René Pulfer

René Pulfer (* 13. März 1949 in Basel) ist ein Schweizer Videokünstler, Verleger, Kurator und Kunstlehrer. Er ist ein wichtiger Vertreter von Videokunst und Performance in der Schweiz und gehört zu den Wegbereitern der Schweizer Videokunst seit den 1970er-Jahren. 2021 wurde seine Arbeit mit dem Basler Kunstpreis gewürdigt.[1]

Leben und Werk

Seit den 1970er Jahren arbeitet René Pulfer experimentell und installativ mit audiovisuellem Material als Künstler, Dozent und Kurator. Er hat ab den 1980er-Jahren Film- und Videoprogramme organisiert. 1985 gründete er die Videoklasse an der Schule für Gestaltung Basel und organisierte die Videowochen im Wenkenpark. 1987 war er als Kurator für die documenta 8 für das Videoprogramm in Kassel verantwortlich und für die Ausstellung Revision im Stedelijk Museum, Amsterdam.

René Pulfer erhielt 2021 den Kulturpreis der Stadt Basel.[2] Seine audiovisuelle Arbeiten und Installationen werden bis heute bei zahlreichen nationalen und internationalen Festivals und Ausstellungen gezeigt.

René Pulfers Werke sind in der Sammlung des Kunstkredits Basel-Stadt, des Kunsthauses Baselland, des Kunstmuseums Bern und des Kunsthauses Zürich vertreten.

Werdegang

Nach Schulzeit und Typografenlehre in Basel arbeitet René Pulfer als Gestalter und Verleger. 1973 besucht er die Ausstellung trigon 73: audiovisuelle botschaften im Künstlerhaus Graz / Neue Galerie Graz während des steirischen herbst, wo erstmals in Europa eine grössere Anzahl Videobänder und -installationen zu sehen waren die ihn sehr zur Weiterarbeit mit audiovisuellen Medien im Kunstbereich inspirierten. Schon 1977 kam es zur Mitarbeit an der Programmgestaltung der ersten umfassenden Präsentation internationaler Videokunst in der Schweiz in Genf in der AMAM, Association pour un Musée d’Art Moderne, zu Gast im Musée d’art et d’histoire und in Basel bei der Galerie Stampa. Pulfer suchte eine Ausbildung für Videokunst, fand sie nicht und richtete, gemeinsam mit seinem Lehrer-Kollegen Enrique Fontanilles, ab 1985 die Weiterbildungsklasse Audiovisuelle Gestaltung an der Basler Schule für Gestaltung ein.[3] An der Schule für Gestaltung waren Film- und Videoprogramme Teil der Ausbildung in audiovisueller Gestaltung.[4] Die von ihm recherchierten Programme stehen in seinem Werk gleichberechtigt neben der Ausstellungsarbeit und seine Sammlung audiovisueller Medien stand den Studenten während seiner Zeit an der Schule zur Verfügung.

Ab 1984, 1986 und 1988 übernahm er und Reinhard Manz die künstlerische Leitung der Videowochen im Wenkenpark mit Performances, Installationen und Workshops internationaler Kunstschaffender, deren Videodokumentation 2016/2017, gefördert von Memoriav, unter Mitarbeit von Reinhard Manz an die Mediathek FHNW gelangten. Seine Videobänder und Installationen werden in zahlreichen nationalen und internationalen Festivals und Ausstellungen gezeigt, zum Beispiel 1987 in Video and Language, Video as Language im LACE, Los Angeles, 1991 (mit Rémy Zaugg) in Cézanne im Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam, 1995 in video/I see im Swiss Institute, New York, oder 2005 in Brennpunkt Schweiz. Positionen in der Videokunst seit 1970 im Kunstmuseum Bern und Covering the Real im Kunstmuseum Basel.

