Zagami (Meteorit)

Koordinaten: 11° 43′ 59″ N, 7° 4′ 59″ O
Zagami
Fragment des Meteoriten Zagami
Allgemeines
Offizieller Name
nach MBD
 
Synonym Zagama
Authentizität bestätigt
Lokalität
Land Nigeria
Bundesstaat Katsina
LGA Faskari
Gemeinde Yankara
Felsen und Ort Zagami
Streufeld nein
Fall und Bergung
Datum (Fall) 3. Oktober 1962
beobachtet ja
Datum (Fund) unmittelbar beim Einschlag
Sammlung Geolog. Inst. & Museum von Kaduna (Hauptmasse)
Robert Haag u. a. m.
Beschreibung
Typ Marsmeteorit
Klasse SNC-Clan
Gruppe Shergottit
Untergruppe basaltischer Achondrit
Masse (total) 18 kg
Schock S5-S6
Verwitterung W0
Herkunft Mars
Referenzen
Meteoritical Bulletin 30386
Mindat (Keswick, VA) 30090

Der Meteorit Zagami, gefallen am 3. Oktober 1962 in Nigeria, ist mit einer Masse von etwa 18 Kilogramm einer der größten jemals gefundenen Marsmeteoriten,[1] er wird jedoch inzwischen übertroffen vom 2022 in der Westsahara gefallenen Amgala 001 mit 34,67 kg.[2]

Der Meteorit Zagami steht in keinerlei Verbindung zum Asteroiden Zigamiyama, der nach einem Berg im Iide-Gebirge (Iide-san), Bandai-Asahi-Nationalpark (Japan), benannt ist, der wiederum nichts zu tun hat mit dem Berg oder Felsen Zagami in der Nähe der Einschlagsstelle in Nigeria.

Fall, Bergung und Aufbewahrung

Der Meteorit ging in einer Entfernung von ca. 1,2 km vom Zagami-Felsen[3] des gleichnamigen Ortes in Nigeria etwa 3 Meter entfernt von einem Bauern nieder und erzeugte ein etwa 61 cm tiefes Loch. Laut Ron Baalke (NASA/JPL) ist der Zagami-Meteorit der am leichtesten für Sammler erhältliche „SNC-Meteorit“[4][5] (bezieht sich auf die SNC-Klassifizierung von Meteoriten, speziell Marsmeteoriten, in die Gruppen der Shergottite, Nakhlite und Chassignite).

Der Fund wurde zunächst an das Geologische Institut von Kaduna geschickt und in das Kaduna Museum gebracht. 1988 kaufte der Meteoritenhändler Robert Haag ein Stück des Meteoriten mit einer Masse von ca. 7 kg (später weitere Stücke mit insegasemt ca. 2 kg); in der Folge wurde Zagami in zahlreiche Stücke zersägt, die sich heute in verschiedenen Sammlungen befinden.[4][5]

Zusammensetzung und Beschaffenheit

Zagami besteht aus feinkörnigem, pyroxenreichem Basalt, sehr ähnlich dem Meteoriten Shergotty, dem Typmeteorit und Namensgeber für seine Gruppe. Er besteht aus 75 % Pyroxen (Pigeonit und Augit) und 18 % Plagioklas-Glas.

In diesem Meteorit wurde das Mineral Seifertit nachgewiesen, ein dichtes orthorhombisches Polymorph von Siliziumdioxid (SiO2) mit einer Struktur vom Typ Scrutinyit (α-PbO2[6]). Seifertit ist bekannt aus dem stark geschockten Marsmeteoriten Shergotty, wo es in Komposit-Siliziumdioxidkörnern (englisch composite silica grains) zusammen mit dichtem SiO2-Glas lamellenartige Strukturen bildet. Das Mineral ist außerdem in einigen Körnern mit geringem Stishovit-Anteil und einem weiteren monoklinen dichten SiO2-Polymorph mit einer ZrO2-artigen Struktur verwachsen.[7]

Typlokalität

a) Rückstreuelektronenbild (Backscatter electron image, BSE): Zagamiit-haltige Schockschmelztasche im Meteorit Zagami. (b) Das vergrößerte BSE-Bild der Bereiche in (a) zeigt den feinkörnigen Zagamiit. Stishovit-haltige Regionen enthalten ebenfalls Zagamiit und abgeschreckte Schmelze (quenched melt).[8]

In dem Meteoriten wurde das Mineral Liebermannit[9] erstmalig gefunden, weswegen er für dieses als Typlokalität gilt. Ein weiteres neues Mineral, Zagamiit (CaAl2Si3.5O11), wurde 2023/2024 nach dem Meteoriten benannt.[8]

