gautschen

gautschen (Deutsch)

Verb

Person Wortform
Präsens ichgautsche
dugautschst
gautscht
er, sie, esgautscht
Präteritum ichgautschte
Konjunktiv II ichgautschte
Imperativ Singulargautsch!
gautsche!
Pluralgautscht!
PerfektPartizip IIHilfsverb
gegautscht haben
Alle weiteren Formen: Flexion:gautschen

Anmerkung zur Konjugation:

Die konjugierte Form „du gautscht“ ist in Österreich zulässig, da gemäß dem Österreichischen Wörterbuch (ÖWB) bei Verben mit dem Stammauslaut …sch „auch die Endung -t (ohne vorangehendes s) korrekt“ ist (siehe im Anhang des ÖWBs unter „Konjugation der Verben (Zeitwörter)“, Punkt 1.4 „Stammauslaut“ der Punkt 1.4.4[1]). Diese Verbform wird jedoch auch im gesamten deutschen Sprachgebiet umgangssprachlich verwendet.

Worttrennung:

gaut·schen, Präteritum: gautsch·te, Partizip II: ge·gautscht

Aussprache:

IPA: [ˈɡaʊ̯t͡ʃn̩]
Hörbeispiele:  gautschen (Info)
Reime: -aʊ̯t͡ʃn̩

Bedeutungen:

[1] schaukeln, wiegen, sich wiegend bewegen
[2] Handwerk, Papierherstellung: pressen, Papierbogen aus der Formbütte nehmen und das Wasser auspressen
[3] Lehrling im Druckereigewerbe wassertaufen
[4] veraltet: Flüssigkeiten oder Nahrungsmittel ungeschickt behandeln, schlabbern
[5] veraltet: Flüssigkeit zum Überschwappen bringen, spritzen

Herkunft:

[1] Das Wort ist seit dem 15. Jahrhundert belegt.[2]
[2] möglicherweise aus französisch coucher  fr „legen“. Das Wort ist seit dem 18. Jahrhundert belegt.[3]

Beispiele:

[1] Er lacht, das kennt er schon, er versucht zu besänftigen, setzt sich bei mir auf die Lehne und gautscht besoffen rum, macht Späßchen und lacht selbst darüber.[4]
[2] Das Wort Gautschen ist der Fachsprache der Papiermacher entnommen. Dort werden Papierbahnen zusammengepresst, um das Wasser wegzubringen, was gautschen heißt.[5]
[2] Diese Vermutung bestätigt sich, wenn man den nächsten Arbeitsschritt, das Gautschen, betrachtet.[6]
[3] „Ursprünglich wurden nur Buchdrucker gegautscht, wobei der Beruf zwei Berufe in sich vereinigte, den Schriftsetzer und den Drucker.“[7]
[4]
[5] Das Mädchen gautscht mit dem Spülwasser, statt das Geschirr abzuwaschen.

Wortbildungen:

Gautsche, Gautscher, Gautschfest, Gautschstuhl

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[2, 3] Wikipedia-Artikel „gautschen
[1, 2, 4, 5] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „gautschen
[1] Duden online „gautschen (wippen, schaukeln, wiegen)
[2, 3] Duden online „gautschen (pressen, aufnehmen, Ritual)

Quellen:

  1. ÖBV im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (Herausgeber): Österreichisches Wörterbuch. Vollständige Ausgabe mit dem amtlichen Regelwerk. Aktualisierte 44. Auflage. ÖBV, Wien 2025, ISBN 978-3-209-13686-2 (Bearbeitung: Stefan Dollinger et al.; Redaktion: Christiane M. Pabst, Magdalena Eybl-Vyhnanek), Seite 930
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort: „gautschen“, Seite 334.
  3. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort: „gautschen²“, Seite 334.
  4. Perverse Symposien, Band 1, Gunar Musik,Iris Geiger-Musik. Abgerufen am 19. März 2016.
  5. Die Geschichte der Dortmunder Faktoren 1898-1998: 100 Jahre Dortmunder Faktoren, 1898-1998. Abgerufen am 19. März 2016.
  6. Papier im mittelalterlichen Europa: Herstellung und Gebrauch, herausgegeben von Carla Meyer, Sandra Schultz, Bernd Schneidmüller. Abgerufen am 19. März 2016.
  7. Das Gautschen