Letzte Phase des Hundertjährigen Krieges 1415–1453

Letzte Phase des Hundertjärigen Krieges
Teil von: Hundertjähriger Krieg

Die letzte Schlacht des Hundertjährigen Krieges bei Castillon von 1453
Datum 1415 bis 1453
Ort Frankreich
Ausgang Französischer Sieg
Territoriale Änderungen England verliert alle kontinentalen Gebiete mit Ausnahme von Calais.
Konfliktparteien

Königreich England

Königreich Frankreich

Befehlshaber

Heinrich V.
Heinrich VI.
John of Lancaster
Thomas Montagu

Karl VI.
Karl VII.
Dauphin Ludwig
Jeanne d'Arc

Der Zeitraum zwischen 1415 und 1453 im Englischen auch als Lancastrian war bezeichnet war die dritte und letzte Phase des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich. Er folgte auf eine lange Friedensperiode seit dem Jahr 1389. Anfängliche Erfolge der Engländer, insbesondere in der Schlacht von Azincourt, sowie Spaltungen innerhalb der französischen herrschenden Klasse ermöglichten es Heinrich V., die Unterstützung großer Teile Frankreichs zu gewinnen. Gemäß den Bestimmungen des Vertrags von Troyes von 1420 heiratete Heinrich V. die französische Prinzessin Katharina von Valois und wurde zum Regenten des Königreichs und Thronfolger Frankreichs ernannt. Damit hatten die Engländer einen Sieg auf dem Papier errungen, da ihre Ansprüche nun rechtlich anerkannt waren. Ein Teil des französischen Adels weigerte sich jedoch, das Abkommen anzuerkennen, sodass der militärische Konflikt weiterging. Heinrich V. und nach seinem Tod sein Bruder John, Herzog von Bedford, brachten die Engländer auf den Höhepunkt ihrer Macht in Frankreich.

Dennoch war die englische Herrschaft nicht von Dauer. Nach dem Tod Heinrichs V. im Jahr 1422 und dem frühen Tod Karls VI. von Frankreich erhob sowohl der minderjährige Heinrich VI. von England als auch der Dauphin Karl Anspruch auf die französische Krone. Die englische Regentschaft wurde durch interne Konflikte und nachlassende Unterstützung geschwächt, während sich auf französischer Seite der Widerstand festigte. Eine entscheidende Wende brachte das Auftreten der jungen Jeanne d’Arc ab 1429. Sie inspirierte die französischen Truppen und trug maßgeblich zur Aufhebung der englischen Belagerung von Orléans bei. In der Folge wurde Karl VII. 1429 in Reims zum König gekrönt, was das französische Selbstbewusstsein stärkte und die Legitimität Karls festigte. Im weiteren Verlauf gelang es den Franzosen, die englischen Besatzungen systematisch zurückzudrängen. Bedeutende Schlachten wie die von Patay (1429) und Formigny (1450) sowie die Eroberung von Rouen und Bordeaux führten dazu, dass am Ende der Konflikte nur noch Calais unter englischer Kontrolle verblieb. Mit der französischen Eroberung von Bordeaux im Jahr 1453 endete der Hundertjährige Krieg de facto. Es sollte aber noch bis zum Frieden von Amiens 1802 Zeit vergehen, dass mit der Aufgabe des Titels „König von Frankreich“ durch die englischen bzw. britischen Könige das letzte Überbleibsel des Konflikts auch formell aus dem Weg geräumt wurde.

Hintergrund

In England neigte sich die Regierungszeit von König Heinrich IV. ihrem Ende zu, geprägt von chronischer Krankheit und wachsenden politischen Herausforderungen. Seine Autorität wurde zunehmend durch seine schlechte Gesundheit und wachsende Streitigkeiten unter den englischen Adligen untergraben, darunter auch Spannungen mit seinem eigenen Sohn Heinrich von Monmouth, dem späteren Heinrich V. Im Inland hatte Heinrich noch immer mit den Nachwirkungen des von Owain Glyndŵr angeführten Aufstands in Wales zu kämpfen, der zu diesem Zeitpunkt zwar weitgehend unter Kontrolle war, aber dennoch vereinzelte Widerstandsnester aufwies. Die Rebellion und Unruhen unter den englischen Adligen hielten an, angeheizt durch die Unzufriedenheit mit der Führung des Königs und Streitigkeiten über die Politik und die Thronfolge. Der sich verschlechternde Gesundheitszustand des Königs führte dazu, dass Prinz Heinrich eine aktivere Rolle in der Regierung übernahm und manchmal sogar in offenen Konflikt mit seinem Vater und dessen engsten Beratern geriet.[1]

