Thomas Nunner

Thomas Nunner (* 26. Oktober 1966[1][2] in Graz, Steiermark; † 20. August 2025 in Nürnberg) war ein österreichischer Theaterschauspieler.

Leben

Thomas Nunner, in Graz geboren und aufgewachsen, studierte vor seinem Schauspielstudium zunächst Französisch, Philosophie und Spanisch.[1][3] Mit dem Umzug nach Wien wechselte er zum Fach Theaterwissenschaft.[3] Seine Schauspielausbildung absolvierte er als Eleve an der Schauspielschule des Wiener Volkstheaters.[3] Nach ersten Bühnenstationen in Wien, Graz und Bregenz erhielt er zur Spielzeit 1993/94 sein erstes Festengagement an den Städtischen Bühnen Münster.

1996 wurde er vom damaligen Schauspieldirektor Holger Berg an das Schauspielhaus Nürnberg engagiert, dem er ohne Unterbrechung auch unter den nachfolgenden Schauspieldirektoren Klaus Kusenberg und Jan Philipp Gloger fast 30 Jahre bis zu seinem Tode angehörte. Am Schauspielhaus Nürnberg war er in vielen Hauptrollen des Theaterrepertoires zu sehen, u. a. in Stücken der Antike, in Klassikern von Shakespeare, Molière, Lessing, Schiller, Goethe, Kleist, Büchner, Ibsen, Tschechow, in Stücken der klassischen Moderne und in zeitgenössischen Stücken von Mark Ravenhill, Alan Ayckbourn, Dennis Kelly, Peter Handke, Thomas Bernhard, Werner Schwab, Elfriede Jelinek, Sibylle Berg, Tracy Letts und Nora Abdel-Maksoud.

Er trat im Verlauf seiner Karriere in Regiearbeiten von Georg Schmiedleitner, Stefan Otteni, Nicolai Sykosch, Titus Georgi, Volker Schmalöer, David Mouchtar-Samorai, Enrico Lübbe, Shirin Khodadadian, Bettina Bruinier, Dieter Dorn, Anne Lenk und Andreas Kriegenburg und vielen anderen auf. Spartenübergreifend arbeitete er mit Goyo Montero, dem langjährigen Ballettdirektor des Staatstheaters Nürnberg, zusammen.[4] Er war auch regelmäßig als Sprecher für den Bayerischen Rundfunk tätig. Sein literarisches Interesse gehörte insbesondere den Werken von Shakespeare, Marcel Proust und Friedrich Hölderlin.[5]

2005 trat er neben Oana Solomon, Max Herbrechter und Torsten Ranft als „Der Märchendichter“ in Elke Schuchs Theaterstück Das Märchen vom Schwamm, nach Motiven von Hans Christian Andersen, bei der Ruhrtriennale in Bochum auf.[6] 2011 wurde er zum „Bayerischen Kammerschauspieler“ ernannt.[7]

In der Spielzeit 2011/12 übernahm er die Rolle des Güldenstern in einer Hamlet-Inszenierung des damaligen Nürnberger Schauspieldirektors Klaus Kusenberg.[8] 2015 wirkte er beim Internationalen Kammermusikfestival Nürnberg gemeinsam mit dem Bariton Benjamin Appl in der Produktion Odysseus’ Erwachen und las Texte aus dem Tagebuch Robert F. Scotts von dessen Südpol-Expedition.[9] In der Spielzeit 2015/16 war er als Graf von Kent in König Lear an der Seite von Jochen Kuhl in der Titelrolle zu sehen.[10] In der Spielzeit 2016/17 war er am Opernhaus Nürnberg der Bandmanager Bienstock in dem Musical Sugar – Manche mögen’s heiß von Jule Styne.[11] 2023 gastierte er gemeinsam mit Adeline Schebesch in dem Theaterstück Heilig Abend von Daniel Kehlmann in Südtirol.[12] In der Spielzeit 2023/24 übernahm er die Rollen des Gahmuret und des Anfortas in einer Bühnenfassung des Parzival.[13][14] Ab Mai 2024 spielte er unter der Regie von Janning Kahnert, mit Maximilian Pulst als Sancho Pansa, die Titelrolle in dem Zweipersonenstück Don Quijote von Jakob Nolte nach Miguel de Cervantes.[15] Im Juli 2025 stand er in den Rollen Charlie / Herr Smith in dem Theaterstück Die Ärztin von Robert Icke zum letzten Mal auf der Bühne.[1]

