Muhoozi Kainerugaba

Muhoozi Kainerugaba, 2024

Muhoozi Kainerugaba (* 24. April 1974 in Daressalam, Tansania) ist ein ugandischer Militär und ehemaliger Kommandeur der Landstreitkräfte der Uganda People's Defence Force. Seit 2024 ist er Oberbefehlshaber der ugandischen Armeen. Er ist der Sohn des seit 1986 amtierenden Staatspräsidenten Ugandas, Yoweri Museveni und gilt als dessen möglicher Nachfolger.[1]

Laufbahn

Muhoozi Kainerugaba wurde in Tansania als Sohn von Yoweri Museveni und seiner Ehefrau Janet geboren. Sein Vater kämpfte zu dieser Zeit gegen die diktatorische Regierung Ugandas unter Idi Amin vom Exil in Tansania aus. Nach dessen Sturz 1979 kehrte die Familie kurzzeitig nach Uganda zurück, verließ das Land nach Milton Obotes Wiedereinsetzung aber wieder. Als Kind besuchte Kainerugaba Schulen in Tansania, Kenia und Schweden und wurde ein wiedergeborener Christ. Nachdem Museveni 1986 Präsident von Uganda wurde, kehrte die Familie dauerhaft zurück. Kainerugaba besuchte die Kampala Parents School, das King’s College Budo und das St. Mary’s College Kisubi. Er machte seinen Abschluss im Jahr 1994. Einige Quellen geben ein Studium der Politikwissenschaften an der University of Nottingham in England bis 1997 an.[2][3] Er trat 1999 den Streitkräften Ugandas bei und wurde 2000 an der Royal Military Academy Sandhurst ausgebildet, worauf später Ausbildungen in den Vereinigten Staaten und Südafrika folgten. 2013 wurde er Kommandeur des Special Forces Command (SFC), der Spezialeinheit, welche für die Sicherheit des Präsidenten zuständig ist. Der Einheit werden außerdem die Entführung und Folter von Regierungsgegnern vorgeworfen.[4] Im Jahr 2021 wurde deshalb eine Beschwerde beim Internationalen Strafgerichtshof gegen ihn eingereicht.[4]

2019 wurde er von seinem Vater zum Lieutenant General der Streitkräfte befördert und übernahm im Juni 2021 die Kontrolle über die Landstreitkräfte Ugandas.[5] Am 30. November 2021 starteten Uganda und die Demokratische Republik Kongo eine gemeinsame Militäroffensive gegen die ugandische Rebellengruppe Allied Democratic Forces (ADF) im Osten des Kongo, welche von Kainerugaba mit angeführt wurde.[6]

Am 5. Oktober 2022 entließ ihn sein Vater als Kommandeur der nationalen Infanterietruppen, nachdem er in einer Reihe von Tweets einen territorialen Anspruch auf Nairobi, die Hauptstadt des benachbarten Kenia, zum Ausdruck gebracht hatte. Allerdings wurde er zugleich zum Armeegeneral befördert und blieb aktiver Militär.[7]

Im März 2024 ernannte Museveni General Kainerugaba zum Oberbefehlshaber der ugandischen Armeen.[8] Nachdem der deutsche Botschafter in Uganda an einem Gespräch von Diplomaten mit einem Onkel Kainerugabas, General Saleh, teilgenommen hatte, beschuldigte er den Botschafter im Mai 2025, Umsturzpläne zu verfolgen. Außerdem kündigte sein Sprecher ein Ende der sicherheitspolitischen Kooperation mit Deutschland an.[9][10] Ein Report des Council on Foreign Relations legte nahe, dass Kainerugaba mit seinen exaltierten Stellungnahmen (er drohte u. a. mit Enthauptung des Oppositionsführers Bobi Wine) und Aktionen versuche, im Vorfeld der Präsidentschafts- und Parlamentswahl 2026 Unruhen zu provozieren, um das seit 2005 formell bestehende Mehrparteiensystem in Misskredit zu bringen.[11]

Nutzung von Twitter

Kainerugaba ist als aktiver Nutzer der Plattform X (vormals Twitter) bekannt, wo er häufig kontroverse und der offiziellen Regierungspolitik widersprechende Ansichten verbreitete. Vielfach setzte er sich über die Auflage, zu schweigen, hinweg. Im Mai 2025 hatte er 1,1 Mio. Abonnenten.[12]

So unterstützte er in Tweets die Tigray People's Liberation Front in Äthiopien und den russischen Präsidenten Wladimir Putin in seiner Aggression gegen die Ukraine im Widerspruch zur Regierungsposition.[1] Ihm wurde vorgeworfen, im alkoholisierten Zustand widersprüchliche oder kontroverse Ansichten auf Twitter zu verbreiten.[13] Am 28. Dezember 2021 stellten ugandische Sicherheitskräfte den Journalisten und Schriftsteller Kakwenza Rukirabashaija unter Hausarrest und nahmen ihn anschließend fest, nachdem er Kainerugaba auf Twitter kritisiert hatte. In der Haft wurde Rukirabashaija gefoltert.[14]

