Stadtkreis Kalisch

Regierungsbezirke und Kreise im Reichsgau Wartheland

Stadtkreis Kalisch[1] war während des Zweiten Weltkrieges der Name einer deutschen Verwaltungseinheit im besetzten Polen (1939–1945).

Geschichte

Das Kalischer Stadion, in den Jahren 1940 bis 1945
Die Häfen des Polizeisportklubs in Kalisch und des Prosna-Sportklubs im Jahre 1943. Die Häfen wurden von der Wehrmacht und der Schutzpolizei genutzt.
Hinrichtung von Polen durch Deutsche während des Zweiten Weltkriegs in der Nähe von Kalisch.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges besetzten deutsche Truppen den westpolnischen Powiat Kalisz, die Kreisstadt Kalisz wurde am 4. September 1939 eingenommen.

Am 26. Oktober 1939[2] wurde der Powiat unter der Bezeichnung Stadtkreis Kalisch an das Deutsche Reich angeschlossen, was als einseitiger Akt der Gewalt völkerrechtlich aber unwirksam war. Der Landkreis wurde Teil des Regierungsbezirkes Kalisch (ab 1941 Regierungsbezirk Litzmannstadt) im Reichsgau Wartheland.

Der Stadtkreis Kalisch bildete hiermit einen eigenen Stadtkreis, wovon der Landkreis Kalisch nicht Teil war.

Mit dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 endete die deutsche Besetzung.

Bevölkerung

Verordnung des Regierungspräsidenten vom Stadtkreis Kalisch, u.a. über die Einführung der Kennzeichnung von Juden
Kalisch im Jahre 1940, als die Stadt "judenfrei" wurde
Die Große Synagoge von Kalisch im Jahre 1940

In den ersten Besatzungstagen lebten etwa 82.000 Menschen in Kalisch, darunter 22.000 Juden.[3]

Die deutschen Besatzungsbehörden vertrieben bis 1944 30.000 Polen allein aus der Stadt Kalisch.

Die jüdische Bevölkerung wurde zunächst in Ghettos zusammengezogen, 1942 in das Ghetto Łódź deportiert und danach im Vernichtungslagern ermordet.

Im Laufe der Besatzung wurden im Stadtkreis Kalisch 10.441 Deutsche eingesiedelt (etwa 22 % der drastisch reduzierten Stadtbevölkerung). Die meisten davon flohen am Ende der deutschen Besatzung wieder. Zur Zeit der Befreiung lebten nur noch 45.000 Menschen in Kalisch.[3]

Befreiung

Am 12. Januar 1945 startete die sowjetische Weichsel-Oder-Operation.

Am 19. Januar erschossen deutsche Sicherheitskräfte 56 Mitglieder des Polnischen Widerstands im Skarszewski-Wald. Am Vorabend der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee (22. Januar) wurden im Ortsteil Marchwacz 60 Bewohner erschossen.

Gegen 8 Uhr am 22. Januar wurde die Brücke beim Tyniec-Friedhof gesprengt. Der erste sowjetische Angriff scheiterte. Die meisten deutschen Truppen verließen schon vor dem Anrücken der Roten Armee die Stadt, jedoch gab es mehrere deutsche Scharfschützen, die auf zwei Türmchen der St.-Joseph-Kirche saßen. Diese eröffneten das Feuer.

Am Abend startete die Rote Armee einen erneuten, stärkeren Artilleriebeschuss der Stadt. In der Nacht auf dem 23. Januar umzingelte die Rote Armee Kalisch. Am frühen Morgen des 23. Januars eröffneten die Deutschen, die immer noch auf den Türmchen der St.-Joseph-Kirche waren, erneut das Feuer. Dieses Mal wurden sie von den sowjetischen Truppen aufgespürt und mit dem Kirchturm zusammen durch Artilleriebeschuss vernichtet. Kalisch wurde am Morgen darauf von der Roten Armee eingenommen. Die Geschäfte (mit deutschen Eigentümern) in der Stadt wurden daraufhin geplündert.

Schon am 23. Januar hielt das Volkskomitee seine erste Sitzung ab. Am 26. Januar wurde Bronisław Koszutski zum Präsidenten des Komitees gewählt.[3]

Einzelnachweise

  1. Seiten - Justiz und NS-Verbrechen. Abgerufen am 6. September 2025.
  2. Kalisz (Kalisch). Abgerufen am 6. September 2025.
  3. a b c Wolny Kalisz. 31. Januar 2019, abgerufen am 7. September 2025 (polnisch).