Girolamo Mattei Orsini


Girolamo Mattei Orsini (* 2. November 1672 in Montenero Sabino; † 25. Februar 1740 oder 23. Februar 1746 in Rom) war ein italienischer katholischer Erzbischof, Literat und Diplomat.
Leben
Als Mitglied der römischen Adelsfamilie Mattei wurde er am 2. November 1672[1] in Montenero Sabino als Sohn von Mario Mattei Orsini, dem zweiten Herzog von Paganica und ersten Herzog von Montenero, sowie Anna Francesca Vigevani geboren. Er war der Bruder von Giuseppe II. Mattei Orsini, dem dritten und letzten Herzog von Paganica.[2]
Er begann seine kirchliche Karriere in den 1680er Jahren als Abt. Im Jahr 1690 gehörte er unter dem Pseudonym Licota Ostracinio zu den ersten Mitgliedern der Accademia dell’Arcadia, die sich auf seine Einladung hin in den Gärten seiner Familienvilla in der Nähe von San Pietro in Vincoli trafen.[2][3][4]
Am 15. März 1692 schloss er sein Studium am Archiginnasio della Sapienza in Rom mit Auszeichnung ab.[5]
Am 30. April 1694 wurde er zum Apostolischen Protonotar sowie Referendar der Apostolischen Signatur ernannt und übernahm verschiedene Regierungsämter in Latium und vor allem in den Marken: Er war Gouverneur von Tivoli (1694–1696), von San Severino (1696–1697), von Fano (1697–1701), von Camerino (1701–1703), von Ascoli (1703–1705) und von Fermo (1705–1706).[6][2][7]
Ab dem 30. September 1706 war er Mitglied des Klerikerkollegiums der Apostolischen Kammer.[7]
Am 12. Februar 1708 wurde er zum Diakon und am 26. Februar zum Priester geweiht. Am 27. Februar 1708 wurde er zum Titularbischof von Nikomedia in Bithynien und am 21. April 1708 zum apostolischen Nuntius im Großherzogtum Toskana unter Großherzog Cosimo III. de’ Medici ernannt. Seine Bischofsweihe fand vor dem 13. Oktober 1720 statt.
Am 1. Oktober 1710 wurde auf das Titularerzbistum Nazareth, das damals mit den Bistümern Canne und Monteverde vereint war, versetzt und am Tag darauf zum Apostolischen Nuntius in der Republik Venedig ernannt. Am 11. Oktober 1710 resignierte er als Apostolischer Nuntius von Florenz.[2][5] Während seines Aufenthalts in Venedig widmete ihm Giovanni Gabriele Ertz den ersten Band der Werke des Aretiner Francesco Redi.
Am 21. November 1712 ernannte ihn Papst Clemens XI. als Belohnung für seine hervorragende Arbeit als Nuntius zum Erzbischof und Fürsten von Fermo. Dorthin zog er, als er im November als Nuntius in Venedig resigniert. Am 17. Oktober 1714 empfing er offiziell das Pallium.[2]
Zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt während seiner Amtszeit als Erzbischof in Fermo führte er einige Verschönerungsarbeiten in der Kathedrale Santa Maria Assunta durch, „insbesondere in der Sakramentenkapelle, in der er den Boden mit Marmorplatten erneuerte und sie mit Reliefstuckarbeiten verzierte, die er während seiner Zeit als Legat in Venetien gesehen hatte“.
Am 15. März 1715 war er Teil des Kirchengerichts, das die Klarissennonne Angela Benedetta Bongiovanni zur Dienerin Gottes erklärte.
Im Jahr 1720 ließ er das erzbischöfliche Priesterseminar von Fermo, das 1714 durch einen Brand zerstört worden war, wieder aufbauen[8] und richtete ein Internat der Suore convittrici del Bambin Gesù zur Ausbildung der ärmeren Mädchen und jungen Frauen seiner Diözese ein.[9]
Im Jahr 1721 übertrug er dem Pfarrer von Morrovalle die Verwaltung der Opfergaben der Pilger im örtlichen Heiligtum der Madonna della Quercia.[10]
Am 26. Mai 1722 reiste er als Konzelebrant zur Bischofsweihe von Juan Álvaro Cienfuegos Villazón nach Rom.[11]
Papst Benedikt XIII. nahm am 2. Oktober 1724 seinen Rücktritt als Erzbischof aufgrund seines sich verschlechternden Gesundheitszustands an und er kehrte nach Rom zurück.[2]
Ab 1725 wurde er zum Assistenten des päpstlichen Throns ernannt. Die Position beinhaltet den Titel eines römischen Grafen und eines Grafen des Apostolischen Palastes.
