Gesamtkosten

Unter Gesamtkosten (englisch total cost) versteht man in der betriebswirtschaftlichen Kosten- und Leistungsrechnung die Summe aller Kosten, die in einem Unternehmen in einer bestimmten Rechnungsperiode anfallen. Der Begriff wird in der Regel bei der Kostenauflösung, bei der die Kosten in variable Kosten und fixe Kosten aufgeteilt werden, verwendet.

Wenn sich die Kosten eines betrieblichen Bezugsobjekts sowohl aus fixen als auch aus variablen Kostenkomponenten zusammensetzen, liegen Misch- oder Gesamtkosten vor.[1] Die Kostentheorie geht üblicherweise von einem S-förmigen Verlauf der Gesamtkostenkurve aus (Produktionsfunktion vom Typ A). Doch hat Erich Gutenberg darauf hingewiesen, dass zumindest für die industrielle Produktion ein linearer Kostenverlauf der Gesamtkosten repräsentativer sei. Ausgehend von limitationalen Produktionsfaktoren entwickelte er hieraus die Produktionsfunktion vom Typ B. Dann würden nämlich die Gesamtkosten mit wachsender Beschäftigung um den jeweils gleichen Betrag zunehmen, die Gesamtkostenkurve verläuft entsprechend linear, die Grenzkosten sind konstant;[2] die variablen Durchschnittskosten sind gleich den Grenzkosten. Gutenberg geht bei seinen Annahmen jedoch nicht von konstanten Produktionsbedingungen in einem Unternehmen aus.

Zusammensetzung

Die Gesamtkosten () setzen sich aus den fixen () und den variablen Kosten () zusammen. Diese beiden Kostenbestandteile sagen etwas darüber aus, ob Kosten auf Beschäftigungsänderungen reagieren (variable Kosten) oder nicht (fixe Kosten). Eine weitere Aufteilung ist in Einzelkosten () und Gemeinkosten () möglich, je nachdem, ob die Kosten einem Kostenträger direkt zugerechnet werden können (Einzelkosten) oder nicht (Gemeinkosten):

Mithin gilt:

Die Gesamtkosten werden beim Gesamtkostenverfahren nach § 275 Abs. 2 HGB in verschiedene Kostenarten zergliedert, insbesondere in Material- und Personalaufwand und Abschreibungen.

Opportunitätskosten sind Teil der Gesamtkosten.

Kennzahlen

Die absolute Kennzahl der Gesamtkosten kann durch Berücksichtigung bei der Ermittlung betriebswirtschaftlicher Kennzahlen an Aussagekraft gewinnen. So kann man die Gesamtkosten den Umsatzerlösen gegenüberstellen und erhält dann den Kostendeckungsgrad

.

Außerdem kann man die Gesamtkosten ins Verhältnis zu der im selben Zeitraum produzierten Menge setzen (Stückkosten als Gegensatz der Gesamtkosten)

oder sie pro Mitarbeiter errechnen.

Die Gesamtkosten TOTEX (total expenditures) eines Unternehmens ergeben sich durch Addition der CAPEX (capital expenditures)[3] und OPEX (operational expenditures)[4].[5]

Abgrenzung

Während man in der Kosten- und Leistungsrechnung von Gesamtkosten spricht, wird der hiermit identische Begriff Vollkosten eher in der Kostenverrechnung und Kalkulation verwendet.

Einzelnachweise

  1. Carl-Christian Freidank, Kostenrechnung: Einführung, 2012, S. 53.
  2. Erich Gutenberg, Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, 1958, S. 68.
  3. Abk. für engl. capital expenditures; mit den CAPEX oder auch CapEx werden Investitionsausgaben für längerfristige Anlagegüter bezeichnet, wie bspw. Maschinen, Gebäude, aber auch die Erstausrüstung, Ersatzteile, Rechnersysteme etc. Der CAPEX ist ein wichtiger Kennwert der Bilanz. Mit den CAPEX-Kosten erhöhen sich die bilanzierten Aktiva, die langfristig abgeschrieben werden.
  4. Abk. für engl. operational expenditures. Im Gegensatz zu den Investitionsausgaben, unter denen man längerfristige Anlagegüter fasst, beziehen sich die Betriebsausgaben auf die laufenden Ausgaben für einen funktionierenden operativen Geschäftsbetrieb. Unter die OPEX subsummiert man deshalb die Kosten für Rohstoffe, Betriebsstoffe, Personal, Leasing, Energie etc. Sie werden in voller Höhe bilanziert.
  5. Gabler Wirtschaftslexikon (Hrsg.): CAPEX (Capital Expenditures). 18. Juli 2024 (gabler.de [abgerufen am 13. September 2025] Obwohl der Artikel sich auf CAPEX bezieht, findet sich darin eine Definition von TOTEX.).