Herz-Jesu-Kirche (Westerstede)

Die Herz-Jesu-Kirche in Westerstede im niedersächsischen Landkreis Ammerland ist die römisch-katholische Hauptkirche der Pfarrei St. Johannes der Täufer.[1] Sie steht unter dem Patrozinium des Heiligsten Herzens Jesu und gehört zum Dekanat Oldenburg im Bistum Münster. Das Gotteshaus ist ein schlichter Kalk-Sandsteinbau im Stil der Moderne und bietet 220 Gläubigen Platz.
Geschichte
Das größte Gotteshaus in Westerstede ist die evangelisch-lutherische St.-Petri-Kirche, die 1123 entstand und ursprünglich katholisch war. Im Rahmen der Reformation wurde sie evangelisch. In den folgenden Jahrhunderten gab es dort keine katholische Gemeinde mit einem eigenen Gotteshaus.
Diese Situation änderte sich erst, als nach dem Zweiten Weltkrieg ca. 1.300 katholische Flüchtlinge und Vertriebene vor allem aus Schlesien und dem Ermland nach Westerstede kamen. Ab 1945 entwickelte sich in der Diaspora langsam ein katholisches Gemeindeleben mit wöchentlichen Gottesdiensten in Räumen der evangelischen Kirche oder im Speisesaal des Lazaretts. 1948 wurde der Seelsorgebezirk Westerstede zum Pfarr-Rektorat mit einem eigenen Geistlichen erhoben.
Nach den Plänen des Architekten Ludger Sunder-Plaßmann (Cloppenburg) entstand 1953/54 die Saalkirche Herz-Jesu in Westerstede. Zu den später vom Architekten Ulrich Recker öfters umgestalteten Gebäuden der Gemeinde gehörten das Pfarrheim und das Pfarrhaus (mit Pfarrbüro).
Am 1. April 1967 wurde das Pfarr-Rektorat Westerstede endgültig von St. Peter (Oldenburg) getrennt und zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Zum Pfarrbezirk gehörten das Gebiet der politischen Gemeinde Westerstede sowie die Kapellengemeinde Augustfehn.[2]
Anlässlich der Weihe von zwei neuen Kirchenglocken wurde 1978 ein Glockenfest gefeiert. Eine dritte Bronzeglocke auch aus der Gießerei Petit & Edelbrock (Gescher) kam 2015 hinzu. Der ebenfalls nach den Plänen von Ulrich Recker 2016 gebaute separat stehende Glockenturm komplettierte das Gotteshaus. Die Weihe des neuen Kirchturms erfolgte am 16. Juni 2016 durch Weihbischof Heinrich Timmerevers.[3]
Durch Fusion entstand aus der Pfarrei Westerstede und der Kapellengemeinde Augustfehn am 1. Oktober 2006 die neue Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer mit Sitz in Westerstede. Am 1. Januar 2024 schlossen sich die katholischen Gemeinden in Barßel, Bösel, Friesoythe, Garrel, Saterland und Westerstede zusammen zum Katholischen Kirchenverband „Pastoraler Raum Friesoythe“ mit Sitz in Friesoythe.[4]
Glocken
Die Glocken der Herz-Jesu-Kirche wurden mit dem Klang der evangelisch-lutherischen St.-Petri-Kirche harmonisch abgestimmt. Neben der neuen 370 kg schweren und sehr tief klingenden Glocke von 2015[5] hängen im Turm der Pfarrkirche Herz-Jesu die folgenden zwei älteren Bronzeglocken:
- Glocke 1: Schlagton: es2; Ø 63 cm; Petit & Edelbrock (Gescher); Gussjahr: 1978
- Glocke 2: Schlagton: ges2; Ø 54 cm; Petit & Edelbrock (Gescher); Gussjahr: 1978[6]
Orgel
Eine historische, vom Organisten Reiner Hellings zur Verfügung gestellte Pfeifenorgel unbekannter Herkunft wurde um 1985 in der Herz-Jesu-Kirche in Westerstede aufgestellt. 1991 baute Hermann Eule (Bautzen) ein neues Instrument (II+P/13). Eine Reinigung und Schimmelbeseitigung erfolgte 2008 durch Orgelbau Ostfriesland (Uplengen).
Die Schleifladen-Orgel von 1991 hat 13 Register und besitzt ein Hauptwerk (C–g3), ein Nebenwerk (C–g3) und Pedal (C–f1). Im rechten Gehäuse stehen Haupt- und Nebenwerk, und im linken Gehäuse befindet sich das Pedalwerk. Die Spieltraktur und die Registertraktur sind mechanisch.[7]
Literatur
- Willi Baumann, Peter Sieve (Hrsg.): Die katholische Kirche im Oldenburger Land: Ein Handbuch. Plaggenborg Verlag, Vechta 1995, ISBN 3-929358-99-9.
- Ulrich Menkhaus (Red.): Das Bistum Münster, Bd. 3: Die Pfarrgemeinden. Regensberg, Münster 1993, ISBN 3-7923-064-68.
- Wolfgang Runge: Kirchen im Oldenburger Land, Band III. Kirchenkreise Oldenburg 1 und 2. Heinz Holzberg Verlag, Oldenburg 1988, ISBN 3-87358-29-88.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Alex Mathew: Herzlich willkommen. In: Katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer Westerstede. 2025, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Ulrich Menkhaus (Red.): Das Bistum Münster, Bd. 3: Die Pfarrgemeinden. Regensberg, Münster 1993, ISBN 3-7923-0646-8, S. 880–881.
- ↑ Alex Mathew: Geschichte Westerstede Herz-Jesu. In: Katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer Westerstede. 2025, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Offizialatsarchiv Vechta: Augustfehn, St. Johannes der Täufer. In: Matricula Online. 2025, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Jens Rickels: Neuer Wohlklang für (hoffentlich) viele Generationen! In: Nordwest-Zeitung. 21. Dezember 2015, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Willi Baumann, Peter Sieve (Hg.): Die Katholische Kirche im Oldenburger Land: Ein Handbuch. Plaggenborg Verlag, Vechta 1995, ISBN 3-929358-99-9, S. 652–653.
- ↑ Gabriel Isenberg: Orgeln im Oldenburger Land. In: Westerstede: Kath. Pfarrkirche Herz Jesu. 2025, abgerufen am 11. September 2025.
Koordinaten: 53° 15′ 19,8″ N, 7° 55′ 29,1″ O