Sine Hansen
Sine Hansen (* 1942 in Hohensalza; † 2009 in Braunschweig) war eine deutsche Malerin des Pop Art, deren großformatige Darstellungen von Alltagsgegenständen, Werkzeugen und technischen Geräten zu monumentalen Ikonen stilisiert wurden.[1][2] Nach frühen Erfolgen in den 1960er-Jahren erfuhr ihr Werk posthum Aufmerksamkeit.[3][2]
Leben
Hansen wurde 1942 in Hohensalza, dem heutige polnischen Inowrocław, geboren und wuchs in Husum auf.[4][1] 1961 zog sie zum Studium an die damalige Werkkunstschule, die wenig später zur staatlichen Hochschule für Bildende Künste wurde, nach Braunschweig.[4] An der Dort studierte sie u. a. bei Peter Voigt, Johann Georg Geyger und Roland Dörfler und wurde 1966 Meisterschülerin.[5]
1966 erhielt sie ein Forschungsstipendium in Amsterdam, 1966/1967 folgten Studienaufenthalte in Paris.[5] Ihre erste Einzelausstellung bestritt sie 1965 in Köln, womit sich die frühe Resonanz auf ihr Werk manifestierte.[4][5] 1967 nahm sie an der Ausstellung Figurationen im Württembergischen Kunstverein Stuttgart teil – als einzige Frau neben Künstlern wie Georg Baselitz, Gerhard Richter und Sigmar Polke; 1971 folgte die Teilnahme an Aktiva 71 im Haus der Kunst, München.[4][3][5] 1978 heiratete sie den Künstler Jobst Meyer.[3][5] Hansen machte Braunschweig zu ihrem Lebensmittelpunkt, wurde Mutter zweier Töchter und starb 2009 in Braunschweig.[4][1][3]
Wirken
Hansens Malerei verbindet Einflüsse von Pop Art, Op Art und Hard Edge; häufig isoliert sie massenproduzierte Alltagsobjekte auf intensiven monochromen Hintergründen.[6] Ein von ihr selbst formulierter Leitgedanke ist die „Kontrollierbarkeit der Aggressivität“, wobei zu Zeichen gewordene Gegenstände – etwa Werkzeuge – Informationen tragen und in ungewohnter Weise fungieren.[5][6] Frühe Arbeiten wie Beglühte Sicherheit (1965) zeigen überdimensionierte Sicherheitsnadeln unter reihenweise angeordneten Glühbirnen, wodurch eine spannungsgeladene Szene entsteht.[6] Ab Mitte der 1960er-Jahre verdichtete sie Werkzeuge – Zangen, Scheren oder Kranhaken – zu großflächigen, farbintensiven Tempera-Bildern; 1966 entstand Hey Heart, das später das Katalogcover der Ausstellung Figurationen zierte.[4][5] Die zunehmend komplexen Farbzerlegungen ihrer Bildkörper gingen unter anderem auf Experimente mit einem Polarimeter an der Technischen Universität zurück, mit dem mechanische Spannungen in Festkörpern sichtbar gemacht werden.[4] Zeitgenössische Stimmen beschrieben ihre Bildsprache als emblematisch, plakatartig und zugleich heiter, deren aggressive Spannung durch harte Konturen und glatte, anti-individuelle Farbaufträge getragen wird.[5] Nach einer Verlangsamung ihrer Karriere ab dem späten 1970er-Jahre wandte sie sich in den 1990er-Jahren verstärkt der reinen Farbe und optischen Effekten zu.[4] Seit einer Wiederentdeckung durch eine Wiener Galerie 2021 und der großen Retrospektive 2025 im Kunstverein Braunschweig wird ihr Werk kunsthistorisch neu verortet; parallel zeigte das Städtische Museum Braunschweig das Gemälde Rosa (1971) erneut öffentlich.[3][2][1]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Städtisches Museum Braunschweig: Sine Hansen „Rosa“. In: braunschweig.de. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ a b c Kunstverein Braunschweig: Sine Hansen (Exhibition at Kunstverein Braunschweig, 21 Jun – 05 Oct 2025). In: mutualart.com. 21. Juni 2025, abgerufen am 1. September 2025 (englisch).
- ↑ a b c d e Art Viewer: Sine Hansen at EXILE. In: Art Viewer. 25. November 2021, abgerufen am 1. September 2025 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h Bettina Maria Brosowsky: Pop-Art-Künstlerin Sine Hansen – Die Frau mit der Zange. In: taz.de. 30. August 2025, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ a b c d e f g h Contemporary Art Library: Sine Hansen: Selected works, 1965–1970 (Handout & CV). In: contemporaryartlibrary.org. Abgerufen am 1. September 2025 (englisch).
- ↑ a b c mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien: Sine Hansen, Beglühte Sicherheit (Illuminated Safety), 1965. In: mumok.at. Abgerufen am 1. September 2025 (englisch).