Neo-aristotelisches Paradigma
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Das neo-aristotelische Paradigma (die neo-aristotelische Meta-Ontologie) ist eines der grundlegenden Paradigmen der Meta-Ontologie in der analytischen Philosophie und stellt eine Weiterentwicklung der Ideen von Aristoteles dar.[1]
Geschichte
Das neo-aristotelische Paradigma stützt sich auf die Ideen von Aristoteles. Zu den wichtigsten Vertretern gehören Jonathan Schaffer und Kit Fine.[1] Aristoteles selbst war auch „neo-aristotelisch“ in dem Sinne, dass er der Auffassung war, dass Entitäten aus verschiedenen ontologischen Kategorien unterschiedliche Grade an Fundamentalität aufweisen. Beispielsweise haben Substanzen den höchsten Grad an Fundamentalität, weil sie in sich selbst existieren. Eigenschaften hingegen sind weniger fundamental, weil sie für ihre Existenz von Substanzen abhängen.[2]
Position
Zu den Kernthesen
Das neo-aristotelische Paradigma weist die orthodoxe ontologische Frage „Was gibt es?“ als zentral für die Ontologie zurück. Jonathan Schaffer und Kit Fine sind in dieser Hinsicht Permissivisten (Bedeutung in der Psychologie und Soziologie Duldung, Toleranz, akzeptierende Einstellung, durch die anderen Personen Freiheit im Handeln zugebilligt wird): So gut wie alle umstrittenen Entitäten sollen als existent anerkannt werden, wodurch die Beantwortung der Frage „Was gibt es?“ sehr einfach wird.
Die Hauptfrage der Ontologie
Das neo-aristotelische Paradigma unterscheidet sich von anderen durch eine hierarchische Sicht auf die ontologische Struktur der Realität, in der verschiedene Kategorien des Seienden durch ein Verhältnis der ontologischen Priorität geordnet sind – das heißt, das Sein mancher Dinge hängt vom Sein grundlegender Entitäten ab.[3] Für Schaffer und Fine ist dieses Verhältnis das sogenannte Fundamentieren (Grounding), weshalb sich die zentrale ontologische Frage in diesem Paradigma verändert: Anstelle der Frage „Was gibt es?“ wird die Frage „Was gründet worauf?“ gestellt. Der Begriff der Fundamentalität wird üblicherweise im Sinne des metaphysischen Gründens definiert. Fundamentale Entitäten unterscheiden sich von nicht-fundamentalen Entitäten, weil sie nicht in anderen Entitäten gründen.[4] Beispielsweise wird manchmal angenommen, dass Elementarteilchen fundamentaler sind als die makroskopischen Objekte (wie Stühle und Tische), die sie bilden. Dies ist eine Behauptung über das Begründungsverhältnis zwischen mikroskopischen und makroskopischen Objekten. Ein Neo-Aristoteliker würde diese Behauptung als eine ontologische Behauptung kategorisieren.
Ontologische Struktur
Die neo-aristotelische Meta-Ontologie lässt sich auch nach der Methode von Jonathan Schaffer klassifizieren, je nach ihrem Blick auf die ontologische (metaphysische) Struktur der Realität. Die neo-aristotelische Meta-Ontologie gehört zur Kategorie der geordneten Strukturen. Das heißt, das Ziel metaphysischer Forschung besteht darin, eine geordnete Hierarchie zu ermitteln, die sich ergibt aus: 1. einer Liste von Substanzen und 2. einer Liste von Fundamentierungsbeziehungen.[1][5]
Jonathan Schaffers Prioritätsmonismus (priority monism)
Jonathan Schaffers Prioritätsmonismus (priority monism) ist eine neuere Form der neo-aristotelischen Ontologie. Er vertritt die These, dass es auf der fundamentalsten Ebene nur ein Ding gibt: die Welt als Ganzes. Diese These leugnet nicht unsere Intuition des gesunden Menschenverstands, dass die verschiedenen Objekte, denen wir in unseren alltäglichen Angelegenheiten begegnen, wie Autos oder andere Menschen, existieren. Sie bestreitet nur, dass diese Objekte die fundamentalste Form der Existenz haben.[4]
Siehe auch
Literatur
In Arbeit
- Christof Rapp (2017): Was ist Aristotelisch am Aristotelischen Naturalismus? In: Hähnel, M. (Hrsg.) Aristotelischer Naturalismus. J.B. Metzler, Stuttgart. doi:10.1007/978-3-476-04333-7_3. ISBN 978-3-47604332-0
- Phil Corkum (2025): Neo-Aristotelian Metaphysics. Cambridge University Press Print, 22. Mai 2025. doi:10.1017/9781009234948 Online ISBN 978-1-009234948.
- Daniel D. Novotny und Lukas Novak (Hrsg.): Neo-Aristotelian Perspectives in Metaphysics. New York: Routledge, 2016
- Kit Fine: Essence and Modality: The Second Philosophical Perspectives Lecture. In: Philosophical Perspectives 8 (1994), Seite 1–16
- Kit Fine: Things and Their Parts. In: Midwest Studies in Philosophy 23 (1999), Seite 61–74
- Daniel D. Novotný, Lukáš Novák (Hrsg.): Neo-Aristotelian Perspectives in Metaphysics. Routledge, New York 2014, ISBN 978-1-315-88555-1, doi:10.4324/9781315885551 (taylorfrancis.com).
- Daniel D. De Haan: The Power to Perform Experiments. In: William M. R. Simpson, Robert C. Koons, James Orr (Hrsg.): Neo-Aristotelian Metaphysics and the Theology of Nature, 2022. DOI:10.4324/9781003125860-10
Einzelnachweise
- ↑ a b c Eugene Kononov: Metaontology (метаонтология). In: SSRN. Elsevier, 1. Juli 2024, abgerufen am 28. August 2024 (рос).
- ↑ S. Marc Cohen, C. D. C. Reeve: Aristotle’s Metaphysics. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Spring 2025 Auflage. Metaphysics Research Lab, Stanford University, 2025 (stanford.edu [abgerufen am 15. Juli 2025]).
- ↑ Mary Louise Gill: Aristotle on Substance: The Paradox of Unity. In: SSRN. Elsevier, 1991, abgerufen am 28. August 2024 (englisch).
- ↑ a b Jonathan Schaffer: Monism: The Priority of the Whole. In: The Philosophical Review. Band 119, Nr. 1, 1. Januar 2010, ISSN 0031-8108, S. 31–76, doi:10.1215/00318108-2009-025.
- ↑ JONATHAN SCHAFFER: On What Grounds What Metametaphysics. In: Oxford University Press. Oxford, ISBN 978-0-19-954604-6, S. 347—83.