Niddawitzhausen

Niddawitzhausen
Stadt Eschwege
Koordinaten: 51° 11′ N, 9° 59′ O
Höhe: 180 (172–195) m ü. NHN
Fläche: 3,26 km²[1]
Einwohner: 242 (31. Dez. 2024) HW[2]
Bevölkerungsdichte: 74 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 37269
Vorwahl: 05651
Niddawitzhausen von Osten
Niddawitzhausen von Osten

Niddawitzhausen ist ein Stadtteil von Eschwege im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Geographie

Das Dorf Niddawitzhausen liegt am Südwestrand des Eschweger Becken, ca. 5,3 km südwestlich der Stadtverwaltung von Eschwege. Die Ortslage erstreckt sich entlang des Petersbaches, einem westlichen Zulauf der Wehre. Die Bebauungen von Eltmannshausen und Niddawitzhausen gehen fast ineinander über. Das Gebiet des Stadtteils besteht aus der Gemarkung ENiddawitzhausen etwa mittig am westlichen Rand des Stadtgebiets mit einer Fläche von 326 Hektar[1], davon sind 35 Hektar Wald.[3] In der Gemarkung liegen die folgenden aktuellen bzw. historischen Siedlungsplätze:[3]

  • Wüstung Brachbach[4]
  • Haus „Im Schacht“[5]

Die Ortslage befindet sich auf 168 bis 200 m ü. NHN und der höchste Punkt der Gemarkung liegt bei etwa 315 Meter im Südwesten der Gemarkung. An den Stadtteil Niddawitzhausen grenzen, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn, der Ortsteil Eschwege-Eltmannshausen, im Osten an Eschwege-Oberhone, im Süden an die Ortsteile Reichensachsen und Vierbach der Gemeinde Wehretal und im Westen ebenfalls an Vierbach.

Durch den östlichen Teil des Ortes verläuft die Bundesstraße 27. Östlich des Ortes verläuft die 1876 erbaute Bahnstrecke Bebra–Göttingen.

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Niddawitzhausen erfolgte unter dem Namen Nidiwizzeshusun im Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld und datiert auf das Jahr 1075. Herrschaftsansprüche in Niddawitzhausen sind sowohl auf hersfeldische als auch auf hessische Lehnshoheit zurückzuführen.[3]

Dokumentierte Herrschaftsverhältnisse:[3]

  • 1301 hat bei der Veräußerung des Dorfes an die Landgrafen von Hessen, hat Hermann von Diede bilsteinische Lehen in Niddawitzhausen inne.
  • 1363 verkauft Hermann von Treffurt all sein Recht zu Niddawitzhausen an Bodo von Boyneburg.
  • Um 1376 haben die Diede von Fürstenstein das Gericht Niddawitzhausen, vier Hufen und weitere Einkünfte von Landgraf Hermann von Hessen als Lehen inne. 1448 werden sie ebenfalls von Hessen mit Gütern im Ort belehnt.
  • 1409 erhalten die Diede auch hersfeldische Lehen in Form von zwei Vorwerken und 12 Hufen Land mit dem Gehölz Diedenberg, dem Erlich, sowie einer weiteren Hufe Landes und das Recht auf das teuerste Haupt.
  • Streitigkeiten zwischen den Dieden und den Landgrafen um die Gerichtsbarkeit werden in der Weise geklärt, dass den Landgrafen die hohe, den Dieden zum Fürstenstein die niedere Gerichtsbarkeit zugesprochen wird. Faktisch verfügen diese damit über die Ortsherrschaft. Mit dem Aussterben der Dieden 1807 fällt ihr Besitz an die Landgrafen von Hessen.

Bezüglich der Grundherrschaft und Grundbesitz sind die folgenden Ereignisse belegt:[3]

  • 1073 tauschte Abt Hartwig von Hersfeld von dem Freien Sigebodo das Gut Vierbach gegen Überlassung der lebenslänglichen Nutznießung der Orte Niddawitzhausen und Eltmannshausen ein.
  • 1213 wurde eine villacatio als Gutsverwaltung in Niddawitzhausen genannt.
  • 1291 kam es zur Beilegung eines Streits zwischen den von Eubach und der Propstei Petersberg über die Abgabe des Besthaupts von Gütern in Niddawitzhausen.
  • 1480 und in der Folge wurden in Zinsregistern des Klosters Germerode Einkünfte in Niddawitzhausen erwähnt, die mit Einführung der Reformation an Hessen fallen.

