Werner Endell
Werner Endell (* 5. März 1894 in Berlin-Steglitz; † 23. Dezember 1985 in Kiel) war ein deutscher Kapitän zur See der Kriegsmarine.
Leben
Werner Endell trat am 1. April 1914 in die Kaiserliche Marine ein und absolvierte die infanteristische Grundausbildung. Später war er als Seekadett bis Februar 1915 auf der Derfflinger, bevor er bis Ende des gleichen Jahres als Fähnrich zur See auf die Mecklenburg wechselte. Bis Juni 1916 besuchte er verschiedene Ausbildungskurse und kam, ab 13. Juli 1917 Leutnant zur See, auf die Elsass und später bis Juni 1917 auf die Lothringen. Bis Kriegsende diente er u. a. in der 15. Torpedobootshalbflottille als Wachoffizier auf den Torpedobooten V 182, V 181 und T 192.
Nach dem Krieg wurde er am 11. November 1919 aus der Marine verabschiedet und am 16. Januar 1921 mit dem Charakter als Oberleutnant zur See ausgezeichnet.
Später wurde er in der Reichswehr reaktiviert und am 1. Oktober 1933 Kapitänleutnant.
Vom 25. Februar 1935 bis 2. Januar 1938 war er in der Marinewehrabteilung (AV) im Reichkriegsministerium u. a. als E-Offizier und Referent eingesetzt. Anschließend war er bis 25. Juni 1940 Stabsoffizier bei der psychologischen Prüfstelle Kiel der Marinestation der Ostsee.
Von Juni 1940 bis September 1940 war er Chef der Hafenschutzflottille Warnemünde. Anschließend war er bis September 1942 Erster Adjutant des Marinebefehlshabers Kanalküste, Admiral Hermann von Fischel und wurde in dieser Position zum Korvettenkapitän befördert. Im Januar 1943 war er kurz Hafenkommandant Dieppe, bevor er für drei Monate bis zur Kapitulation der deutschen Truppen am 13. Mai 1943 Hafenkommandant Sfax im Deutschen Marinekommando Tunesien war. Von Mai 1943 bis August 1944 war er Hafenkommandant St. Malo beim Marinebefehlshaber Nordfrankreich.[1] Am 1. Juli 1944 wurde er Kapitän zur See. Nachdem Ende Juni 1944 die Stadt Cherbourg mit dem Marinehafen von den Amerikanern befreit worden war, wurde anschließend St. Malo angegriffen.
Gemeinsam mit den Heerestruppenteilen unter Oberst Andreas von Aulock, welcher sich weigerte zu kapitulieren, verteidigte Endell, in den Verteidigungsgefechten Stellvertreter von Aulock, von Anfang August bis Mitte August 1944 St. Malo.[2][3] Hierfür wurde er am 12. August 1944 erst mit dem Deutschen Kreuz in Gold[4] und kurze Zeit später am 18. August 1944, ein Tag nach der Befreiung St. Malos, mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet[5]. Endell war damit der erste von nur drei Hafenkommandanten der Kriegsmarine, welche das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen bekamen. Wie es in der Begründung zur Verleihung hieß, konnte er mehr als 12 Tage die stark umkämpfte Festung gegen weit überlegende Gegner halten und dabei eine amerikanische Brigade binden, welche zum größten Teil aufgerieben wurde.[6] Am 16. August 1944 meldete Endell u. a. bzgl. der verteidigungsrelevanten Batterie Cecembre an das Skl:[7]
Munition geht zu Ende, 78 Schuß...„Wir glauben und kämpfen“
Am 17. August 1944 schreibt der Oberbefehlshaber der Marinegruppenkommando West, Admiral Theodor Krancke, an den Hafenkommandanten:[8]
Meine Gedanken sind bei Euch, Eure Tat wird als Heldenlied eingehen in die deutsche Geschichte.
Um 15:29 Uhr bzw. 15:30 Uhr und 15:58 Uhr des gleichen Tags folgt der unverschlüsselte Funkspruch Endells:[8]
Schlüsselunterlagen vernichtet.
4.000 Feindgranten konnten wir mit 16 erwidern. Der Kampf ist zu Ende. Heil unserm Führer, Volk und Vaterland !
Kampf eingestellt. Cecembre kämpft weiter.
Anschließend brach der Funkkontakt zwischen Hafenkommandant und Skl ab. Mit dem Fall von St. Malo am 17. August 1944 kam Endell in Kriegsgefangenschaft, aus welcher er am 14. Mai 1946 entlassen wurde.
Literatur
- Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 1939–1945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 3. Podzun, 1956, S. 64.
- Manfred Dörr: Die Ritterkreuzträger der U-Boot-Waffe. Bd. I: A–J. Biblio Verlag Osnabrück, 1995, Biblio-Verlag, S. 144 ff.
- Franz Thomas: Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht 1939–1945. Biblio, 1996, ISBN 978-3-7648-1447-2, S. 121–123.
- Marine-Offizier-Verband (Hrsg.), Albert Stoelzel: Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine. 1914–18. Thormann & Goetsch, Berlin 1930, S. 491.
Einzelnachweise
- ↑ Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 1939–1945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 2. Podzun, 1956, S. 3.
- ↑ Friedrich Kellner: „Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne“: Tagebücher 1939–1945. Wallstein, 2011, ISBN 978-3-8353-0636-3, S. 801.
- ↑ Steven J. Zaloga: Brittany 1944: Hitler’s Final Defenses in France. Bloomsbury Publishing, 2018, ISBN 978-1-4728-2736-4, S. 40.
- ↑ Horst Scheibert: Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold: Kriegsmarine, Luftwaffe, Waffen-SS; und des Deutschen Kreuzes in Silber: Heer, Kriegsmarine, Luftwaffen, Waffen-SS. Podzun-Pallas-Verlag, 1984, ISBN 978-3-7909-0223-5, S. 32.
- ↑ Ulrich Elfrath: Die deutsche Kriegsmarine, 1935–1945: Schiffe, Bewaffnung, Männer, Ausrüstung, Einsätze. Podzun-Pallas, 1987, ISBN 978-3-7909-0320-1, S. 147.
- ↑ Clemens Range: Die Ritterkreuzträger der Kriegsmarine. Motorbuch Verlag, 1974, ISBN 978-3-87943-355-1, S. 71.
- ↑ Kriegstagebuch der Seekriegsleitung 1939–1945. - Teil A ; Band 60/2. 16. bis 31. August 1944, ISBN 3-8132-0691-2, S. 394.
- ↑ a b Kriegstagebuch der Seekriegsleitung 1939–1945. - Teil A ; Band 60/2. 16. bis 31. August 1944, ISBN 3-8132-0691-2, S. 419.