In Frankreich war die Lage unterdessen noch prekärer. König Karl VI. litt weiterhin unter Episoden von Geisteskrankheit, wodurch das Land praktisch führerlos und verwundbar war.[2] In den vorangegangenen Jahrzehnten hatte es zwar immer wieder Waffenstillstände, dynastische Streitigkeiten und wechselnde Allianzen gegeben, aber keine dauerhafte Lösung des französisch-englischen Konflikts um die französische Krone und territoriale Rechte.[3] Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1413 bestieg Heinrich V. den Thron und schuf mit einem klar definierten Kronrat und Parlament eine relativ stabile politische Lage. Der Handel blühte und das Land prosperierte. Die Auseinandersetzung Frankreichs mit England um Aquitanien hatte sich aufgrund des Bürgerkriegs zwischen den Armagnacs und den Burgundern beruhigt. Englische Armeen wurden um Hilfe in Frankreich gebeten, und seit der Gefangennahme von Jakob I. im Jahr 1406 war es an der Nordgrenze ruhig geblieben. In diesem vorteilhaften Kontext verkündete Heinrich V. umgehend seine Absicht, sein „rechtmäßiges Erbe“, die Krone Frankreichs, geltend zu machen.[4]

England nimmt den Krieg wieder auf

Der Friede von Auxerre zwischen der Armagnac-fraktion und den Burgundern im Jahr 1412 schwächte die Hoffnungen der Engländer auf Zugeständnisse, und der Feldzug des Duke of Lancaster im Jahr 1412 festigte die Kontrolle der Armagnacs über Paris weiter. Allerdings zwangen Unruhen im Jahr 1413 Johann Ohnefurcht, Herzog von Burgund, zur Flucht, was zu einem Bürgerkrieg führte und dazu, dass die Armagnacs die Kontrolle über Paris und die Regierung zurückeroberten. In der Picardie und in Flandern hielt der Bürgerkrieg an, bis im August 1414 in Arras ein Friedensabkommen geschlossen wurde. Beide Seiten machten Heinrich Avancen, in der Hoffnung, ihn für ihre Sache gewinnen zu können. Heinrich begnügte sich damit, beide Seiten hinzuhalten, und schlug sogar vor, Jeans Tochter zu heiraten, um den französischen Streit beizulegen. Im Januar 1414 wurde zwischen Heinrich und der Armagnac-Regierung in Paris ein Waffenstillstand vereinbart, um die Verhandlungen über Heinrichs Forderungen fortzusetzen, darunter die Hand von Karl VI.s Tochter Katharina und eine Mitgift von einer Million Kronen. Die Armagnacs waren bis auf die Mitgift bereit, Heinrichs Forderungen zu erfüllen. Heinrich wollte so schnell wie möglich Krieg führen, solange die Franzosen durch interne Probleme abgelenkt waren. Der Waffenstillstand wurde bis August 1415 verlängert, war aber nur ein Vorwand für Heinrichs Vorbereitungen.

Heinrich V. wollte ein befriedetes Land zurücklassen, bevor er sich ins Ausland begab, wofür er die Unterstützung des Adels benötigte. Allerdings waren unzufriedene Barone aus der Regierungszeit seines Vaters geneigt, seine Abwesenheit auszunutzen. Diese Adligen oder Familien waren von Heinrichs Vater entehrt worden, als dieser Richard II. den Thron entrissen hatte. Nach seiner Thronbesteigung machte Heinrich V. diesen Leuten ein großzügiges Angebot, um sich ihre Unterstützung für die Rückgewinnung ihres Erbes zu sichern und zu verhindern, dass sie den Thron an sich rissen. Er gab mehreren wichtigen Adligen ihre Ländereien und Titel zurück, darunter dem Earl of March, dem Enkel des verstorbenen Earl of Northumberland, und Thomas Holland. Außerdem hob er das Stigma gegen das Haus York auf und gewann so die Loyalität des Herzogs von York. Um seine Herrschaft weiter zu festigen, erhob er seine eigenen Brüder John und Humphrey zu Herzögen und machte Richard Langley zum Earl of Cambridge. Um die Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen, ließ er schließlich die Leiche Richards II. in Westminster umbetten. Heinrich strebte auch an, die schottische Grenze gesichert zu verlassen, bevor er Frankreich angriff, indem er Murdoch Stewart, und James I. gefangen hielt, den Waffenstillstand von 1414 erneuerte und die Garnisonen der Grenzburgen verstärkte.[5]

Vorbereitungen

Im November 1414 wurde im Parlament eine Ankündigung über eine mögliche Expedition gemacht. Während die Lords und Commons weitere Verhandlungen mit den Franzosen empfahlen, waren sie sich einig, dass in der Zwischenzeit Vorbereitungen für die Expedition des Königs getroffen werden sollten. „Mit welchem Gefolge auch immer er ernennen wolle“, teilten die weltlichen Peers dem König mit, seien sie bereit, ihm bei seiner Mission zu dienen. Aus Verträgen (sogenannte Indenture) während dieser Zeit ging hervor, dass Heinrich einen mindestens neunmonatigen Feldzug plante. Die Löhne für das erste Quartal sollten vor Beginn des Quartals ausgezahlt werden (ein Jahr war in vier Zeiträume von jeweils 91 Tagen oder etwa drei Monaten unterteilt). Am Ende des zweiten Quartals sollten die Löhne für das zweite und dritte Quartal ausgezahlt werden.[6]

