Remeyerhofstraße

Die Remeyerhofstraße in Worms liegt in der historischen Verbindung zwischen der Innenstadt und der davon im Norden gelegenen Liebfrauenkirche.
Geografische Lage
Die Remeyerhofstraße beginnt am Berliner Ring und führt in nördliche Richtung bis zur Straße Liebfrauenstift, in die sie zusammen mit der von Westen kommenden Eulenburgstraße mündet. Beide Straßen bildeten früher die Verbindung zwischen der Martinspforte, dem wichtigsten Tor des inneren Mauerrings im Norden der Stadtbefestigung Worms, und der davor gelegenen Liebfrauenkirche.[1]
Bezeichnung
Die Bezeichnung der Straße leitet sich vom Remeyerhof ab, einem ursprünglich im 16. Jahrhundert errichteten Adelssitz, der von Truppen König Ludwig XIV. 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zusammen mit der Stadt Worms zerstört wurde. Von dem barocken Nachfolgegebäude aus dem 18. Jahrhundert sind im Gebäude Remeyerhofstraße 20 bauliche Reste erhalten.[2]
Geschichte

Die Anlage der Remeyerhofstraße ist mindestens hochmittelalterlich.[3] Zu den Straßenverläufen nördlich des römischen Worms gibt es nur wenige Belege. Im Spätmittelalter entwickelte sich in diesem Bereich vor der – später so bezeichneten – inneren Stadtmauer und der dann angelegten äußeren Stadtmauer ein Wohngebiet mit dem Mittelpunkt der Pfarrkirche St. Amandus.[Anm. 1] Weiter lagen an der Straße das Wilhelmitenkloster St. Remigius – etwa im Bereich der heutigen Remeyerhofstraße 20 – und die Kapelle Armer St. Stephan – etwa im Bereich der heutigen Remeyerhofstraße 16.[4] Sie war von einem Friedhof umgeben, der nach der Reformation Friedhof der Lutheraner war. Nach der Stadtzerstörung von 1689 war das Umfeld der Straße weitgehend unbebaut. Sie führte durch landwirtschaftliche Flächen und Weingärten. Als die damals wieder wachsende Stadt Worms mit ihrer städtische Bebauung das Gebiet am Ende des 19. Jahrhunderts wieder erreichte, wurde die Straße abschnittsweise begradigt.[5] Schon damals befanden sich hier Industriebetriebe, so die Kunstwollefabrik[Anm. 2] von Gustav Schoen (später Wilhelm Valckenberg)[6] und die chemische Fabrik Baerle & Co.[7]
Bedeutung
Heute erschließt die Remeyerhofstraße in ihrem südlichen Abschnitt eine durch Gewerbe geprägte Bebauung, nördlich der Kreuzung mit der Hermannstraße Wohnbebauung. Hier liegt auch das Seniorenzentrum Worms der AWO, eine Seniorenwohnanlage.[8] Die Straße hat den Charakter einer Anliegerstraße.
Literatur
- Gerold Bönnen: Zwischen Bischof, Reich und Kurpfalz. Worms im späten Mittelalter (1254–1521). In: Gerold Bönnen (Hg.): Geschichte der Stadt Worms. Theiss, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1679-7, S. 193–261.
- Sabine Klapp und Matthias Untermann: Worms, St. Stephan. Frauensammlung, später Beginenhaus zum Armen St. Stephan. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden Band 5 = Beiträge zur pfälzischen Geschichte Band 26.5. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2019. ISBN 978-3-927754-86-7, S. 713–717.
- Irene Spille: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Stadt Worms, Band 10. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1992. ISBN 978-3-88462-084-7, S. 140.
- Ferdinand Werner und Margit Rinker-Olbrisch: Bürgerliches Bauen in Worms 1840–1930. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2023. ISBN 978-3-88462-415-9
Anmerkungen
- ↑ St. Amandus lag in dem Bereich der Verbindung, die heute die Straßenbezeichnung „Liebfrauenstift“ trägt.
- ↑ Kunstwolle waren Wollfasern, die aus recyceltem Wollgewebe gewonnen wurden (Werner / Rinker-Olbrisch, S. 217).
Einzelnachweise
- ↑ Karte bei Bönnen, S. 253.
- ↑ Spille.
- ↑ Spille.
- ↑ Klapp / Untermann, S. 716; die Karte in Bönnen, S. 253, zeigt den Eintrag zu weit südlich.
- ↑ Klapp / Untermann, S. 716.
- ↑ Werner / Rinker-Olbrisch, S. 217ff.
- ↑ Werner / Rinker-Olbrisch, S. 220
- ↑ Homepage des Bezirksverbandes der AWO zum Seniorenzentrum Worms.
Koordinaten: 49° 38′ 9,9″ N, 8° 21′ 58,1″ O