Pulkauer Flügelaltar

Der Pulkauer Flügelaltar ist ein spätgotischer Flügelaltar, der als Hauptwerk der oberbayrisch-österreichischen Donauschule gilt. Er steht in der Filialkirche Pulkau, der Kirche zum Heiligen Blute in der Stadtgemeinde Pulkau im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich.
Die Geschichte
Der Flügelaltar entstand um das Jahr 1520. Er wurde 1820 renoviert und 1948/1949 in den ursprünglichen Zustand rückversetzt und erneut restauriert. Das Relief „Die Beweinung Christi“ des Flügelaltares konnte erst 2003 wieder beschafft und eingefügt werden. 2006 wurde der Altar im Auftrag des Bundesdenkmalamtes fachmännisch gereinigt.
Die Kunsthandwerker
Die Malerei und Plastik des Altares sind stilistisch nicht ganz einheitlich. Der Gesamtentwurf und die Ausführung der Predellatafeln wurden dem Meister der Historia Friderici et Maximiliani bzw. dem Meister des Pulkauer Altars zugeschrieben. Als Meister der Schnitz-Arbeiten wird in den Chroniken Hans Schlais und dessen Werkstatt genannt.
Der Schrein
Drei ausdrucksvoll bewegte überlebensgroße Figuren prägen den Schrein: Christus als Schmerzensmann – aber in mittelalterlicher Symbolik zugleich als Auferstandener – zwischen dem Apostel Bartholomäus (mit Buch) und Sebastian von Pfeilen durchbohrt am Andreaskreuz. Bartholomäus und Sebastian zählen dabei zu den ältesten Blutzeugen. An den Seiten des Schreines und zwischen den kunstvollen Baldachinen für die großen Schreinfiguren sind zehn kleine Heiligenfiguren zu sehen: Barbara, Katharina, der hl. Pantaleon, Achatius, Christophorus, der hl. Vitus sowie Bischöfe oder Äbte; zu Füßen des Schmerzensmannes sind zwei kleine Engel dargestellt, die in Kelchen das Blut Christi auffangen.
Das Gesprenge
Ganz oben im hohen filigranen Gesprenge steht der bairische Markgraf Leopold, der bald als Landespatron verehrt und 1485 heilig gesprochen wurde. Zu den Seiten der Maria mit Kind stehen der hl. Benedikt von Nursia, der Ordensgründer des Benediktinerordens und der hl. Bernhard von Clairvaux, darüber der Erzdiakon Stephanus und der hl. Laurentius.
Die Bilder der Altarflügel
Die Bilder der seitlichen Flügel zeigen bei geöffnetem Altar (Festtagsseite) vier Szenen der Passion Christi. Bei der Betrachtung schweift in der chronologischen Abfolge der Blick dabei mehrmals diagonal über den geöffneten Altar: rechts oben ist die Gefangennahme Christi zu sehen, links unten zeigt Pilatus dem Volk den gefangenen Jesus, rechts oben verurteilt Pilatus Jesus und wäscht seine Hände dabei in Unschuld, links oben zeigt das Bild das Schweißtuch der hl. Veronika und rechts unten ist die Kreuzigung Christi umgeben von vier heiligen Frauen dargestellt. Bei geschlossenen Flügeln (Werktagsseite) sind zu sehen: die Kreuzabnahme mit Josef von Arimathäa und die Grablegung. Bemerkenswert sind im Hintergrund aller dieser Bilder die vielfältigen Landschaftsdarstellungen.
Die Predella
Über dem Tabernakel sind in der Mitte der Predella als Relief die Salbung oder die Beweinung Christi und die Grablegung dargestellt, am Korpus der Predella seitlich zwei Szenen aus der Legende des Hostienfrevels. Die Predellaflügel zeigen geschlossen den Einzug in Christi in Jerusalem und das Letzte Abendmahl.
An der Predella-Rückwand sind Barbara, Katharina, Christophorus und Achatius zu sehen.
Literatur
- Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Niederösterreich nördlich der Donau 1990. Pulkau, Filialkirche hl. Blut, Einrichtung, S. 914–915.
- Pfarre Pulkau und ihre Bauwerke, Herausgeber r.k. Pfarre Pulkau, 3. Aufl., 2019
Weblinks
Koordinaten: 48° 42′ 22,9″ N, 15° 51′ 33,5″ O