Aufgrund der Forderung des Parlaments nach Friedensverhandlungen konnte sich der König nur unzureichend auf den Krieg vorbereiten. Mitte Februar wurden jedoch strategische Planungen zur Seeverteidigung, zu den englischen Grenzen und zu Calais durchgeführt, an denen erfahrene Militärs wie der Herzog von York, der Earl of Dorset, Henry, Lord Scrope, und Sir Thomas Erpingham beteiligt waren. Als jedoch öffentlich bekannt wurde, dass die Verhandlungen mit Frankreich gescheitert waren, wurden die militärischen Vorbereitungen für die Aufstellung einer großen Armee zügig vorangetrieben.[7] Bis zum 1. Juli hatte Heinrichs eine Armee von 10.000 bis 12.000 Mann in der Nähe von Southampton aufgestellt.[8]

Invasion

Die französische Regierung wusste schon seit langem, dass eine Invasion bevorstand. Heinrich bemühte sich jedoch sehr, das Ziel geheim zu halten. Da sich die französische Regierung daran erinnerte, dass Edward III. versucht hatte, sie mit einer Landung in Aquitanien zu täuschen, gingen sie davon aus, dass Heinrich dasselbe versuchen würde. Wie frühere Schlachten gezeigt hatten, waren mit einem solchen amphibischen Angriff große Risiken verbunden. Stattdessen gab es deutliche Anzeichen für eine Landung an der Nordküste Frankreichs. Mögliche Ziele waren die Bretagne mit Brest und St. Malo und Cherbourg oder Harfleur in der Normandie. Die französische Regierung ging jedoch davon aus, dass der eigentliche Ort der Invasion Boulogne-sur-Mer in der Picardie war. Die Verteidigungsmaßnahmen waren jedoch nur mittelmäßig.

Armanacs und Burgunder waren sich uneinig über Bitte nach militärischer Hilfe: Die Armanacs reagierten nur zögerlich während die Burgunder sich komplett weigerten, darauf einzugehen. Der 19-jährige Dauphin Louis wurde zum Oberbefehlshaber ernannt, und der Konstabler von Frankreich, Charles d’Albret, wurde sein Stellvertreter. D'Albret stellte in Rouen eine Armee auf und stationierte 1.500 Mann in Honfleur. Das Land war jedoch mehr mit hohen Steuern beschäftigt als um eine drohende Invasion besorgt. Die Gefahr einer Invasion wurde größer, als die englischen Schiffe, die Heinrichs Armee transportierte südlich von Bembridge verschwand. Heinrich V. war mehr daran interessiert, die Normandie zurückzuerobern als Aquitanien zu unterstützen. Die Normandie war das ältere Erbe der beiden und befand sich seit über einem Jahrhundert in anglonormannischer Hand. Heinrich beschloss, die Lücke im Vertrag von Bretigny zu schließen, und machte dies zu seinem ersten Ziel.

Heinrich V., ein noch junger König, hatte vermutlich die erfolgreichen Feldzüge seines Urgroßvaters und seiner Generäle studiert, insbesondere die von Heinrich von Lancaster und John of Gaunt. Er lernte aus den früheren Kriegen und zog vier wichtige Lehren daraus: die Aufrechterhaltung eines erfolgreichen Krieges in Aquitanien, die Überwindung von Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von Operationen an den Außenlinien aufgrund schlechter Kommunikation, die Besetzung feindlichen Territoriums mit Burgen und befestigten Städten und die Bedeutung einer fest etablierten Basis in Frankreich. Die Franzosen hatten den Vorteil der Inneren Linie, was es ihnen erleichterte, eine große Armee an ihren Grenzen zu versammeln. Darüber hinaus machten es die Burgen und befestigten Städte Frankreichs fast unmöglich, feindliches Gebiet ohne Belagerungswaffen zu besetzen. Diese Lektionen betonten die Bedeutung einer gut etablierten Stellung in Frankreich für erfolgreiche Operationen. Angesichts dieser Lehren und seines persönlichen Wunsches, das alte Herzogtum Normandie zurückzugewinnen, machte er sich auf den Weg zur Seine-Mündung, wobei er Harfleur, das traditionell als „Schlüssel zur Normandie“ gilt, als Ausgangspunkt wählte.[9]

Harfleur

Die Stadt Harfleur unter dem Kommando von Jean d'Estouteville war stark befestigt und unterhielt eine starke Garnison französischer Verteidiger. Von Anfang an sorgte Heinrich für strenge Disziplin unter seinen Truppen. Plünderungen, Brandstiftung und Übergriffe auf Zivilisten waren untersagt, nur die Futterbeschaffung für Pferde war erlaubt und Verstöße wurden mit dem Tod durch den Strang bestraft. Die Belagerung von Harfleur begann am 18. August 1415, nachdem die Stadt vollständig umzingelt war. Die Engländer begannen mit der systematischen Bombardierung mit schwerer Artillerie und der Errichtung von Belagerungsanlagen.[10]

