Drusilla (Schwester des Caligula)


Iulia Drusilla (meist nur Drusilla; * Ende 16[1] in Ambitarvius bei Confluentes (heute Koblenz); † 10. Juni 38) war als Schwester des Kaisers Caligula römische Kaiserin und Angehörige der iulisch-claudischen Dynastie.
Drusilla wurde als zweite Tochter des Feldherrn Germanicus und der älteren Agrippina in Ambitarvius geboren, einem Ort oberhalb des antiken Confluentes, heute Koblenz.[2] Robert Bodewig nahm an, dass der vicus Ambitarvius supra Confluentes mit dem von ihm beschriebenen provinzialrömischen Vicus im heutigen Koblenzer Stadtwald zu identifizieren ist.[3]
Als einige Monate alter Säugling wurde sie der stadtrömischen Öffentlichkeit am 22. Mai 17 n. Chr. beim Triumphzug ihres Vaters nach seiner Rückkehr aus Germanien zusammen mit ihren vier älteren Geschwistern Nero Caesar (* 6), Drusus Caesar (* 7/8), Caligula (* 12) und Agrippina (* 15/16) präsentiert.[4] Kurz darauf wurde noch ihre etwa ein Jahr jüngere Schwester Iulia Livilla geboren. Ihre Erziehung wurde von der Großmutter Antonia geleitet.[5] Sie war seit 33 mit Lucius Cassius Longinus verheiratet, ließ sich aber, vermutlich 37, von ihm scheiden. Nach ihrer Scheidung heiratete sie im Jahr 38 ihren Cousin Marcus Aemilius Lepidus, einen der engsten Freunde ihres Bruders Caligula.
Caligula schätzte alle seine drei Schwestern – Drusilla, Agrippina und Livilla – sehr hoch, aber Drusilla war seine Lieblingsschwester. Er präsentierte sie in der Öffentlichkeit wie seine Ehefrau, und sie scheint auch sonst eine große Macht am kaiserlichen Hof ausgeübt zu haben. Caligula ließ Drusilla und ihre beiden Schwestern oft auf Münzen abbilden, ein Novum in der römischen Geldpolitik. Drusilla wurde sogar mit der Göttin Venus gleichgesetzt. Caligulas Wertschätzung für seine Schwester ging so weit, dass ihm eine sexuelle Beziehung zu ihr und ihren Schwestern nachgesagt wurde.
So bedeutete auch der plötzliche Tod Drusillas im Jahr 38 n. Chr. für den Kaiser einen schweren psychischen Schock. Er erhob sie zur Göttin und ließ ihr auch sonst Ehren zuteilwerden, die sonst nur einem männlichen Kaiser gebührten. Caligula benannte sogar seine einzige Tochter Iulia Drusilla nach seiner Schwester.
Literatur
- Kurt Fitzler: Iulius 567. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X,1, Stuttgart 1918, Sp. 935–937.
- David Wardle: Caligula and his wives. In: Latomus. Revue d’etudes latines. Band 57, 1998, S. 109–126.
- Susan Wood: Diva Drusilla Panthea and the Sisters of Caligula. In: The American Journal of Archaeology. Band 99, Nr. 3, Juli 1995, S. 457–482.
Anmerkungen
- ↑ So berechnet von Theodor Mommsen: Die Familie des Germanicus. In: Hermes. Band 13, 1878, S. 245–265.
- ↑ Sueton, vita Gai 8.
- ↑ Robert Bodewig: Ein Trevererdorf im Coblenzer Stadtwalde. In: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst. Band 19, 1900, S. 1–67 (Digitalisat).
- ↑ Tacitus, annales 2,41.
- ↑ Sueton, vita Gai 24.