Ausstellungen als Künstler

  • 1986: 2. Internationale Videokunst Tage Nürnberg '86, Kunsthaus Nürnberg
  • 1991: Cézanne, mit Rémy Zaugg, Witte de With, Rotterdam[5]
  • 1995 Video: I see, Swiss Institute, New York[6]
  • 1997: René Pulfer. Video/Installationen, Einzelausstellung, Museum im Bellpark, Kriens[7]
  • 2000: Medien/Installationen, mit Rene Pulfer, Bettina Grossenbacher, Clara Saner und Käthe Walser, Kunst Raum Riehen[8]
  • 2002/3: Regionale 3, Kunsthaus Baselland[9]
  • 2005: Covering the Real, Kunstmuseum Basel[10]
  • 2008: Schweizer Videokunst der 70er und 80er Jahre. Eine Rekonstruktion; Kunstmuseum Luzern[11]
  • 2011: Beispiel Schweiz. Entgrenzungen und Passagen als Kunst, Kunstmuseum Liechtenstein Vaduz[12]
  • 2011: Brennpunkt Schweiz: Videokunst seit 1970, Kunstmuseum Bern
  • 2013: Making Visible!, Arbeiten mit der Sammlung Neue Medien Baselland
  • 2019: You never know the whole story, Kunstmuseum Bern[13]
  • 2021: Nachleuchten. Nachglühen, Videoinstallationen und ihre Wegbereiter mit Georg Faulhaber, Karl Gerstner, Julio Le Parc, Zilla Leutenegger, Roy Lichtenstein, Gustav Metzger, Oscar Muñoz, Nam June Paik, Sergio Prego, René Pulfer, Pipilotti Rist, Teresa Serrano, Keith Sonnier, Nevet Yitzhak[14]
  • 2021: (soir) & (matin), René Pulfer, kuratiert von Roman Kurzmeyer, der TANK, Basel
  • 2021: Beyond the Panorama: On the Construction of Landscape, Kunstmuseum Thun, Thun, Switzerland
  • 2021: Nachleuchten, nachglühen, Kunsthaus Baselland[15]
  • 2022: Please Hold: Regionale 23, Ausstellungsraum Klingental, Basel

Literatur (Auswahl)

  • 1987: Revision. Art Programmes of European Television Stations. Amsterdam, Stedelijk Museum, 1987. [Text:] René Pulver [u. a.]. Amsterdam.
  • 1990: Partitions. Une exposition réalisée en vidéo. [Text:] Lysianne Léchot [u. a.] Vidéo Indépendante Suisse.[16]
  • 1993: 5e Semaine Internationale de Vidéo. Genève, Saint-Gervais, 1993. Direction: Simon Lamunière; [Text:] Simon Lamunière [u. a.]. Genf, 1993.
  • 1994: Video-Installationen - Szene Schweiz. Kunsthaus Langenthal, 1994. Hrsg.: Ursula Wittmer; [Text:] Eva Keller [u. a.]. Bern: Benteli, 1994.
  • 1995: Video - vidim - ich sehe. Slowakische, tschechische und schweizerische Videokunst. Zilina, Povazska galeria umenia, 1994; […]; Kunstmuseum Thun, 1995. Hrsg.: Esther Maria Jungo, Katarina Rusnakova und Maria Smolenicka. Bern, 1994, S. 92–97.
  • 2004: Johannes Gfeller, René Pulfer: Medium, Zwielicht. Basel: Birkhäuser, 2004. in: Kurt 1, Jahrbuch der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel HGK. S. 110–115.
  • 2005: Brennpunkt Schweiz. Positionen in der Videokunst seit 1970. Wolfgang Brückle, Rachel Mader und Nicole Schweizer, Kunstmuseum Bern, 2005. Bern, (Schriftenreihe Kunstmuseum Bern 9).
  • 2005: Alexandra Stäheli, René Pulfer: A la télévision, ils voient rien. Über mediale Verflechtungen zwischen Kunst und Massenmedien seit den 1960er Jahren. Basel: Schwabe, 2005. In: Sigrid Schade, Thomas Sieber, Georg Christoph Tholen (Hrsg.): SchnittStellen, Basler Beiträge zur Medienwissenschaft, Band 1, S. 401–421.
  • 2009: Schweizer Videokunst der 1970er und 1980er Jahre, Hg. von Irene Schubiger mit Texten von Christoph Blase, Wolfgang Ernst, Christiane Fricke, Johannes Gfeller, Christoph Lichtin, René Pulver und Sibylle Omlin, Joanna Phillips, Jochen Saueracker und Gaby Wijers, Kunstmuseum Luzern, JRP Ringier, ISBN 978-3-03764-053-1 [Diese Publikation geht auf Ausstellung und Symposium Schweizer Videokunst der 1970er und 1980er Jahre. Eine Rekonstruktion im Kunstmuseum Luzern 2008 zurück; deutsche Ausgabe].
  • 2011: Johannes Gfeller: René Pulfer. In: Sikart, 2011.
  • 2011: Floating Gaps, Performance Chronik Basel (1968–1986). Hrsg.: Sabine Gebhardt Fink, Muda Mathis und Margarit von Büren. Zürich: diaphanes
  • 2013 Video Rewind, Reinhard Manz, René Pulfer (Hrsg.), Videowochen im Wenkenpark 1984 / 1986 / 1988, 176 Seiten, 136 meist farbige Abbildungen, gebunden, 15 × 22,5 cm, mit DVD (176 Minuten), ISBN 978-3-85616-616-8
  • 2018: René Pulfer: Artist Covers and Records. Komposition René Pulfer, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Basel, 2018.
  • 2021: Christoph Dieffenbacher: René Pulfer: Ein Videomacher der ersten Stunde. In: bz, 6. November 2021.