Dennoch erschwerten die geografische Lage von Harfleur, die es den Verteidigern ermöglichte, die Belagerer zu überblicken, und die häufigen, entschlossenen Ausfälle die Aufgabe der englischen Artillerie. Die Verluste der Engländer stiegen aufgrund des Fernfeuers der französischen Kanonen und Armbrüste sowie der aggressiven Ausfälle der Garnison. Trotz des heftigen Widerstands brachten die langwierige Belagerung und die anhaltenden Angriffe sowohl den Einwohnern als auch den Verteidigern von Harfleur großes Leid. Krankheiten, insbesondere Ruhr, wüteten auf beiden Seiten und schwächten ihre Kampfkraft weiter. Nach mehreren Wochen der Bombardierung und wiederholten Aufforderungen zur Kapitulation erkannten die erschöpften Verteidiger die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage und kapitulierten am 22. September 1415.[11]

Der Weg nach Agincourt

Heinrich V. hatte nun vier Optionen zur Auswahl: Rückkehr nach England, Marsch nach Bordeaux, Marsch nach Calais oder Marsch nach Rouen und Paris. Er hätte in Harfleur bleiben und auf Verstärkung warten können, aber diese Option wurde aufgrund der ungesunden Luft in der Flussmündung verworfen. Paris war zu riskant, da er dort auf Truppen aus Armagnac, Frankreich und Burgund treffen würde, die wahrscheinlich kriegführende Fraktionen gegen ihn aufbringen würden. Bordeaux war zu weit entfernt, und eine Rückkehr per Schiff würde von den Franzosen und dem Parlament als Schwäche angesehen werden. Heinrich schickte einen Herold zum Dauphin nach Rouen und forderte ihn zum Duell heraus. Nach acht Tagen war noch keine Antwort eingegangen, und Heinrich marschierte nach Calais, wobei er eine starke Garnison in Harfleur zurückließ. Gleichzeitig war Verstärkung eingetroffen, sodass Heinrich trotz vieler Desertionen am 6. Oktober mit einer Armee von sechs- bis siebentausend Mann aufbrechen konnte. Sie nahmen gerade genug Proviant für die nächsten acht Tage mit, die Heinrich für den Marsch nach Calais veranschlagt hatte.

Die Maßnahmen und Reaktionen der Franzosen vor der Invasion Heinrichs V. waren zögerlich und schleppend. Sie wussten von Heinrichs Invasionsvorbereitungen, wollten ihn jedoch in einer einzigen glorreichen Schlacht besiegen. Ursprünglich planten sie, ihre Armee in Rouen zu konzentrieren, einem strategisch günstigen Ort, um jeden Vorstoß Heinrichs in Richtung Paris oder nach Norden nach Calais zu verhindern. Als jedoch Harfleur gefallen und Heinrich auf dem Weg nach Calais war, versammelten sich die obersten Befehlshaber in Rouen, um die Verteidigungstrategie zu besprechen und über ihre nächsten Schritte zu entscheiden. Die französische Armee, sollte sich in Abbeville versammeln, wo sie Heinrichs Marsch nach Calais verhindern konnte. Heinrich erkannte, dass die Franzosen nicht die Absicht hatten, südlich der Somme gegen ihn zu kämpfen, sondern ihn wahrscheinlich beim Überqueren des Flusses besiegen oder ihn im Süden festhalten wollten, bis seine Armee verhungerte.

Die Engländer verließen Harfleur ohne Ausrüstung und marschierten in drei Kolonnen entlang der Küste in Richtung Somme, wobei sie alles niederbrannten und plünderten, was ihnen in den Weg kam. Am Abend des 13. Oktober erreichte Heinrich Abbeville, musste jedoch feststellen, dass die Brücken zerstört waren und die französische Armee in voller Stärke am gegenüberliegenden Ufer stand. Seine Armee befand sich nun in einer schwierigen Lage: Sie konnte die Somme bei Abbeville nicht überqueren, und ein Rückzug nach Harfleur würde als feige erscheinen. Heinrich beschloss jedoch, weiter vorzustoßen. Am 14. Oktober passierte der Hauptteil von Heinrichs Armee etwa 5 Kilometer südlich von Amiens, immer noch dem Fluss stromaufwärts folgend. Am 24. Oktober erreichten die Engländer den Fluss Ternoise.[12]

Azincourt

Am 25. Oktober 1415 standen sich die englische und die französische Armee bei Azincourt gegenüber. Die englische Streitmacht zählte etwa 6.000 Mann, hauptsächlich Langbogenschützen, die von einem kleineren Kontingent an Rittern unterstützt wurden. Die Engländer waren in einer schmalen Linie aufgestellt, wobei die Bogenschützen an den Flanken positioniert waren und durch spitze Pfähle geschützt wurden. Ihnen gegenüber stand eine weitaus größere französische Armee, die nach zeitgenössischen Quellen auf 20.000 bis 30.000 Mann geschätzt wurde und in drei Divisionen organisiert war: Vorhut, Zentrum und Nachhut. Die französische Frontlinie unter dem Kommando von Constable d'Albret und Marschall Boucicault bestand größtenteils aus Soldaten, die von flankierenden Kavalleristen und Armbrustschützen unterstützt wurden.

