Gutskapelle Darsikow

Die Gutskapelle in Darsikow, einem Wohnplatz der Gemeinde Temnitzquell, auch Waldkirche und kleine Kirche genannt, ist ein rechteckiger Feldsteinbau im Brandenburger Landkreis Ostprignitz-Ruppin.
„Die Kapelle gehört zu den wenigen sakralen Zentralbauten der 1. Hälfte des 19. Jhs. in der Region und ist zudem ein seltenes Beispiel einer Gutskapelle aus jener Zeit. Durch ihre Verbindung neogotischer Gestaltungselemente am Außenbau, u. a. den Spitzbogenfenstern, mit einer klassizistischen Innenausstattung, u. a. den Emporensäulen, veranschaulicht sie die stilistischen Hauptströmungen in der Architektur jener Zeit, die vor allem durch das Wirken Schinkels geprägt wurde.“[1]
Lage
Die Gutskapelle steht im Temnitzqueller Wohnplatz Darsikow zwischen Neuruppin und Wittstock, nahe Rägelin in einem Wald gelegen, weshalb sie namensgebend auch Waldkirche genannt wird.[2] Weitere Häuser des Ortes stehen lose um die Kapelle herum. Das Gutshaus ist rund 200 Meter südwestlich entfernt. Ähnlich weit entfernt zur anderen Richtung ist der von Carl Johann Hartwig Binder nach dem Tod seines Sohnes 1820 angelegte Friedhof.[3]
Geschichte
Zur Zeit des Baues der Kapelle zählte Darsikow lediglich zwölf Feuerstellen. Im Jahr 1818 kam Carl Johann Hartwig Binder in den Besitz des Lehnsguts, der hier 1832 eine Kapelle erbauen ließ. Als Gutsherr wurde er zugleich Kirchenpatron der Gemeinde. Frau Rittergutsbesitzerin Binder schenkte der Gemeinde 1866 ein Harmonium.[4] In den Folgejahren übernahm Familie Vielhaak die Gutsherrschaft mit den jeweiligen Verpflichtungen.[5] Patron Bäumer stiftete 1898 Glocke, Kronleuchter, Gestühl, Altarteppich und u. a. einen Tauftisch.[6] Letzte Kirchenpatrone war die briefadelige Familie des 1908 nobilitierten Bankiers Eugen von Rautenstrauch.[7]
Die letzten Gottesdienste wurden im Gotteshaus in den 1970er Jahren gefeiert. Danach verfiel das Gebäude zunehmend.[2] Seit 2009 existiert ein Förderverein, der sich um die in Privatbesitz befindliche[8] – im betreffenden Jahr von der Evangelischen Kirche erworben[1] – Kirche kümmert.[8] Mit der Restaurierung des Gebäudes wurde 2012 begonnen.[8] Nachdem 2016 noch während des Restaurierungsprozesses mit der Nutzung des Gebäudes begonnen wurde,[1] ist dieser mittlerweile vollendet.[9]
Beschreibung
Es handelt sich um einen massiven, qualitativ hochwertig konstruierten Feldsteinbau[10] (Zyklopenmauerwerk)[2] mit Backsteinelementen[11] an den Gebäudeecken und Gewänden. Der kleine rechteckige Zentralbau besitzt ein Walmdach, darauf befindet sich ein Dachreiter aus Holz. Eine Gliederung des Gebäudes entsteht durch das zentrale Portal und die Spitzbogenfenster.[10]

Im Tympanon des Zugangsportals ist eine Inschrift mit den Worten:[2]
Andacht und
Verehrung des Herrn
geweiht
von Carl Binder
1832
Ausstattung
Der Innenraum ist klassizistisch gestaltet mit einer Empore, Kanzel, Gestühl und bemalter Decke.[10] Die Glocke von 1898 stammt aus der Gießerei Gustav Collier in Zehlendorf.[2]
Weiterhin besaß die Kapelle eine Orgel aus dem 19. Jahrhundert mit mechanischer Schleiflade und einem Manual, deren Erbauer jedoch nicht bekannt ist.[12]
Nutzung
Neben vereinzelten Gottesdiensten wird die Gutskapelle auch für Kulturveranstaltungen wie Theater oder Kunstausstellungen genutzt.[13][14][15]
Galerie
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Blick von Nordosten mit Zugangsportal -
Blick von Südosten -
Blick von Süden -
Blick von Nordwesten -
Kirchturm -
Gedenkstein nördlich der Kirche
Literatur
- Paul Eichholz, Friedrich Solger, Willy Spatz: Die Kunstdenkmäler des Kreises Ostprignitz. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Band 1, Heft 2, Hrsg. Brandenburgischer Provinzialverband, Georg Büttner, Voss, Selbstverlag, Berlin 1907, S. 19., In: Internet Archive.
- Horst Drescher, Heinrich Trost: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Bezirk Potsdam. Hrsg. Institut für Denkmalpflege der DDR (Berlin, Ost). Abteilung Bestandsforschung, 1. Auflage, Henschel Verlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1978, S. 237. Parallelauflage: C. H. Beck, München 1978. ISBN 3-406-07004-3.
- Wolf-Dietrich Meyer-Rath: Die Kirchen und Kapellen der Prignitz. Wege in einein eine brandenburgische Kulturlandschaft. Lukas Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86732-253-9, S. 205.; 2. Auflage (Online-Ressource), Berlin 2017. ISBN 978-3-86732-702-2.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09171197 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Gutskapelle Darsikow, Hrsg. Deutschen Stiftung Denkmalschutz
- Waldkirche Darsikow, In: Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e. V.
- Gut Darsikow
- Förderverein
Einzelnachweise
- ↑ a b c Denkmalreport Brandenburg 2016/2017. S. 23 f. (PDF).
- ↑ a b c d e Förderkreis Alte-Kirchen Berlin-Brandenburg e. V.: Waldkirche Darsikow. In: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e. V. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
- ↑ Geschichte. Abgerufen am 25. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ Königliche Regierung zu Potsdam: Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin. Stück 4, A. W. Hayn`s Erben, Potsdam, den 26. Januar 1866, S. 40.
- ↑ Königliche Regierung zu Potsdam: Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin. Stück 20, A. W. Hayn`s Erben, Potsdam, den 16. Mai 1873, S. 132.
- ↑ Königliche Regierung zu Potsdam: Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin. Stück 50, A. W. Hayn`s Erben, Potsdam, den 16. Dezember 1898, S. 525.
- ↑ Walter von Hueck, Erik Amburger, Friedrich Wilhelm Euler, Johann Georg von Rappard, u. v. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel). 1968. Band VIII, Band 41 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1968, S. 331.
- ↑ a b c Jubiläum: Retter der Kleinen Kirche Darsikow feiern Zehnjähriges. In: MOZ. Abgerufen am 26. Oktober 2024.
- ↑ Kirche Darsikow | Tag des offenen Denkmals®. Abgerufen am 26. Oktober 2024.
- ↑ a b c Deutsche Stiftung Denkmalschutz - Gutskapelle Darsikow - Temnitzquell. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
- ↑ HIDAweb BLDAM Brandenburg: Suche. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
- ↑ Darsikow (ev. Kirche). Abgerufen am 26. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ Veranstaltungen. Abgerufen am 26. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ Märkische Allgemeine Zeitung: Aquarell-Ausstellung in der Darsikower Kirche bei Rägelin. 25. Oktober 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024.
- ↑ Amt Temnitz - Herzlich willkommen. Abgerufen am 26. Oktober 2024.
Koordinaten: 53° 1′ 3″ N, 12° 35′ 18,8″ O