Gustav Krug (Komponist)

Gustav Clemens Felix Krug (* 16. November 1844 in Naumburg (Saale); † 28. Juli 1902 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Jurist und Komponist.

Leben

Gustav Krug wurde als Sohn des Oberlandesgerichtsrats Gustav Adolph Krug und seiner Frau Clementine Pinder in Naumburg geboren und besuchte hier ab 1850 zusammen mit Wilhelm Pinder und Friedrich Nietzsche die Knaben Bürgerschule. Pinder und Krug waren Cousins, die in Naumburg im gleichen Haus wohnten. Dort hatte der Obergerichtsrat Krug, selbst Pianist und Mitglied in der Naumburger literarischen Gesellschaft, sein Haus zu einem Mittelpunkt des örtlichen Musiklebens gemacht, in dem Komponisten und Solisten wie Robert und Clara Schumann oder Felix Mendelssohn Bartholdy verkehrten, der Pate seines Sohnes Gustav werden sollte.[1] Die enge Freundschaft Pinders, Krugs und Nietzsches verdankte sich der Geheimrätin Pinder – einer Jugendfreundin von Nietzsches Großmutter Erdmuthe –, wurde aber vertieft durch das gemeinsame Interesse der drei Kinder an Musik und Literatur. Noch als Schüler gründeten sie 1860 die literarische und musikalische Vereinigung Germania[2] zum Austausch von und Diskurs über eigene Arbeiten.

Krug war musikalisch hoch begabt und ein guter Geiger, mit dem Nietzsche als Pianist zusammen musizierte. Erste Kompositionsversuche, die sie sich gegenseitig vorlegten und intensiv diskutierten, vertieften die Freundschaft. Die gegenseitige Wertschätzung hielt, wie der Briefwechsel zwischen Krug und Nietzsche zeigt, zeitlebens an. Trotz seiner musikalischen Neigung und hohen Begabung blieb Krug der Familientradition treu und studierte in Heidelberg Rechtswissenschaften, wechselte dann aber als Jurist zur Staatlichen Eisenbahnverwaltung, die ihn zunächst nach Düsseldorf (1874–1878) und dann nach Kassel (1878–1881), Koblenz (1881), Köln (1881–1890), Altona (1890–1894), Hannover (1894–1896) und schließlich 1896 nach Freiburg im Breisgau brachte, wo er 1902 starb und dort auch beerdigt wurde. 1874 hatte er Therese Brummer geheiratet, aus deren Ehe die beiden Söhne Walther (* 1875) und Siegfried (* 1879) hervorgingen.

Werk

Auf Grund seiner beruflichen Beanspruchung kam er später nur noch sporadisch zum Komponieren und schuf vorwiegend kammermusikalische Werke zum eigenen Hausgebrauch sowie mehrere Vertonungen von Texten seines Freundes Nietzsche. Einige seiner Lieder wurden zu Lebzeiten veröffentlicht.

Die Kompositionen Krugs zeigen durchaus eine bemerkenswerte Beherrschung des kompositorischen Handwerks, bleiben insgesamt aber der spätromantischen Musiksprache verpflichtet. Obwohl er zeitlebens ein glühender Verehrer der Musik Wagners war, bleibt seine Musik formal am ehesten von der Musik Franz Liszts beeinflusst.

Werke

(soweit heute bekannt und zugänglich)

Instrumentalwerke

  • Streichquartett h-Moll (1875). I Langsam – II Sehr schnell [Scherzo] – III Langsam – IV Leidenschaftlich bewegt (Ediziun Trais Giats)
  • Klaviertrio d-Moll. I Lebhaft, doch nicht zu schnell – II Langsam – III Lebhaft – IV Bewegt (Partitur Reinschrift, Nachlass, siehe Pernet 1990)
  • Klaviersonaten (zu 2 und 4 Händen) (Nachlass)
  • Bearbeitungen von Werken von G. F. Händel und J. S. Bach (zu 2 und 4 Händen) (Nachlass)

Lieder

veröffentlicht

  • Vier Gedichte von Friedrich Nietzsche für eine Singstimme mit Klavierbegleitung (1887), Elisabeth Förster-Nietzsche gewidmet. (Steyl & Thomas, Frankfurt a. M. o. J./ Schirmer, New York): Vereinsamt, Nach neuen Meeren, Venedig, Mein Glück
  • Die Sonne sinkt. Ein Lied Zarathustras von Friedrich Nietzsche für eine Singstimme mi Begleitung des Pianoforte (Ries & Erler, Berlin o. J.) aus den Dionysos Dithyramben (nach 1888)

nur brieflich erwähnt

  • In einem kühlen Grund [Eichendorff ?], 1862 (Brief an Nietzsche vom 15.10.1862)
  • Der Strauß, den ich gepflücket ["Blumengruß", Goethe], 1871 (Brief an Nietzsche vom 21.12.1871)
  • Über allen Gipfeln [Goethe] (ebd.)
  • "Erstes Heft Lieder" (C. F. Kahnt, Leipzig), vor 1882 (Briefe an Köselitz vom 5.2.1882 und an Krug vom 10.3.1882)
  • Tannhäusers Schwanenlied [O du, mein holder Abendstern] vor 1885 (Brief an Nietzsche vom 9.11.87)
  • "2 Hefte Gesangs-Kompositionen" (1887); eines der Hefte enthält vermutlich die "Vier Gesichte" (s. o.) (Brief an Nietzsche vom 9.11.1887)

Literatur

  • Curt Paul Janz: Friedrich Nietzsche. Biographie. 3 Bde., München und Wien 1993.
  • Martin Pernet: Friedrich Nietzsche über Gustav Krug, seinen „ältesten Freund und Bruder in arte musica“. In: Nietzsche-Studien. 19, 1990, S. 488–518.
  • Wolfgang Sawodny: Gustav Krug: Streichquartett h-Moll. In: Das Orchester. 9, 1998, S. 74–75.
Briefe
  • Friedrich Nietzsche: Briefwechsel: Kritische Gesamtausgabe. (KGB), 24 Bd. in 3 Abt. Begr. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari weitergeführt von Norbert Miller u. Annemarie Pieper. Berlin 1975–2004.
  • Friedrich Nietzsche: Briefwechsel Gustav Krug, in: Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, GSA 71/BW106. Nietzsche an Krug GSA 71/211, 218, BW281, BW317, BW333.

Einzelnachweise

  1. Martin Pernet: Friedrich Nietzsche über Gustav Krug. In: Nietzsche-Studien 19, 1990, S. 488–518, hier S. 492.
  2. Nietzsche komponiert. Notenmanuskripte aus dem Nachlass, Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 5. September 2025