Das Schlachtfeld selbst war auf beiden Seiten von Wäldern begrenzt und durch die jüngsten Regenfälle schlammig geworden – Bedingungen, die später eine entscheidende Rolle spielen sollten. Der französische Plan sah koordinierte Angriffe der Kavallerie auf die englischen Flanken vor, doch diese Angriffe wurden schlecht ausgeführt und durch das Gelände und die englischen Verteidigungsanlagen behindert. Der Hauptteil der französischen Soldaten rückte dann unter einem Sperrfeuer englischer Pfeile über das aufgewühlte, durchnässte Feld vor. Eng gedrängt und erschöpft von ihrem Vormarsch waren die Franzosen nicht in der Lage, die englische Linie zu durchbrechen. Die englischen Bogenschützen schossen eine Salve Pfeile ab und schlossen sich dann dem Nahkampf an, wobei sie Schwerter und Keulen einsetzten, um die Verwirrung und Erschöpfung der Franzosen auszunutzen. Die erste und zweite französische Division brachen unter dem Druck zusammen, viele ihrer Anführer wurden getötet oder gefangen genommen. Die dritte Division griff nicht entschlossen ein, und einige ihrer Ritter flohen vom Schlachtfeld. Das Ergebnis war eine vernichtende Niederlage der Franzosen, bei der viele Adlige getötet oder gefangen genommen wurden, während die Engländer, obwohl sie zahlenmäßig weit unterlegen die Oberhand behielten.[13]

Nach der Schlacht versuchte die erschöpfte englische Armee nicht, die sich zurückziehenden französischen Truppen zu verfolgen. Stattdessen befahl Heinrich V. seinen Truppen, zum von den Engländern gehaltenen Hafen von Calais zu marschieren. Die Reise nach Calais dauerte etwa vier Tage. Bei ihrer Ankunft konnte sich die englische Armee endlich ausruhen und neu versorgen. Heinrich V. wollte unbedingt nach Hause zurückkehren, um seinen Triumph zu feiern und seine politische Position zu sichern. Er organisierte eine Flotte von Schiffen, um seine Armee zurück nach England zu transportieren. Am 16. November verließ Heinrich V. Frankreich.[14] Bedeutende Anführer der Armagnac-Fraktion, wie Karl, Herzog von Orléans, Johann I., Herzog von Bourbon, und Arthur de Richemont (Bruder des Herzogs der Bretagne), wurden in England gefangen genommen. Die Burgunder unter Johann Ohnefurcht, hatten zwar keine Truppen gestellt, aber die jüngeren Brüder des Herzogs – Anton, Herzog von Brabant, und Philipp II., Graf von Nevers – kamen in dieser Schlacht ums Leben.[15]

Zweite englische Invasion Frankreichs (1417–1420)

Nachdem die Armagnacs nach der Niederlage bei Agincourt in Bedrängnis geraten waren, ergriffen die Burgunder die Gelegenheit, die Kontrolle über die französische Regierung zu übernehmen. Johann Ohnefurcht setzte seine Versuche fort, Einfluss in Paris zu gewinnen, das unter der Führung von Bernard VII., Graf von Armagnac, kontrolliert wurde.[16] Da er keine Chance sah, sich mit Karl VI. und den Armagnacs zu einigen, nahm Johann die Verhandlungen mit den Engländern wieder auf. Er traf Heinrich am 6. Oktober 1416 in Calais, wo er ihm Unterstützung für einen neuen Feldzug versprach, zunächst heimlich und später offen, nachdem Heinrich V. einen beträchtlichen Teil des Landes erobert hatte.

Heinrich V. kam bald zu dem Schluss, dass Überfälle und Chevauchées nicht ausreichen würden, um sein Hauptziel zu erreichen: die Rückeroberung der alten Herrschaft über Aquitanien und das Herzogtum Normandie. Im August 1416 begann er mit den Vorbereitungen für eine weitere Invasion. Bis zum 15. April 1417 hatten sich 11.000 Soldaten in Southampton versammelt, und am 30. Juli war die gesamte Armee an Bord der Schiffe und bereit, zur Eroberung der Normandie aufzubrechen. Allerdings wusste nicht jeder an Bord, wohin die Reise gehen sollte. Der König hatte, wie schon zuvor sein Ziel geheim gehalten. In Frankreich herrschte noch mehr Verwirrung; obwohl seit langem bekannt war, dass eine erneute Invasion bevorstand, wurden die wildesten Theorien über den Landungsort aufgestellt. In den meisten Häfen entlang der Kanalküste wurde versucht eine wirksame Verteidigung aufzubauen, was jedoch nur unzureichend gelang. Als wahrscheinlichster Ort wurde von der Französischen Regierung Harfleur, oder Boulogne angesehen.[17][18] Am 1. August 1417 landete König Heinrich V. mit seiner Armee an der Mündung des Touques in der Nähe der Stadt Trouville an der Küste der Normandie. Die gut organisierte und versorgte englische Armee belagerte und eroberte systematisch wichtige normannische Städte, darunter Caen (September 1417), Alençon und Le Mans (März 1418). Mit dem Fall von Rouen im Januar 1419 erlangten die Engländer die Kontrolle über die gesamte Normandie.[19]

