Fredericus (Rugier)
Fredericus (auch Friderich, Fridericus[1]; Friderigius, Fridircius[2]) war Sohn des Königs der Rugier, Feletheus, und der Königin Giso[3] sowie Neffe von Ferderuchus.[4]
Fredericus ermordete um 486 n Chr. oder 487 n. Chr. Ferderuchus, eine Tat, die nach der Vita Sancti Severini des Eugippius zum Angriff Odoakers auf das Rugierreich des Feletheus geführt haben soll.[5]
Nach dieser Schlacht löste sich das Reich der Feletheus-Rugier auf. Feletheus selbst geriet im Jahr 487 n. Chr. in die Gefangenschaft Odoakers. Fredericus hingegen, der anfangs aus der Schlacht geflohen war, kehrte in seine Heimat, Rugiland, zurück.

Odoaker sah sich daraufhin gezwungen, im Jahr 488 n. Chr. ein weiteres, von seinem Bruder Onoulf angeführtes Heer gegen Fredericus zu senden.[6] Wiederum entzog sich Fredericus, diesmal mit großen Teilen seiner Gefolgschaft, zu Theoderich dem Großen, der damals – im Jahr 488 n. Chr. – mit seinen ostrogotischen Truppen bei Novae in Moesia secunda an der Donaugrenze stand.[7] Mit Theoderichs Ostrogoten zogen die zahlreichen Rugier des Fredericus dann nach Italia. Jene Rugier im Italienreich der Ostrogoten Theoderichs werden später auch bei Prokopios von Caesarea noch erwähnt.[8]
Doch hielt Fredericus Theoderich nicht die Treue. Wahrscheinlich fielen er sowie Tufa zu der Zeit zu Odoaker ab, als sich in Ticinum für etwa zwei Jahre – wohl von 490 n. Chr. bis 492 n. Chr. – abtrünnige Rugiertruppen festsetzten, deren Anführer möglicherweise Fredericus war.[9]
Fredericus vermochte sich auch mit dem windigen Tufa auf die Dauer nicht zu vertragen. Um die Siegesbeute in Streit geraten, kämpften sie – während sich Odoakers Blatt in Ravenna wendete – im Jahr 493 n. Chr. miteinander in einer blutigen Schlacht zwischen Tridentum und Verona[10] Tufa fiel in dieser Schlacht; Fredericus bestand zwar, seine Rugier aber waren so zerschlagen, dass Fredericus seither in den antiken Nachrichten nicht mehr auftaucht.[11]
Vielleicht zog Fredericus für immer aus Italien fort, oder er erlag erst nach der Schlacht seinen Wunden.[12]
Anmerkungen
- ↑ Fridericus. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 102.
- ↑ Vgl. Conrad Benjamin: Fredericus 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 93.
- ↑ Eugippius, Vita Sancti Severini 8, 3.
- ↑ Eugippius, Vita Sancti Severini 44, 3, Anm. 46.
- ↑ Eugippius, Vita Sancti Severini 44, 3.
- ↑ Vgl. Hermann Sauppe: Einleitung. zu Eugippius 6 Anm.
- ↑ Eugippius, Vita Sancti Severini 44.4.
- ↑ Vgl. Prokopios von Caesarea, Gotenkriege 3, 2 (= S. 287).
- ↑ Vgl. Magnus Felix Ennodius, vita Epiphanii episcopi Ticinensis 118–119 (= S. 361–362)
- ↑ Magnus Felix Ennodius, panegyricus Theoderico regi dictus 55 (= S. 276).
- ↑ Vgl. Theodor Mommsen, Chronica minor I, S. 320–321.
- ↑ Erschließbar aus einer unklaren Stelle bei Magnus Felix Ennodius, panegyricus Theoderico regi dictus 55 (= S. 276): nam Fridiricus, postquam tibi de adversariis tuis peregit triumphum, de se praebuit; Vgl. John Robert Martindale: Fredericus 2. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20159-4, S. 484.
Literatur
- Conrad Benjamin: Fredericus 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 93.
- John Robert Martindale: Fredericus 2. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20159-4, S. 484.
- Friedrich Lotter: Severinus von Noricum, Legende und historische Wirklichkeit. Untersuchungen zur Phase des Übergangs von spätantiken zu mittelalterlichen Denk- und Lebensformen. Stuttgart 1976.
- Walter Pohl: Die Gepiden und die gentes an der mittleren Donau nach dem Zerfall des Attilareiches. In: Herwig Wolfram, Falko Daim (Hrsg.): Die Völker an der mittleren und unteren Donau im fünften und sechsten Jahrhundert. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1980, ISBN 3-7001-0353-0.
- Ludo Moritz Hartmann: Geschichte Italiens im Mittelalter. Band 1: Das italienische Königreich. Hildesheim 1969 (Digitalisat), S. 74, Anm. 19.