen

Carl Gottlieb Weisser ist Mittelpunkt von Jutta Heckers Novelle Die Maske. Sie erschien zuerst 1957 in Weimar im Volksverlag.

Literatur

  • Johann Rudolf Füssli: Allgemeines Künstlerlexikon, oder: Kurze Nachricht von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Kunstgießer, Stahlschneider: nebst angehängten Verzeichnissen der Lehrmeister und Schüler, auch der Bildnisse, der in diesem Lexikon enthaltenen Künstler. 2. Theil, 11. Abschnitt, Zürich 1820, S. 5026. (Digitalisat)
  • Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Werke (Weimarer Ausgabe). Hrsg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1887–1919.
  • J. A. Stargardt (Hrsg.): Original-Büsten der Goethe-Zeit von Klauer, Krull, Tieck, Weisser, Rauch, Schadow, David: aus alten Schlössern (Katalog Nr. 329), Berlin 1932 (Digitalisat).
  • Hildegard Marchand: Weisser, Carl Gottlieb. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 35: Waage–Wilhelmson. E. A. Seemann, Leipzig 1942, S. 344 (biblos.pk.edu.pl).
  • Călin Alexandru Mihai: Johann Peter Kauffmann und die spätklassizistische Skulptur am Weimarer Hof: ein Beitrag zur regionalen Kunstgeschichte Thüringens. Ed. Mega, Cluj-Napoca 2004, S. 49–55, 232–261 (Werkverzeichnis).
  • Simone Steger: Die Bildnisbüsten der Walhalla bei Donaustauf. Von der Konzeption durch Ludwig I. von Bayern zur Ausführung (1807–1842). Dissertation. München 2011, S. 143, 694–699. (Digitalisat)
  • Effi Biedrzynski: Zum 200. Todestag des Bildhauers Carl Gottlob Weißer (21.8.1779 oder 1780 – 2.4.1815). In: AugenBlick. Mitteilungen des Freundeskreises Goethe-Nationalmuseum e. V. Weimar, Bd. 15, H. 1 vom 15. Januar 2015, S. 1. (Digitalisat)
  • Gabriele Oswald: Weisser, Carl Gottlieb. In: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy und Wolf Tegethoff (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon (AKL). Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Bd. 115: Wang, Guan – Werve, De Gruyter, Berlin/Boston 2022, S. 409ff., ISBN 978-3-11-055066-5.
Commons: Carl Gottlieb Weisser – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Goethezeitportal
  2. Rose Unterberger: Friedrich Schiller, Orte und Bildnisse: ein biographisches Bilderbuch. S. 216.
  3. a b c Effi Biedrzynski: Zum 200. Todestag des Bildhauers Carl Gottlob Weißer (21.8.1779 oder 1780 – 2.4.1815). In: AugenBlick. Mitteilungen des Freundeskreises Goethe-Nationalmuseum e. V. Band 15, Nr. 1. Weimar 15. Januar 2015, S. 1 (Digitalisat [PDF]).
  4. Simone Steger: Die Bildnisbüsten der Walhalla bei Donaustauf. Von der Konzeption durch Ludwig I. von Bayern zur Ausführung (1807–1842). 2011, S. 696 (Digitalisat, PDF-Datei).
  5. Johann Wolfgang von Goethe: Goethes Briefe (WA). IV. Abteilung, 21. Band: Juli 1809 – Dezember 1810. Weimar 1896, S. 447.
  6. Goethebüste // Johann Wolfgang von Goethe. Büste. In: Bildindex der Kunst & Architektur. 2025, abgerufen am 24. Juni 2025.
  7. Christiane von Goethe. 25. Mai 2015, abgerufen am 24. Juni 2025 (mit Abbildung der Büste).
  8. Johann Wolfgang von Goethe: Goethes Briefe (WA). IV. Abteilung, 27. Band: Mai 1816 – Februar 1817. Weimar 1903, S. 28 f.

Anmerkungen

  1. Călin Alexandru Mihai weist in seiner Publikation Johann Peter Kauffmann und die spätklassizistische Skulptur am Weimarer Hof ausdrücklich darauf hin, dass diese Angaben zwar der tradierten Version folgen, ein schlüssiger Beweis für diese Angaben aber bislang fehlt. So lässt sich auch für den 4. September 1776 die Geburt eines Carl Gottlob Weisser als Sohn des Kaufmanns Carl Friedrich Weisser und seiner Frau Maria Catharina, geb. Lenck, nachweisen (vgl. ebd. S. 49).