Vertrag von Troyes

Die politische Landschaft veränderte sich dramatisch mit der Ermordung von Johann Ohnefurcht, im September 1419, für die die Armagnacs verantwortlich gemacht wurden. Der neue Herzog, Philipp der Gute, verbündete sich mit den Engländern. Im Mai 1420 wurde der Vertrag von Troyes zwischen Karl VI., Heinrich V. und Philipp dem Guten unterzeichnet. Der Vertrag erkannte Heinrich V. als Regenten und Erben des französischen Throns an und enterbte damit Karl VII., den Dauphin. Um das Bündnis weiter zu festigen, heiratete Heinrich V. Katharina von Valois, die Tochter Karls VI. Durch diesen Vertrag war Frankreich praktisch geteilt: Der Norden und Westen standen unter anglo-burgundischer Kontrolle, während der Süden dem Dauphin treu blieb.[20]

Anglo-burgundische Herrschaft (1420–1429)

Nach dem Vertrag von Troyes festigten die englischen und burgundischen Truppen ihre Herrschaft über Nordfrankreich. Heinrich V. setzte seine Feldzüge fort, um die verbleibende Opposition zu unterwerfen, und eroberte im November 1420 Melun. Am Ende seines Lebens kontrollierten die Truppen Heinrichs V. und ihre burgundischen Verbündeten den größten Teil Nordfrankreichs, während andere Regionen dem Thronanwärter der Valois, dem Dauphin Karl, treu blieben. Nach dem fast zeitgleichen Tod Heinrichs V. und König Karls VI. 1422 wurde der noch minderjährige Heinrich VI. zum König von England und Frankreich proklamiert.[21]

Nur die Erinnerungen der direkt Beteiligten und die Berichte einiger Chronisten bewahren die mündlichen Anweisungen, die Heinrich V. auf seinem Sterbebett gegeben hat, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Heinrich dem Duke of Gloucester die Macht in England übertrug, während sein Sohn noch minderjährig war. Der Herzog von Bedford hatte als Statthalter in der Normandie die Macht inne, und es scheint, dass Heinrich Burgund bat, bis zum Tod Karls als Regent in Frankreich zu fungieren. Bedford übernahm die Regentschaft, nachdem Burgund sie nach Karls Tod am 21. Oktober 1422 aufgegeben hatte.[22] Die Armagnac-Fraktion weigerte sich jedoch, ihn anzuerkennen, und blieb dem Sohn Karls VI., dem Dauphin Karl, treu, der seinen Hof in Bourges einrichtete.[23][24] Mit der Festigung der Macht der englisch-burgundischen Allianz über Nordfrankreich strebten die Engländer unter der Regentschaft des Herzogs von Bedford die vollständige Unterwerfung Frankreichs und die Beseitigung des verbleibenden französischen und schottischen Widerstands an. Diese Entschlossenheit zeigte sich in einer Reihe bedeutender militärischer Auseinandersetzungen: Im Mai kapitulierte Meaux vnach langem Widerstand. In der Schlacht von Cravant am 31. Juli 1423 besiegten englisch-burgundische Kräfte eine französisch-schottische Armee und festigten ihre Position in der Region.[25] Im folgenden Jahr errang der Herzog von Bedford 1424 einen bedeutenden Sieg in der Schlacht von Verneuil, die manchmal als „zweites Agincourt“ bezeichnet wird und in der seine Truppen eine französisch-schottische Armee von etwa 16.000 Mann vernichteten.[26] In den folgenden fünf Jahren erreichte die englische Macht in Frankreich ihren Höhepunkt, mit einem Territorium, das sich vom Ärmelkanal bis zur Loire – mit Ausnahme von Orléans und Angers – und von der Bretagne im Westen bis Burgund im Osten erstreckte.

Jeanne d’Arc (1429–1431)

Im Oktober 1428 begannen die englischen Truppen mit der Belagerung der Stadt Orléans. Die Engländer unter Thomas Montacute, Earl of Salisbury, hatten das Ziel, die Stadt einzunehmen und damit den Weg für einen entscheidenden Vorstoß ins Zentrum Frankreichs zu öffnen. Die Verteidiger, angeführt von Jean de Dunois und anderen loyalen Kommandanten, hielten wiederholten Angriffen und Bombardements stand, obwohl sie von den meisten Seiten abgeschnitten waren. Im November 1428 wurde Salisbury durch Artilleriefeuer tödlich verwundet, und das Kommando ging an William de la Pole, Duke of Suffolk, über. Die englischen Truppen errichteten eine Reihe von Festungen und Bastillen rund um Orléans, um Nachschub und Verstärkungen zu blockieren, hatten jedoch Schwierigkeiten, eine vollständige Einkesselung aufrechtzuerhalten. Die französische Moral war am Boden, ein möglicher Verlust von Orléans drohte den Zusammenhalt auf Karls VII. zu schwächen.[27]

