9-cm-Mörser

9-cm-Mörser


9-cm-Mörser

Allgemeine Angaben
Entwicklungsjahr 1880
Produktionszeit 1880 bis 1892
Stückzahl 450
Waffenkategorie Mörser
Technische Daten
Kaliber 8,8 cm
Drall
Höhenrichtbereich 0°–65° Winkelgrad

Der 9-cm-Mörser war ein deutscher Mörser, der 1880 in die Armee eingeführt wurde und der erste Minenwerfer der deutschen Artillerie war.

Entwicklung

Im Jahr 1869 wurde das erste Mal die Entwicklung und der Bau eines Mörsers mit dem Kaliber von 9 cm vorgeschlagen. Ziel war es, ein wirksames Mittel gegen infanteristische Nahangriffe zu haben. Die Ansichten in der Armee und deren Führung schwankten jedoch über die Notwendigkeit eines Nachangriffs im Festungskrieg und so wurde die Idee vorerst abgelehnt. Im Jahr 1876 begannen dann dennoch die ersten Versuche mit einem neu geschaffenen 9-cm-Mörser.[1][2]

Um das Geschütz leicht halten zu können, sollte die Feuerreichweite beschränkt werden. Damals hielt man eine maximale Entfernung von 200 m als angemessen. Im späteren Verlauf der Entwicklung wurde jedoch eine maximale Entfernung von 1500 m gefordert. Die Entwicklungsarbeiten dauerten vier Jahre und 1880 konnte der neue 9-cm-Mörser vorgestellt und in die Armee eingeführt werden. Damals hielt man den 9-cm-Mörser als unbedingt erforderlich zur Durchführung eines Infanterie- und Ingenieur-Nahangriffs.[1]

Die Artillerie wollte den neuen Mörser auf weite Entfernungen einsetzen, um gegnerische Bettungen und Geschütze der 2. Artillerie-Aufstellung zu bekämpfen. So wurde das das Geschütz mit einer Schrapnellgranate ausgerüstet um gegen Sappen wirken zu können. Darin sollten dann die zum Sturm bereitgestellten Angriffskolonnen beschossen und bekämpft werden. Alle gemachten Erfahrung beim 9-cm-Mörser flossen später in den 15-cm-Mörser mit ein.[1]

Produktion

Vom 9-cm-Mörser wurden zwischen 1880 und 1892 insgesamt 450 Stück hergestellt.[1]

Technische Beschreibung

Der 9-cm-Mörser hatte eine Zahnbogenrichtmaschine, welche einen Höhenrichtbereich von 0 Winkelgrad bis +65 Winkelgrad ermöglichte. Nach der Schussabgabe hatte das Geschoss einen gleichbleibenden Drall von 4 Winkelgrad. In der Feuerstellung hatte der Mörser ein Gewicht von 202 kg. Wie gefordert, konnten die Granaten bis zu 1500 m weit gefeuert werden.[3]

Der Verschluss war ein Schraubenverschluss mit einer Kammer und der Zündung der Granate von oben. Er bestand aus Kupfer mit einer Stahlplatte. Um den Mörser tragen zu können, waren vier Strickhandgriffe an den vier Ecken angebracht. Für den fahrenden Transport wurde er auf einer Trancheekarre verlastet.[3]

Einsatz

Der Mörser wurde ausgiebig bei verschiedenen Schießübungen getestet und eingesetzt. Dabei trat jedoch die geringe Leistung deutlich hervor. Auch war ein negative Punkt, dass der Mörser für das rauchschwache Pulverschießen ungeeignet war und nach jedem Schuss seine Stellung deutlich enttarnte. Dies hatte zur Folge, dass der 9-cm-Mörser bereits 1892, vornehmlich in großen Festungen eingesetzt, aus dem Dienst der Armee entfernt wurde.[1]

Der General Hermann von Müller erwähnte den 9-cm-Mörser in seinem Buch und sagte:[3][4]

„Wird heute (1896) ein Nahangriff für unnötig gehalten, was in der Tat von vielen stellen geschieht, so wird dabei auch ein leichter Mörser wieder in sein Recht eintreten, seine Daseinsberechtigung ist dann erwiesen.“

Literatur

  • Hermann Schirmer: Das Gerät der Artillerie vor, in und nach dem Weltkrieg, V. Teil, Das Gerät der schweren Artillerie (Textband). Bernard & Graefe, Berlin 1937.
  • Hermann von Müller: Die Entwicklung der preußischen Festungs- und Belagerungsartillerie in Bezug auf Material, Organisation und Ausbildung von 1815–1875. Robert Oppenheim, Berlin 1876.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hermann Schirmer: V. Teil, Das Gerät der schweren Artillerie (Textband). 1937, S. 38.
  2. Hermann von Müller: Die Entwicklung der preußischen Festungs- und Belagerungsartillerie. 1876, S. 33–39.
  3. a b c Hermann Schirmer: V. Teil, Das Gerät der schweren Artillerie (Textband). 1937, S. 39.
  4. Hermann von Müller: Die Entwicklung der preußischen Festungs- und Belagerungsartillerie. 1876, S. 499.