Über Twitter hat sich Kainerugaba aktiv zu den zerrütteten Beziehungen Ugandas zu Ruanda geäußert und versprochen, mit seinem „Onkel“, dem ruandischen Präsidenten Paul Kagame, zu sprechen, um die Wiedereröffnung der Grenze zwischen Ruanda und Uganda zu ermöglichen, welche 2019 nach diplomatischen Streitigkeiten geschlossen wurde. Er äußerte sich auf Twitter 2022 zu den erfolgreichen Verhandlungen zur Wiederöffnung der Grenze: „Die Grenze wird morgen vollständig geöffnet. Ich und mein Onkel (Präsident Kagame) haben in sieben Stunden erreicht, was alle Diplomaten der Welt nicht geschafft haben. Ich denke, wir verdienen einen Preis.“

Am 8. März 2022 kündigte Kainerugaba auf Twitter an, dass er aus den Streitkräften ausscheiden werde, ohne jedoch einen Zeitplan für seinen Rücktritt zu nennen. Die Ankündigung wurde später vom Militär dementiert. Sie wurde als mögliche Vorbereitung für eine Nachfolge seines Vaters als Präsident interpretiert. Er selbst verbreitete auf Twitter offensiv seinen Machtanspruch. So verkündete er „Uganda gehört dem Team MK!“ und kündigte an „Wir werden nicht aufhören, bis wir die vollständige Kontrolle haben!“.[4] Anfang Mai 2025 bekannte Kainerugaba, einen Leibwächter des Oppositionspolitikers Bobi Wine gefangen zu halten. Bilder und Schmähungen von ihm veröffentlichte er auf X. Zuvor hatten Soldaten das Hauptquartier von Wines Partei National Unity Platform überfallen.[15] Kurz darauf wurde der Leibwächter wegen schweren Raubes angeklagt. Bei Vorführung wies er Folterspuren auf.[16]

Korruptionsvorwürfe

Ein Ausschreibungsauftrag für die Lieferung von medizinischem Sauerstoff in Höhe von 17 Millionen US-Dollar wurde an das Unternehmen Silverbacks von Kainerugabas Frau Charlotte vergeben, was zu Korruptionsvorwürfen führte.[17] Während einer COVID-19-Welle im Juni 2021 erwies sich die Sauerstoffproduktion als unzureichend, sodass viele COVID-19-Patienten an Sauerstoffmangel starben.[18]

Commons: Muhoozi Kainerugaba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Richard Vokes, Sam Wilkins: Museveni's first son Muhoozi: clear signals of a succession plan in Uganda. Abgerufen am 18. Juni 2022 (englisch).
  2. Muhoozi Kainerugaba | Twitter, X, News, Family, Wife, MK Movement, PLU, & Project | Britannica. 3. Mai 2025, abgerufen am 9. Juni 2025 (englisch).
  3. Battle-Hardened: An Insight into Gen. Muhoozi’s 20-year Military Career. In: Trumpet News. 26. April 2019, abgerufen am 18. Juni 2022 (amerikanisches Englisch).
  4. a b c Is Uganda heading for a dynastic succession? In: The Economist. ISSN 0013-0613 (economist.com [abgerufen am 18. Juni 2022]).
  5. OUR REPORTER: Gen Museveni promotes son Muhoozi to Lieutenant General. Abgerufen am 18. Juni 2022 (britisches Englisch).
  6. We need more forces in DR Congo, says Muhanga. 11. März 2022, abgerufen am 18. Juni 2022 (englisch).
  7. Uganda's president fires military son after offensive tweets. 4. Oktober 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022 (englisch).
  8. Ouganda: le président Museveni nomme son fils à la tête de l’armée. 22. März 2024, abgerufen am 22. März 2024 (französisch).
  9. Wie der deutsche Botschafter in Uganda ins Visier der Armee geriet - WELT. Abgerufen am 7. Juni 2025.
  10. Arne Perras, Sina-Maria Schweikle: Ugandas Militär macht Stimmung gegen Deutschland. 27. Mai 2025, abgerufen am 7. Juni 2025.
  11. Michelle Gavin: Warning Signs in Uganda | Council on Foreign Relations. Abgerufen am 8. Juni 2025 (englisch).
  12. Ugandas Armeechef mit präsidialen Ambitionen macht auf X sogar Trump Konkurrenz. Abgerufen am 8. Juni 2025 (österreichisches Deutsch).
  13. “I will talk to Muhoozi not to tweet while drunk,”-Opondo. In: Ekyooto Uganda. Abgerufen am 18. Juni 2022 (amerikanisches Englisch).
  14. Deutsche Welle (www.dw.com): In Uganda verfolgter Autor jetzt in Deutschland | DW | 23.02.2022. Abgerufen am 18. Juni 2022.
  15. Eddie Mutwe: Anger as Uganda's Gen Muhoozi Kainerugaba says he's holding Bobi Wine's bodyguard. 2. Mai 2025, abgerufen am 8. Juni 2025 (britisches Englisch).
  16. Eddie Mutwe: Ugandan bodyguard charged after days of torture, lawyer says. 5. Mai 2025, abgerufen am 8. Juni 2025 (britisches Englisch).
  17. Rita Abrahamsen, Gerald Bareebe: The Aid Debate: Time for Donors to Drop President Museveni | Democracy in Africa. 12. Februar 2021, abgerufen am 18. Juni 2022 (amerikanisches Englisch).
  18. The Aid Debate: Time for Donors to Drop President Museveni | Democracy in Africa. 12. Februar 2021, abgerufen am 21. Oktober 2024 (amerikanisches Englisch).