Gut Schönerlinde
Das ehemalige Stadtgut Schönerlinde im Eigentum der Berliner Stadtgüter GmbH befindet sich in Schönerlinde, einem Ortsteil von Wandlitz im brandenburgischen Landkreis Barnim. Es wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den Berliner Magistrat zunächst zur Verwaltung der neu geschaffenen Rieselfelder angelegt. Die Fläche wurde später auch landwirtschaftlich und zur Viehhaltung genutzt. Heute ist das historische Gebäudeensemble saniert und als Gewerbehof Gutshof Schönerlinde ein wichtiger Standort für lokale Betriebe und Handwerker.[1]
Geschichte
Der Berliner Magistrat erwarb außerhalb der Berliner Stadtgrenze in der Gemarkung Schönerlinde an der Mühlenbecker Straße größere Flächen und ließ bis 1910[2] an der Straße zwischen Schönerlinde und Mühlenbeck zur Verwaltung der Rieselfelder ein Gut anlegen. Bald konnte festgestellt werden, dass auf den berieselten Flächen Gemüse und Gras besonders gut gediehen. So wurden die abgetrockneten Felder bald auch zur besseren Versorgung der Berliner genutzt und Weideflächen eingerichtet. Für die Arbeiter wurden einfache mehrstöckige Backsteingebäude als Massenunterkünfte gebaut. Im Jahr 1927 umfasste das Gut allein 178 Hektar Rieselland.[3] Im Wirtschaftsjahr 1937/1938 arbeiteten 51 Arbeiter, 27 Arbeiterinnen und drei männliche Angestellte auf dem Gut. Während des Nationalsozialismus mussten sehr sicher auch in Schönerlinde Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene arbeiten.[4]
Die sowjetische Administration nutzte das Gut nach 1945 als Hilfswirtschaft. 1950 wurden die Gebäude und die Felder in das Eigentum von Ost-Berlin zurückgegeben. Im Zusammenhang mit der Kollektivierung der Landwirtschaft entstand in den 1960er-Jahren das Volkseigene Gut (VEG) Schönerlinde. Es betrieb Feldwirtschaft und Tierhaltung (Schweine, Milchkühe, Pferde). Dazu wurden neue Massenställe errichtet, wie zum Beispiel ein 150 Meter langer Rinderstall. Rund 600 Personen fanden Arbeit auf dem VEG. Das Volksgut Schönerlinde war einer der größten Fischzuchtbetriebe der DDR. In über 50 Teichen, ehemaligen Nachklärteichen der Rieselfeldwirtschaft, wurde bis 1977 intensive Fisch- und Entenhaltung betrieben. Heute können einige der ehemaligen Teiche auf dem Löwenzahnpfad umwandert werden. 1969 fusionierten die VEG Blankenfelde, Buch, Hobrechtsfelde und Schönerlinde zum VEG Pankow.[5]
Nach 1990 wurde das VEG wie ein Eigenbetrieb behandelt.[6]1991 zählte man über 1500 Rinder, 14000 Schweine und 3000 Schafe auf einer über 1200 Hektar großen Nutzfläche. In den folgenden Jahren wurde der Tierbestand reduziert, die Technik modernisiert und nicht mehr wirtschaftlicher Bereiche, wie zum Beispiel die Schafhaltung, abgewickelt. 1996 erfolgte die Zusammenlegung mit dem Gut Lanke.[7] 2000 wurde die landwirtschaftliche Produktion auf Schönerlinde konzentriert, die übrigen Standorte wurden stillgelegt oder verpachtet.[8] 2007 verkaufte die Betriebsgesellschaft Stadtgüter Berlin mbH (BSB) den landwirtschaftlichen Betrieb. Heute ist die Berliner Stadtgüter GmbH Eigentümerin und Vermieterin des ehemaligen Stadtgutes. Das Berliner Landesunternehmen saniert und entwickelt die Gebäude als Gewerbehof Gutshof Schönerlinde.
Entwicklung
Der Gewerbehof Gutshof Schönerlinde wird nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, sondern dient den Mietern als Lager-, Büro-, Produktions- und Wohnort. Seit 2003 investiert die Berliner Stadtgüter GmbH in die Sanierung des Areals. Die über zehn historischen Gebäude wie Gutshaus, Speicher, Scheune, Stall, Werkstatt oder Taubenhaus wurden saniert und an zeitgemäße Anforderungen angepasst. Dabei wurden auch naturschutzfachliche Aspekte berücksichtigt. Das Zentrum des Gewerbehofes bilden Teich, insektenfreundliche Pflanzungen und Blühwiese mit Bäumen und heimischen Sträuchern. Im Jahr 2023 war der Gewerbehof Gutshof Schönerlinde ein zentraler Schwerpunkt der Sanierungsmaßnahmen der Berliner Stadtgüter GmbH.[9] Rund 30 Unternehmen und Kleinbetriebe sind derzeit Mieter am historischen Standort (Stand 2025). Darüber hinaus setzt sich die Berliner Stadtgüter GmbH für die nachhaltige Entwicklung des Areals rund um Schönerlinde sowie das Naturschutzgebiet Schönerlinder Teiche ein. In diesem Zusammenhang wurde der Löwenzahnpfad als Umweltbildungsprojekt im Jahr 2009[10] von der Berliner Stadtgüter GmbH, der Naturwacht des Naturparks Barnim, dem Land Brandenburg und der Agrar GmbH Hobrechtsfelde entwickelt und umgesetzt.[11]
Quellen und Einzelnachweise
- ↑ BERLINER STADTGÜER GmbH: Gewerbehof Gutshof Schönerlinde: Neue Beschilderung am historischen Standort. 11. Dezember 2024, abgerufen am 8. August 2025.
- ↑ Aus der Chronik der Schönerlinder Feuerwehr; hier: „Weimarer Republik und tausendjähriges Reich“; abgerufen am 8. Juli 2010 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Sigrid Weise: Die Geschichte der Berliner Stadtgüter 1945–1989, Teil I, eine Datensammlung. 2009 S.23
- ↑ BERLINER STADTGÜTER GmbH: Gewerbehof Gutshof Schönerlinde: Neue Beschilderung am historischen Standort. In: https://www.berlinerstadtgueter.de/gewerbehof-gutshof-schoenerlinde-neue-beschilderung-am-historischen-standort/. 11. Dezember 2024, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Gewerbehof Gutshof Schönerlinde: Neue Beschilderung am historischen Standort : Berliner Stadtgüter. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Sigrid Weise: Die Geschichte der Berliner Stadtgüter 1990–2007, Teil III, eine Datensammlung. 2009 S.12
- ↑ Sigrid Weise: Die Geschichte der Berliner Stadtgüter 1990–2007, Teil III, eine Datensammlung. 2009 S.65
- ↑ Sigrid Weise: Die Geschichte der Berliner Stadtgüter 1990–2007, Teil III, eine Datensammlung. 2009 S.82
- ↑ BERLINER STADTGÜTER GmbH: Geschäftsberichts 2023. S. 14-15, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Löwenzahnpfad in Mühlenbeck. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ BERLINER STADTGÜTER GmbH: Wilde Landschaft, Wasserbüffel, Einzigartige Vogelwelt. Abgerufen am 28. August 2025.
Koordinaten: 52° 39′ 39,1″ N, 13° 25′ 33,7″ O