In diesem verzweifelten Kontext trat Ende April 1429 Jeanne d’Arc auf den Plan. Das Bauernmädchen aus Domrémy[28] behauptete, Visionen von Heiligen zu empfangen, die sie anwiesen, Karl VII. zu unterstützen und die Belagerung von Orléans zu beenden. Zunächst skeptisch, erlaubten Karl und seine Berater ihr schließlich, nach einer theologischen Untersuchung in Poitiers ein Entsatzheer zu führen. Jeanne traf Ende April 1429 in Orléans ein, brachte Vorräte und Verstärkungen mit und wurde schnell zu einem Symbol der Hoffnung und göttlichen Gunst. Mit einer offensiven Haltung beteiligte sich Jeanne an mehreren direkten Angriffen auf die englischen Befestigungen, insbesondere auf die Tourelles und die Bastille Saint Loup, und inspirierte die Soldaten. Am 7. Mai 1429, sammelte Jeanne trotz Verwundung die Truppen zu einem letzten Angriff, der zur Einnahme der Tourelles und zum Rückzug der Engländer am folgenden Tag führte. Die Aufhebung der Belagerung war ein Wendepunkt: Jeannes Anwesenheit belebte die französische Moral, ermöglichte weitere militärische Erfolge entlang der Loire und bereitete den Weg für die Krönung Karls VII. in Reims, wodurch die königliche Legitimität und der Schwung der französischen Sache wiederhergestellt wurden.[29]

Die Krönung Karls VII. und die Gefangennahme von Jeanne d’Arc

Nach diesen Siegen drängte Jeanne d’Arc Karl VII., nach Reims zu ziehen, dem traditionellen Ort für die Krönung französischer Könige. Obwohl die Stadt tief im Feindesland lag, eskortierte Jeannes Armee Karl durch Nordfrankreich. Am 17. Juli 1429 wurde Karl VII. in der Kathedrale von Reims gekrönt, was seine Legitimität erheblich stärkte. Allerdings schwächte sich diese Dynamik bald wieder ab. Jeanne führte 1430 mehrere Feldzüge, darunter einen erfolglosen Versuch, Paris zu befreien. Am 23. Mai 1430 wurde sie während der Verteidigung von Compiègne von burgundischen Truppen gefangen genommen.[30] Die Burgunder übergaben sie an die Engländer, die sie in Rouen wegen Ketzerei vor Gericht stellten. Nach einem langwierigen und politisch motivierten Prozess wurde Jeanne verurteilt und am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.[31]

Wendepunkt: Der Verlust Burgunds und die Rückeroberung Frankreichs (1431–1444)

Trotz der Hinrichtung von Jeanne d’Arc blieb ihr Einfluss auf die Moral der Franzosen und die Legitimität Karls VII. bestehen. Die Engländer hielten jedoch weiterhin Paris und die Normandie besetzt.[32]

Im Jahr 1435 änderte sich der Verlauf des Krieges grundlegend. Der Tod Bedfords, einer von den Franzosen respektierten Persönlichkeit, wurde bald gefolgt vom Austritt Burgunds aus dem englischen Bündnis nach gescheiterten Friedensverhandlungen in Arras. Die Bindung Burgunds an den Vertrag von Troyes war bereits zuvor geschwächt worden, und sein Abgang hinterließ den Engländern eine längere und anfälligere Grenze, die es nun zu verteidigen galt. Bis zum Ende des Jahres gelang es den französischen Truppen – unterstützt von einem lokalen Bauernaufstand – Ost-Normandie einzunehmen. Im darauffolgenden Jahr fiel Paris an die Franzosen, und Calais wurde belagert. In Rouen herrschte kurzzeitig Panik, auch wenn die französische Offensive wenig koordiniert war. Der Bauernaufstand wurde brutal niedergeschlagen, und das Eintreffen bedeutender englischer Verstärkungen stabilisierte die Lage.

Zwischen 1436 und 1442 gelang es den Engländern, durch eine Reihe kleinerer Belagerungen, die von ihren zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten geprägt waren, weite Teile Ost-Normandies zurückzuerobern. Dieppe blieb jedoch außerhalb englischer Kontrolle, und der Verlust von Louviers im Jahr 1440 brachte französische Truppen bedrohlich nahe an Rouen heran. Englische Überfälle und französische Streiftrupps – oft ein Mix aus Soldaten und Gesetzlosen – richteten zusammen mit Seuchen und Hungersnöten große Verwüstungen in der Landschaft an. Trotz dieser Rückschläge konnten die Engländer einige lokale Erfolge erzielen. So führte John Talbot im Dezember 1439 einen kühnen Angriff an, bei dem die Franzosen vor Avranches geschlagen wurden. In einem kurzen Feldzug 1441 befreiten Talbot und der Herzog von York Pontoise von einer Belagerung und kamen beinahe in den Besitz von Karl VII., mussten sich jedoch erschöpft zurückziehen. Karl VII. hielt weiterhin an seiner Taktik fest, offene Feldschlachten zu vermeiden, und kurz darauf eroberten die Franzosen Pontoise und nahmen Evreux ein, wodurch sie Rouen weiter einkreisten.