Zum 1. April 1972 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Kreisstadt Eschwege eingemeindet.[6] Für Niddawitzhausen wurde, wie für die anderen eingemeindeten ehemals eigenständigen Gemeinden von Eschwege, ein Ortsbezirk eingerichtet.[7]

Gerichte

Die Gerichtsbarkeit über Niddawitzhausen war geteilt. Die Hohe Gerichtsbarkeit übten die Landgrafen von Hessen aus und die Niedere Gerichtsbarkeit lag, bis zu deren Aussterben 1807, bei den Diede zum Fürstenstein.

Die weitere Zuständigkeit entwickelte sich wie folgt:[3]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 2] denen Niddawitzhausen angehört(e):[3][8]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niddawitzhausen 255 Einwohner. Darunter waren 3 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 51 Einwohner unter 18 Jahren, 93 waren zwischen 18 und 49, 48 zwischen 50 und 64 und 66 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 99 Haushalten. Davon waren 12 Singlehaushalte, 42 Paare ohne Kinder und 30 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 36 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 57 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1585: 44 Haushaltungen
• 1747/48: 1585: 44 Haushaltungen. Gewerbetreibende: ein Schmied, 3 Schneider, 2 Branntwein- und Bierschenker, 20 Leinweber, 6 Tagelöhner, 4 Maurer, ein Weißbinder, ein Bäcker, eine Wehmutter, 2 Taubenträgerinnen.
• 784: 44 Haushaltungen inklusive des baumbachischen Vorwerks
Niddawitzhausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2024
Jahr  Einwohner
1834
  
326
1840
  
392
1846
  
389
1852
  
400
1858
  
378
1864
  
379
1871
  
376
1875
  
408
1885
  
363
1895
  
378
1905
  
327
1910
  
343
1925
  
331
1939
  
327
1946
  
476
1950
  
486
1956
  
368
1961
  
383
1967
  
398
1970
  
377
1972
  
267
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
255
2024
  
242
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS:[3]; Stadt Eschwege[2]; Zensus 2011[10]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1865: 363 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961: 349 evangelische (= 91,12 %), 30 katholische (= 7,83 %) Einwohner[3]

Religion

Eine Kirche in Niddawitzhausen wird erstmalig 1337 erwähnt. Im Jahr 1521 wird eine Kirche als Saalbau errichtet. Ein Turmanbau erfolgt im Jahr 1887. Revovierungen erfolgen in den Jahren 959, 1973 und 1976.[3]

Bekenntniswechsel[3]

Der erste dokumentierte evangelische Pfarrer ist Heinrich Schell im Jahr 1530.

Pfarrzugehörigkeit[3]

Der Erzbischof von Mainz inkorporiert 1337 dem Kloster Petersberg die Pfarrkirche. In den Jahren 748, 1872 und 1994 sind Weidenhausen und Eltmannshausen Filialen der Pfarrei Niddawitzhausen.

Politik

Für Niddawitzhausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Niddawitzhausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 64,68 %. Alle Kandidaten gehörten der „Überparteilichen Wählergemeinschaft“ an.[11] Der Ortsbeirat wählte Konrad Wenderoth zum Ortsvorsteher.[12]

Kulturdenkmäler

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Niddawitzhausen

Fußnoten

Anmerkungen

  1. Weitere Gerichte siehe Justizwesen im Königreich Westphalen
  2. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  3. Trennung von Justiz (Justizamt Eschwege) und Verwaltung
  4. Infolge des Deutschen Krieges.
  5. Infolge des Ersten Weltkriegs.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b Gemarkung Niddawitzhausen. In: GEOindex. Abgerufen im Juli 2025.
  2. a b Stadtteil Niddawitzhausen. In: Webauftritt der Stadt Eschwege. Abgerufen im Juli 2025.
  3. a b c d e f g h i j k l m n Niddawitzhausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 20. Januar 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Brachbach, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 28. November 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Im Schacht, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 20. November 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 389 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 238 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Eschwege, abgerufen im Juni 2025.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73.
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 52 und 1068, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  11. Ortsbeiratswahl Niddawitzhausen. In: Votemanager. Stadt Eschwege, abgerufen im Juli 2025.
  12. Ortsbeirat Stadtteil Niddawitzhausen. In: Gremienportal. Stadt Eschwege, abgerufen im Juli 2025.