Schockstatus

Der Schockstatus des Meteoriten wird auf S5-S6 eingestuft. Es gibt schockinduzierte Schmelzgänge mit amorphem Gläsern von Silikat-Perowskit und Silikat-Titanit. Dagegen kristallisierten Omphacit, Stishovit, Plagioklas und Akimotoit während der Dekompression aus der Schmelze.[10][11]

Umwelteinflüsse: Verwitterung auf Mars und Erde

In der Zusammensetzung wurde eine vergleichsweise große Menge an Spuren der Marsatmosphäre sowie zuvor Strahlung ausgesetztes Material vom Marsboden gefunden.[5][12]

Da der Meteorit unmittelbar beim Einschlag beobachtet und gefunden wurde, gibt es natürlich keine irdische Verwitterung.

Literatur

  • P. Beck, Ph. Gillet, A. El Goresy, S. Mostefaoui: Timescales of Shock Processes And The Size of Martian Meteorites Source Craters, Constrained From Shock Metamorphism. In: Lunar and Planetary Science XXXVI. 2005, S. 1–2 (englisch, lpi.usra.edu [PDF; 169 kB; abgerufen am 3. September 2025]).
  • Bruno Leonardo do Nascimento-Dias, Maria Elizabeth Zucolotto, Hugo Camarano Belgo, Talita Valverde Ferreira da Silva, Virgĩlio de Carvalho dos Anjos: Detection of organic or inorganic material in Martian meteorite Zagami by vibrational spectroscopy? In: Cambridge University Press. International Journal of Astrobiology. Band 19, Nr. 6, September 2020, S. 438–445, doi:10.1017/S147355042000021X (englisch).

Einzelnachweise

  1. Zagami. In: lpi.usra.edu. Meteoritical Bulletin Database, Lunar and Planetary Institute (LPI), 18. August 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  2. Amgala 001. In: lpi.usra.edu. Meteoritical Bulletin Database, Lunar and Planetary Institute (LPI), 18. August 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  3. Zagami Hill. Auf. Mapcarta (de).Anm.: Google Earth zeigt zwei Felsmassive westlich und südwestlich des Ortes, setzt aber die Nadel für den Berg in die Ebene nördlich des Ortes. Nach den MinDat-Koordinaten geschah der Impakt etwas südöstlich des Ortes.
  4. a b Ron Baalke et al.: The Zagami Meteorite. Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA (Memento vom 30. Oktober 2021 im Internet Archive)
  5. a b c Charles Meyer: Zagami: Enriched Basaltic Shergottite, 18 kg. seen to fall. (PDF; 1,2 MB) In: curator.jsc.nasa.gov. Johnson Space Center (JSC), NASA, The Mars Meteorite Compendium, 2012, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  6. Scrutinyite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 54 kB; abgerufen am 3. September 2025]).
  7. Ahmed El Goresy, Przemyslaw Dera, Thomas G. Sharp, Charles T. Prewitt, Ming Chen, Leonid Dubrovinsky, Brigitte Wopenka, Nabil Z. Boctor, Russell J. Hemley: Seifertite, a dense orthorhombic polymorph of silica from the Martian meteorites Shergotty and Zagami. In: European Journal of Mineralogy. Band 20, Nr. 4, August 2008, S. 523–528, doi:10.1127/0935-1221/2008/0020-1812 (englisch, Download verfügbar bei researchgate.net [PDF; 907 kB; abgerufen am 3. September 2025]).
  8. a b Chi Ma, Oliver Tschauner, Vitali B. Prakapenka, John R. Beckett, Eran Greenberg: Zagamiite, CaAl2Si3.5O11, the Hexagonal High-Pressure CAS Phase with Dominant Si, as a Mineral from Mars. In: Minerals. Band 14, Nr. 1, 2024, S. 1–12, doi:10.3390/min14010018 (englisch).
  9. Liebermannit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 2. Juni 2025.
  10. Zhidong Xie, Thomas G. Sharp, Paul DeCarli: Pressure Histories From Thin And Thick Shock-Induced Melt Veins in Meteorites. In: Lunar and Planetary Science XXXVI. Nr. 1216, 2005 (englisch, lpi.usra.edu [PDF; 157 kB; abgerufen am 3. September 2025]).
  11. Zagami Martian meteorite, Faskari, Katsina, Nigeria. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  12. Thomas Smith, P. M. Ranjith, Huaiyu He, Rixiang Zhu: Reviewing Martian Atmospheric Noble Gas Measurements: From Martian Meteorites to Mars Missions. In: Geosciences. Band 10, Nr. 11, November 2020, S. 1–26, doi:10.3390/geosciences10110439 (englisch).