Bis 1442 wurde die militärische Schwäche der Engländer immer deutlicher. Französische Schiffe, die von Dieppe aus operierten, machten den Ärmelkanal unsicher, da eine schlagkräftige englische Flotte fehlte. Zudem belastete Karls VII. Feldzug in Gascogne die englischen Ressourcen zusätzlich. Die Umstellung auf eine defensive Kriegsführung, die kaum noch Aussicht auf Beute bot, wurde finanziell immer belastender und zwang die Regierung, auf Kredite von Kardinal Beaufort zurückzugreifen, was ihm erheblichen Einfluss auf die Militärstrategie verschaffte. 1438 wurde eine Expedition organisiert, um Maine für Beauforts Neffen Dorset zu sichern. Im folgenden Jahr führte der Herzog von Somerset, ein weiterer Neffe, das letzte größere englische Unternehmen des Krieges an; mit 4.500 Mann, Artillerie und Brückenausrüstung sollte er die Loire überqueren und Karl VII. zu Verhandlungen zwingen. Somersets Feldzug diente jedoch in erster Linie seinen eigenen Interessen und entfremdete die Bretagne, während Karl VII. eine offene Schlacht vermied und stattdessen Friedensgespräche aufnahm. Obwohl Karl seinen Feldzug in Gascogne vorerst einstellte, war die englische Position schwach, sodass nur ein vorübergehender, zweijähriger Waffenstillstand erreicht wurde.[33]

Letzte Feldzüge und Kriegsende (1444–1453)

Die letzte Phase des Hundertjährigen Krieges wurde von entscheidenden diplomatischen Entwicklungen und neuem militärischem Elan unter Karl VII. geprägt. Der Wendepunkt kam mit dem Vertrag von Arras im Jahr 1435, der Karl VII. und Philipp den Guten, Herzog von Burgund, versöhnte.[34] Durch das Ende des langjährigen anglo-burgundischen Bündnisses war England diplomatisch isoliert und Karl konnte sich darauf konzentrieren, Nordfrankreich zurückzuerobern. Auf diesen diplomatischen Sieg folgten stetige französische militärische Fortschritte, die Rückeroberung von Paris im Jahr 1436 und der allmähliche Verlust der von den Engländern gehaltenen Gebiete.[35] Im Jahr 1444 wurde mit dem Vertrag von Tours ein vorübergehender Waffenstillstand zwischen England und Frankreich geschlossen, der durch die Heirat Heinrichs VI. von England mit Margarete von Anjou besiegelt wurde.[36] Im Rahmen des Vertrags stimmte England--wenn auch nur widerwillig und nach geheimen Verhandlungen--der Übergabe der Grafschaft Maine an Frankreich zu.[37] Der Waffenstillstand verschaffte zwar eine kurze Atempause im Konflikt, war jedoch beim englischen Adel äußerst unbeliebt und konnte die zugrunde liegenden Territorialstreitigkeiten nicht lösen.[38][39]

Als der Waffenstillstand 1449 endete, startete Karl VII. mit seiner reformierten und zunehmend professionellen Armee eine Großoffensive zur Rückeroberung der Normandie. Diese Kampagne gipfelte in der Schlacht von Formigny im April 1450, in der die französischen Truppen mit überlegener Artillerie die Engländer vernichtend schlugen und den raschen Zusammenbruch der englischen Herrschaft in der Normandie einleiteten. Das letzte Kriegsschauplatz verlagerte sich nach Gascogne: Bordeaux gelangte kurzzeitig wieder in englischen Besitz, bevor die Franzosen 1453 Castillon belagerten. In der entscheidenden Schlacht von Castillon fiel der englische Befehlshaber John Talbot, und das letzte bedeutende englische Feldheer in Frankreich wurde vernichtet. Bordeaux kapitulierte im Oktober 1453, womit das faktische Ende des Hundertjährigen Krieges erreicht war. Am Ende des Krieges behielt England auf dem Kontinent nur noch Calais, während Frankreich unter Karl VII. geeint und gestärkt hervorging; Monarchie und Territorium wurden im Wesentlichen durch eine Kombination aus diplomatischer Strategie und militärischer Reform wiederhergestellt.[40]

Commons: Hundertjähriger Krieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Turvey: 2015, S. 16–23.
  2. Dockray: 2004, S. 88.
  3. Perroy: 1951, S. 139, 237.
  4. Reid: 2007, S. 255.
  5. Reid: 2007, S. 255–257.
  6. Curry: 2006, S. 59.
  7. Curry: 2006, S. 61.
  8. Burne: 1999, S. 35 f.
  9. Burne: 1999, S. 38 f.
  10. Bennett: 1994, S. 39 f.
  11. Curry: 2006, S. 88–93.
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