Videos

  • Turiner Monumente, 1978 Lehrressource von René Pulfer, Peter von Arx, Peter Olpe[17]
  • Animations Film Unterricht, 1978
  • Spiegel, 1981[18]
  • Im Gehen verstehen, 1982
  • Ohne Titel, 1983[19]
  • Ohne Titel, Rene Pulfer, Herbert Fritsch, Videoband 17 min, 1983[20]
  • Der Videosampler Schweiz, Edition 1985. Rene Pulfer and Juerg Neuenschwander, 1985
  • Kunst und TV in der Schweiz, 1987 (ein vom Schweizer Fernsehen unterschlagenes Programm)[21]
  • Künstler machen Fernsehen, KUNSTKANAL (Art Channel), 1989[22]
  • Olivier, 5min[23]
  • Perzeptive Skizzen, Rémy Zaugg mit René Pulfer, 1988[24]
  • Projection (soir) & Projection (matin) von Rémy Zaugg in Kooperation mit René Pulfer, 1990[25]
  • Exposé (Unexposed Film), René Pulfer, 1991, Analogvideo, U-Matic, s/w, stumm, 00:02:40, Sammlung, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien[26][27]
  • Swiss National Bank Security, 2002/2008[28]
  • News, 2005

Einzelnachweise

  1. Kontakt Kanton Basel-Stadt Präsidialdepartement Adresse Rathaus: Der Videokunstpionier René Pulfer wird mit dem Basler Kunstpreis ausgezeichnet. Abgerufen am 1. November 2023.
  2. Der Schweizer Videokünstler wird mit dem Basler Kunstpreis geehrt, abgerufen am 23. Oktober 2024.
  3. SIKART Lexikon | SIK-ISEA Recherche. Abgerufen am 1. November 2023 (englisch).
  4. Suche | Vorlesungsverzeichnis Universität Basel. Abgerufen am 19. September 2025.
  5. Cézanne - Tentoonstellingen - Programma - FKA Witte de With. Abgerufen am 3. September 2025 (niederländisch).
  6. René Pulfer. Abgerufen am 13. November 2023 (englisch).
  7. Pulfer, René | SIK-ISEA Recherche. Abgerufen am 13. November 2023 (englisch).
  8. https://rz.anton.ch/media/web/26754
  9. Kunsthaus Baselland. Abgerufen am 13. November 2023.
  10. zephir.ch: Covering the Real. Abgerufen am 13. November 2023.
  11. Schweizer Videokunst der 70er und 80er Jahre. Eine Rekonstruktion. Abgerufen am 13. November 2023 (deutsch).
  12. zephir.ch: Art and Vinyl. Abgerufen am 3. September 2025.
  13. Daniel Leutenegger: «YOU NEVER KNOW THE WHOLE STORY». Abgerufen am 4. September 2025 (Schweizer Hochdeutsch).
  14. Nachleuchten. Nachglühen Videoinstallationen und ihre Wegbereiter. Abgerufen am 13. November 2023.
  15. Kunsthaus Baselland. Abgerufen am 3. September 2025.
  16. Partitions: une exposition réalisée en vidéo : [René Bauermeister, Marie José Burki, Silvie & Chérif Defraoui, Alexander Hahn, Eric Lanz, René Pulfer, Roman Signer, Anna Winteler, Rémy Zaugg]. In: https://recherche.sik-isea.ch. Abgerufen am 5. September 2025 (englisch).
  17. https://mediathek.hgk.fhnw.ch/ink/detail/zotero2-2604593.658UR3IG
  18. https://mediathek.hgk.fhnw.ch/ink/detail/zotero2-2604593.C9L4BVSM
  19. Ars Electronica Katalogartikel. Archiviert vom Original am 11. Mai 2025; abgerufen am 19. September 2025.
  20. https://monoskop.org/images/2/23/Video_and_Language_Video_as_Language_1986.pdf
  21. Shift - Festival der elektronischen Künste - Reisenews vom 11.10.2010. 11. Oktober 2010, abgerufen am 19. September 2025.
  22. Medien Kunst Netz: Medien Kunst Netz | KUNSTKANAL: Künstler machen Fernsehen. 19. September 2025, abgerufen am 19. September 2025.
  23. – Olivier. Abgerufen am 19. September 2025.
  24. https://mediathek.hgk.fhnw.ch/ink/detail/zotero2-2559823.QW66DTWF
  25. – Projection (matin). Abgerufen am 19. September 2025.
  26. Exposé (Unexposed Film) | ZKM. Abgerufen am 19. September 2025.
  27. https://www.ledonline.it/leitmotiv/Allegati/leitmotiv050504.pdf Seite 58
  28. https://www.kunsthausbaselland.ch/bilder/ausstellungen/20210323_NachleuchtenBooklet_DE.pdf