Weingut Nigl



Das Weingut Nigl in Senftenberg ist ein österreichisches Weingut im Weinbaugebiet Kremstal in Niederösterreich. Der Betrieb wird als Familienweingut geführt und ist neben der Weinproduktion auch in Gastronomie und Hotellerie tätig. Das Gut befindet sich im historischen Lesehof von Senftenberg, der im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde und seit den 1990er Jahren nach einer Revitalisierung durch die Familie Nigl genutzt wird.
Geschichte des Weinlesehofs
Bauhistorische Befunde belegen eine frühe Besiedelung des Areals; nachgewiesen sind Mauerreste aus dem 12. Jahrhundert.
Der heutige Lesehof, auch Weinhof genannt, ist als herrschaftlicher Maierhof seit dem 14. Jahrhundert fassbar. Der repräsentative zweigeschoßige Saalbau (20,98 × 9,76 m; Mauerdicke 0,77–0,96 m) weist im Untergeschoß regelmäßig angeordnete Lichtscharten auf, während das Obergeschoß durch hochrechteckige, verschließbare Fenster belichtet wird.[1] Zwischen 1580 und 1625 diente der Hof als auf Weinbau spezialisierter Wirtschaftshof der Burg Senftenberg und war zugleich Verwaltungssitz der Herrschaft.[2] Im Jahr 1717 ging die Herrschaft Senftenberg in den Besitz der Grafen von Starhemberg über.
Um die Jahrhundertwende um 1900 entwickelte sich das Kremstal verstärkt zu einer Sommerfrische-Region; zeitgenössische Postkarten zeigen die Burgruine Senftenberg mit dem Lesehof als landschaftlich idyllisches Motiv. Diese Nutzungstradition kam im 20. Jahrhundert mit dem Rückgang des herrschaftlichen Weinbaus zum Erliegen, und das Gebäude verfiel, bis es in den Jahren 2003 bis 2004 von der Familie Nigl restauriert und zu einem Weingut mit Hotel (zwölf Gästezimmer) und kleinem Restaurant ausgebaut wurde.[3][4]
2023 wurde der historische Weinlesehof um einen Neubau nach Plänen des Architekten Thomas Tauber erweitert, in dem ein Spa-Hotel mit 27 Zimmern untergebracht ist; es ist über eine unterirdische Passage mit dem Stammhaus verbunden. Diese Erweiterung wurde als gestaffelt versetzte Baukörper mit Lärchenholzverkleidung und begrünten Terrassen ausgeführt, die sich an der Struktur der umliegenden Weingärten orientieren und dadurch eine visuelle Beziehung zur Kulturlandschaft herstellen.[5][6]
Das Weingut
Geleitet wird das Weingut und das angeschlossene Restaurant, mit Hotel unter der Burgruine Senftenberg gelegen, von Martin Nigl. Das Weingut gilt als ein Leitbetrieb für den Weinbau des Weinbaugebiets Kremstal[7] und ist Mitglied der Vereinigung Österreichische Traditionsweingüter (ÖTW).
Weine und Rebsorten
Die Rebfläche beträgt 25 Hektar (Stand 2016), wovon 90 % mit weißen Rebsorten, hauptsächlich mit Grüner Veltliner und Riesling, der Rest mit Sauvignon Blanc, Chardonnay und Gelber Muskateller bestockt sind.[8]
Die bekanntesten Weine sind der Veltliner und der Riesling Privat aus der Lage Senftenberger Piri für den die besten Trauben jedes Jahrganges verwendet werden. Weitere wichtige Lagen sind Dornleiten, Hochäcker und Kremsleiten. Die Rieden mit Urgesteinsböden aus verwittertem Granit werden im Wege des naturnahen, integrierten Weinbaus bewirtschaftet. Die Weinlese erfolgt in mehreren Durchgängen über mehrere Wochen per Hand.[9] Die Weißweine werden in Stahltanks und nur selten in Barriques ausgebaut.
Einzelnachweise
- ↑ H. Krause / G. Reichhalter: Der „Perchhof“ zu Heiligenstadt, in: Fundort Wien 12 (2009), S. 137 f.
- ↑ F. Fux: Senftenberg – Vom Herrensitz zum Gesundheitszentrum, Senftenberg 1995, S. …
- ↑ Hauer Holztechnik GmbH: Weinhaus Nigl Senftenberg. Referenzprojekt. Abgerufen am 7. September 2025 [1].
- ↑ Weingut Nigl – Lesehof (Stammhaus), Website Weingut Nigl. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Weinhotel Nigl – Architekten Tauber. In: arch-tauber.at. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Nigl Weinhotel lädt ganzjährig zu Wellness und Genuss ein. In: Well-Hotel. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Hugh Johnson: Der kleine Johnson 2009. Verlag Hallwag, Bern 2008, ISBN 3-833-81220-6, S. 228.
- ↑ Peter Moser: Falstaff. Weinguide 2009/2010. Österreich. Südtirol. Falstaff, Wien 2009, ISBN 978-3-902660-03-9, S. 172f.
- ↑ Website des Weingutes
Literatur
- Stuart Pigott, Andreas Durst, Ursula Heinzelmann, Chandra Kurt, Manfred Lüer, Stephan Reinhardt: Wein spricht Deutsch. 1. Auflage. Scherz, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-502-19000-4.
- Klaus Egle: Der österreichische Wein. Das große Handbuch. 1. Auflage. Pichler Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-85431-403-5.
Weblinks
Koordinaten: 48° 26′ 47″ N, 15° 33′ 58″ O