Nunner war mit der Regisseurin Alice Asper-Nunner verheiratet.[16] Er starb im August 2025 nach schwerer Krankheit im Alter von 58 Jahren.[1][7]

Rollen (Auswahl)

Hörspiele (Auswahl)

  • 1995: Walter Gödden: Westfälische Poeterey (Hanswurst) – Regie: Georg Bühren (Original-HörspielWDR)
  • 1995: Otto A. Böhmer: Tod eines Führers (Torsten Bremser) – Regie: Georg Bühren (Originalhörspiel, Kriminalhörspiel – WDR)
  • 2002: Friedhelm Sikora: Wenn Morpheus zum Tee kommt. Ein Merkblatt für den Mittagsschlaf (Morpheus) – Regie: Ursula Naumann (Originalhörspiel, Kurzhörspiel – BR)
  • 2002: Gerhard Falkner: Alte Helden – Schauspiel und deklamatorische Farce (Knock) – Bearbeitung und Regie: Jochen Nix (Hörspielbearbeitung – BR)

Quellen: ARD-Hörspieldatenbank (1–3), HörDat, die Hörspieldatenbank (4)

Einzelnachweise

  1. a b c d Nürnberg: Schauspieler Thomas Nunner ist tot. In: Theater der Zeit vom 25. August 2025. Abgerufen am 27. August 2025.
  2. Traueranzeige. In: Nürnberger Nachrichten, Ausgabe Samstag, 30. August 2025
  3. a b c Annabel Schaffer: Thomas Nunner: "Ein Bühnenkuss ist kein Vergnügen". In: Nordbayern.de vom 18. August 2010. Abgerufen am 27. August 2025.
  4. Faszinierender Ballettfilm: Goyo Montero tanzt mit dem Wolf. In: Stuttgarter Zeitung. Abgerufen am 27. August 2025.
  5. Andrea Lösel: „Mit Shakespeare kann man sein Leben verbringen“. In: Nordbayern.de vom 13. April 2011. Abgerufen am 27. August 2025.
  6. Oana Solomon als Die dicke Prinzessin, Thomas Nunner als Der Märchendichter, Max Herbrechter als... IMAGO, abgerufen am 31. August 2025.
  7. a b Ralf Welz: Große Trauer in Nürnberg: Schauspieler mit 58 Jahren gestorben. InFranken.de vom 27. August 2025. Abgerufen am 27. August 2025.
  8. Staatstheater Nürnberg - Hamlet. Abgerufen am 27. August 2025.
  9. Odysseus‘ Erwachen. In: Zwanzig Jahre Internationales Kammermusikfestival Nürnberg, Seite 57. Abgerufen am 27. August 2025.
  10. Dieter Stoll: Scheitern als Machtspiel. Aufführungskritik. In: Die Deutsche Bühne vom 11. Oktober 2015. Abgerufen am 27. August 2025.
  11. Udo Pacolt: NÜRNBERG/ Opernhaus: SUGAR – Manche mögens heiß. Musical von Jule Styne. Aufführungskritik. Abgerufen am 27. August 2025.
  12. Theatergastspiel: Heilig Abend - Bozen - Alle Termine. First Avenue GmbH, abgerufen am 31. August 2025.
  13. Parzival. Programmheft. Abgerufen am 27. August 2025.
  14. Frank Piontek: Mit Humor und Härte. Aufführungskritik. Abgerufen am 27. August 2025.
  15. Svenja Plannerer: Epic Battle of…. Aufführungskritik. Abgerufen am 27. August 2025.
  16. Thomas Nunner. Traueranzeige. In: Nürnberger Nachrichten vom 30. August 2025. Abgerufen am 11. September 2025.