Trotz seiner glänzenden kirchlichen Karriere und obwohl sein Name unter den Pontifikaten von Clemens XI. und Innozenz XIII. lange Zeit mit der Kardinalswürde in Verbindung gebracht wurde, erlangte er zu seinem großen Bedauern nie die Erhebung zum Kardinal.[2]
Er starb am 25. Februar 1740 in Rom.[2][12] Andere Quellen geben stattdessen den 23. Februar 1746 als Todesdatum an.[13] Er wurde in der Familienkapelle in der Kirche San Francesco a Ripa begraben.
Abstammung
| Fabio Mattei | ||||||||||||||||
| Mario Mattei Orsini, Baron von Paganica | ||||||||||||||||
| Faustina Orsini | ||||||||||||||||
| Giuseppe Mattei Orsini, I. Herzog von Paganica | ||||||||||||||||
| Ludovico Cenci | ||||||||||||||||
| Prudenza Cenci | ||||||||||||||||
| Laura Lante della Rovere | ||||||||||||||||
| Mario Mattei Orsini, II. Herzog von Paganica | ||||||||||||||||
| Orazio Massimo | ||||||||||||||||
| Massimo Massimo | ||||||||||||||||
| Faustina Frangipane | ||||||||||||||||
| Lucrezia Massimo | ||||||||||||||||
| Fabrizio Naro | ||||||||||||||||
| Giulia Naro | ||||||||||||||||
| Olimpia Lante della Rovere | ||||||||||||||||
| Girolamo Mattei Orsini | ||||||||||||||||
| Girolamo Vigevani | ||||||||||||||||
| Cleria Catanei | ||||||||||||||||
| Anna Francesca Vigevani | ||||||||||||||||
| Paola Sciamanna | ||||||||||||||||
Weblinks
- Eintrag zu Girolamo Mattei Orsini auf catholic-hierarchy.org (englisch)
- Eintrag zu Girolamo Mattei Orsini auf gcatholic.org (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Claudio de Domicis: Amministrazione pontificia 1716–1870 repertorio biografico: Volume II (lettere M–Z). Eigenverlag, Rom 2017, o. S. (PDF).
- ↑ a b c d e f g h Enrico Lucchese: Precisazioni per Nicola Grassi e Giovanni Visentin, allievi di Nicolò Cassana. In: Zbornik za umetnostno zgodovino. Nova vresta, Lubjanja 2014, S. 131–134 (PDF).
- ↑ Giovanni Mario Crescimbeni: Prose Degli Arcadi. de Rossi, 1718 (google.it [abgerufen am 30. März 2025]).
- ↑ Risultati ricerca manoscritti - Manus Online - OPAC SBN. Abgerufen am 30. März 2025 (italienisch).
- ↑ a b Archivio di Stato di Roma - Progetto Imago II. 16. November 2021, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. November 2021; abgerufen am 30. März 2025. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Georgio Viviano MARCHESI BUONACCORSI: Antichità ... del Protonotariato Appostolico partecipante, colle più scelte notizie de'Santi, Sommi Pontefici ... che ne sono stati insigniti, etc. 1751 (google.it [abgerufen am 30. März 2025]).
- ↑ a b Christoph Weber, Legati e Governatori dello Stato Pontificio (1550-1809) Teil 1 Teil 2 Teil 3, Rom, 1994, ISBN 88-7125-070-2, S. 124, 176, 237, 247, 381, 405 und 773
- ↑ Le Epigrafi del Conservatorio – Conservatorio Statale di Musica "G.B. Pergolesi". Abgerufen am 30. März 2025 (italienisch).
- ↑ Giuseppe Fracassetti: Notizie storiche della Città di Fermo: ridotte in compendio dall'avvocato Giuseppe Fracassetti con un'appendice delle notizie topografico-statistiche della Città e suo territorio. Paccasassi, 1841 (google.it [abgerufen am 30. März 2025]).
- ↑ Santuario Madonna della Quercia - Vaticano.com. Abgerufen am 30. März 2025.
- ↑ Juan Álvaro Cienfuegos Villazón - Cathopedia, l'enciclopedia cattolica. Abgerufen am 30. März 2025.
- ↑ Georgio Viviano MARCHESI BUONACCORSI: Antichità ... del Protonotariato Appostolico partecipante, colle più scelte notizie de'Santi, Sommi Pontefici ... che ne sono stati insigniti, etc. 1751, S. 486–487 (google.it [abgerufen am 30. März 2025]).
- ↑ Francesco Papalini: Effemeridi della città di Fermo e suo antico stato. tip. dei fratelli Rossi, 1846, S. 23 (google.it [abgerufen am 30. März 2025]).